Anti-Defamation League

Bericht: Kanye Wests Judenhass führt zu Gewalt

Kanye Wests Judenhass-Propaganda hat Folgen. Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com

Die antisemitischen Statements des US-Rappers Kanye West stehen in direktem Zusammenhang mit mindestens 30 judenfeindlichen Angriffen in den USA. Zu diesem Ergebnis kommt ein neuer Bericht der amerikanischen Nichtregierungsorganisation Anti-Defamation League (ADL). Sie tritt gegen die Diskriminierung und Diffamierung von Juden ein.

Der Musiker, der sich offiziell zu Ye umbenannte, hatte im Herbst 2022 unter anderem antisemitische Tweets verbreitet, in einem Interview mit dem rechtsextremen Verschwörungsideologen Alex Jones den Holocaust verharmlost und gesagt, er würde Hitler lieben. Zudem postete er auf Twitter ein Bild, das einen Davidstern verflochten mit einem Hakenkreuz zeigte.

Auswirkungen Das hatte offenbar schwerwiegende Auswirkungen: Zu den registrierten Ereignissen gehörten Fälle von Vandalismus, gezielter Belästigung und die Verbreitung von Propaganda in Universitäten, heißt es in dem Bericht der ADL.

Auch der Hashtag-Slogan #YeIsRight (»Ye hat recht«) sei unmittelbar nach den Judenhass-Posts des Rappers aufgetaucht, und zwar nicht nur online, sondern auch in Zusammenhang mit antisemitischen Vorfällen in den gesamten USA. Auf einer Autobahnbrücke in Los Angeles befestigten beispielsweise mehrere Personen ein Banner mit der Aufschrift »Kanye hat recht mit den Juden«. Auf einem weiteren Plakat forderte die Gruppe vorbeifahrende Autofahrer zum Hupen auf, wenn sie gleicher Meinung waren.

Die ADL erklärte außerdem, dass die rechtsextremen Groypers im Januar 2023 an vier Universitäten in den Bundesstaaten Alabama und Florida Veranstaltungen unter dem Titel »Ye is right, change my mind« (»Ye hat recht, überzeuge mich eines Besseren«) organisierten, in deren Rahmen Holocaustleugnung betrieben und Hitler gelobt worden sei.

Ein weiteres Ergebnis der Untersuchung: Auf Twitter wurde der »Ye is right«-Spruch seit dem 1. Oktober 2022 zehntausendmal publiziert, 22.000-mal mit einem »Gefällt mir« versehen und rund 5000-mal weiterverbreitet.

Alarmierend ist auch die Wirkung der Aussagen von Ye in der realen Welt. Zu den von der ADL direkt damit in Verbindung gebrachten Zwischenfällen gehören Graffiti-Schmierereien in diversen Bundesstaaten. »Tötet alle Juden«, »Defcon III« und andere Parolen wurden dort auf Straßen geschrieben. »Defcon III« bezieht sich auf einen Tweet von Ye, in dem er angab, im Krieg mit den Juden zu stehen.

Anrufe In Los Angeles erhielten das Holocaust-Museum und ein von einem Juden betriebenes Restaurant antisemitische Anrufe und E-Mails. In Bloomfield Hills, Michigan, belästigte und bedrohte eine unbekannte Person jüdische Familien vor einer Synagoge und bezog sich ebenfalls auf Ye. Hitler und Ye hätten recht, sagten Studenten einem Juden in New York City.

Nach der Übernahme Twitters durch Elon Musk hatte dieser Ye erlaubt, auf die Plattform zurückzukehren. Nachdem der Musiker die Gelegenheit genutzt hatte, um mehrfach antisemitische Propaganda zu verbreiten, wurde er erneut ausgeschlossen.

Indessen hat das American Jewish Committee (AJC) das Ergebnis einer Umfrage unter jüdischen US-Bürgern veröffentlicht. Demnach gaben 41 Prozent der Befragten an, sie fühlten sich weniger sicher als vor einem Jahr. Vor zwei Jahren hatten 31 Prozent diese Antwort gegeben. Ein Viertel aller amerikanischer Juden im Alter von 18 bis 29, die Antisemitismus online erlebten, erklärten, sie fühlten sich durch diese Zwischenfälle körperlich bedroht. ja/im

Musik

»Piano Man« verlässt die Bühne: Letztes Billy-Joel-Konzert

Eine Ära geht zuende: Billy Joel spielt nach zehn Jahren vorerst das letzte Mal »Piano Man« im New Yorker Madison Square Garden. Zum Abschied kam ein Überraschungsgast.

von Benno Schwinghammer  26.07.2024

Zahl der Woche

16 Sportarten

Fun Facts und Wissenswertes

 26.07.2024

Lesen!

Ein gehörloser Junge und die Soldaten

Ilya Kaminsky wurde in Odessa geboren. In »Republik der Taubheit« erzählt er von einem Aufstand der Puppenspieler

von Katrin Diehl  25.07.2024

Ruth Weiss

»Meine Gedanken sind im Nahen Osten«

Am 26. Juli wird die Schriftstellerin und Journalistin 100 Jahre alt. Ein Gespräch über ihre Kindheit in Südafrika, Israel und den Einsatz für Frauenrechte

von Katrin Richter  25.07.2024

Streaming

In geheimer Mission gegen deutsche U-Boote

Die neue Action-Spionagekomödie von Guy Ritchie erinnert an »Inglourious Basterds«

von Patrick Heidmann  25.07.2024

Bayreuth

Das Haus in der Wahnfriedstraße

Die Debatten um Richard Wagners Judenhass gehen in eine neue Runde. Nun steht sein antisemitischer Schwiegersohn Houston Stewart Chamberlain im Fokus

von Axel Brüggemann  25.07.2024

Sehen!

»Die Ermittlung«

Der Kinofilm stellt den Aussagen der Zeugen die Ausflüchte der Angeklagten gegenüber

von Ayala Goldmann  25.07.2024

Kommentar

Der »Spiegel« schreibt am eigentlichen Thema vorbei

In seiner Berichterstattung über das Abraham-Geiger-Kolleg konstruiert das Magazin eine Konfliktlinie

von Rebecca Seidler  25.07.2024 Aktualisiert

Literatur

Dieses Buch ist miserabel. Lesen Sie dieses Buch!

Eine etwas andere Kurzrezension von Ferdinand von Schirachs Erzählband »Nachmittage«

von Philipp Peyman Engel  24.07.2024 Aktualisiert