Sehen!

»Besser als Krieg«

Alice Hasters, Oliver Polak, Anna Dushime (v.l.) Foto: rbb/Gerald von Foris

Die Studiosituation von Oliver Polaks neuem Video-Podcast Besser als Krieg ist absolut coronakrisentauglich, obwohl die vier Folgen der ersten Staffel vor Inkrafttreten der Maßnahmen aufgezeichnet wurden: Schwarze Leere umgibt die zwei Gäste und den Gastgeber, die in gebührendem Abstand unter Lichtspots sitzen.

Alle zwölf Minuten reicht Polak eine Kiste herum, aus der das nächste zu besprechende Thema gefischt wird. Zum Beispiel »Toilette« oder »Tod«. Ausnahmezustand auch im Studio. Vom Fäkalienwitz zum Krebsgeständnis in fünf Sekunden.

Frauen Als Gäste hat sich Polak ausschließlich Frauen ausgesucht, die etwas zu sagen haben, Bücher schreiben, selbst Shows moderieren oder als Journalistinnen Stellung beziehen – von Sibel Schick über Lisa Ludwig bis Sham Jaff.

»Eine Show mit Erkenntnisgewinn und Herzensbildung«, heißt es in der Ankündigung. »Im Mittelpunkt die Gäste und ihre Sicht auf die Dinge. Ihre Biografie. Was sie lieben, wer sie sind, wie ihr Herz schlägt, wen sie lieben, was sie verachten.« Wobei der Gastgeber sich auch immer wieder begeistert selbst antwortet.

Rassismusproblem In Folge eins geht es vor allem ums Außenseiter-Sein, und passenderweise zieht die Autorin Alice Hasters als erstes Wort »Ausländer«. Alle sind sich einig, dass Deutschland ein tief sitzendes Rassismus- und Intoleranzproblem hat, dann klingelt die Stoppuhr, und es geht plötzlich ebenso einträchtig um Stuhlgang auf der Flugzeugtoilette.

In anderen Sendungen herrsche viel zu häufig Krieg, da sei das Konzept, die Leute streiten zu lassen, sagte Polak im Gespräch mit Jörg Thadeusz im Talk aus Berlin. In seiner Show werde dagegen »harmonisch« statt »kriegerisch« miteinander gesprochen. In Interviews betont der 43-Jährige immer wieder die Unberechenbarkeit seines Jobs als Stand-up-Comedian. »Manchmal brillierst du, manchmal krepierst du.«

Unberechenbarkeit Diese Unberechenbarkeit zahlt er uns heim. Der schwankende Boden, auf dem er bestehen muss, ist zu seiner stärksten Waffe geworden. Deren Einsatz ist meist eine Wonne, wenn er zum Beispiel mit Micky Beisenherz »Das Lachen der Anderen« auslotet.

In Polaks Solo-Veranstaltungen kann das auf Dauer anstrengend werden. Aber die alte Stand-up-Regel gilt auch hier: Wenn es nicht lustig ist, muss es wenigstens interessant sein. Und interessant ist Polak jedes Mal wieder. Zumindest zu Beginn.

Montags um 20 Uhr als Video- und Audio-Podcast bei Radioeins (RBB), in der ARD-Audiothek, bei iTunes und YouTube. Im RBB in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch um 00.20 Uhr

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Katrin Richter, Imanuel Marcus  04.12.2025

Kulturbetrieb

»Wie lange will das politische Deutschland noch zusehen?«

Der Bundestagskulturausschuss hörte Experten zum Thema Antisemitismus an. Uneins war man sich vor allem bei der Frage, wie weit die Kunstfreiheit geht

von Michael Thaidigsmann  04.12.2025

Show-Legende

Mr. Bojangles: Sammy Davis Jr. wäre 100 Jahre alt geworden

Er sang, tanzte, gab den Spaßmacher. Sammy Davis Jr. strebte nach Erfolg und bot dem Rassismus in den USA die Stirn. Der Mann aus Harlem gilt als eines der größten Showtalente

von Alexander Lang  04.12.2025

Preisvergabe

Charlotte Knobloch kritisiert Berichterstattung von Sophie von der Tann

Dass problematische Berichterstattung auch noch mit einem Preis ausgezeichnet werde, verschlage ihr die Sprache, sagt die Präsidentin der IKG München

 04.12.2025

Philosophie

Drang zur Tiefe

Auch 50 Jahre nach ihrem Tod entzieht sich das Denken Hannah Arendts einer klaren Einordnung

von Marcel Matthies  04.12.2025

Zahl der Woche

2 Jahre

Fun Facts und Wissenswertes

 03.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  03.12.2025 Aktualisiert

Medien

»Antisemitische Narrative«: Vereine üben scharfe Kritik an Preis für Sophie von der Tann

Die Tel-Aviv-Korrespondentin der ARD soll mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis geehrt werden

 03.12.2025

Chemnitz

Sachsen feiert »Jahr der jüdischen Kultur«

Ein ganzes Jahr lang soll in Sachsen jüdische Geschichte und Kultur präsentiert werden. Eigens für die Eröffnung des Themenjahres wurde im Erzgebirge ein Chanukka-Leuchter gefertigt

 03.12.2025