Finale

Benis Welt

Ich bin gerne Lehrer. Besser, ich war es gerne. Meine pädagogische Motivation hat stark nachgelassen, seitdem ich kürzlich erst aus einer jüdischen Zeitung erfahren habe, dass zwei meiner Ex-Schüler geheiratet haben. Ich war zu der Hochzeit nicht eingeladen.

Dabei hatte ich immer geglaubt, dass meine Schüler mich mögen. Ich habe mir vorgestellt, wie sie sich lange nach der Schulzeit noch täglich an mich erinnern: »Herr Frenkel war immer so lustig!« »Herr Frenkel hat mir von allen meinen Lehrern und Rabbinern am meisten beigebracht!« »Ich möchte einmal so werden wie Herr Frenkel!« Nebbich! Undankbares Pack!

betriebsklima Seitdem denke ich ernsthaft über einen Berufswechsel nach. Ich weiß auch schon, wohin ich möchte. Nicht weit von der jüdischen Schule, an der ich (noch) unterrichte, liegt die Europazentrale von Google. Die jungen Leute, die dort arbeiten, sind die neue globale intellektuelle Elite. Ich bewundere diese Menschen.

Es heißt, dass die Angestellten des Softwarekonzerns die glücklichsten Beschäftigten des Erdballs sind. Nicht nur werden sie extrem gut bezahlt, das Unternehmen stellt ihnen auch Fitnessräume und Computerspiele zur Verfügung. Snacks und Kaffee gibt es umsonst. Über die Googlezentrale in Zürich munkelt man, dass es dort sogar eine Rutschbahn von den Büros zur Kantine gibt.

Jeden Tag, wenn ich bei der Googlezentrale vorbeikomme, versuche ich deshalb, besonders intelligent auszusehen, wenn ich Mitarbeitern des Internetunternehmens begegne. Man erkennt sie an den lustigen Firmen-T-Shirts, die sie tragen.

Ich träume davon, dass sich plötzlich einer von ihnen nach mir umdreht und sagt: »Ich weiß nicht, wer Sie sind, aber Sie sehen ähnlich gescheit aus wie wir. Kommen Sie doch bitte morgen vorbei! Wenn wir den Arbeitsvertrag unterzeichnet haben, können wir World of Warcraft spielen und hinterher zusammen zum Mittagessen rutschen.«

verpfuscht Bisher ist das allerdings noch nicht passiert. Kein Google-Mitarbeiter hat mich angesprochen. Nicht einmal umgedreht nach mir hat man sich. Dabei sehe ich jüdisch aus. Und Israelis sind bekanntlich IT-Genies. So sinniere ich jetzt über mein verpfuschtes Leben. Warum bin ich in einer jüdischen Schule gelandet statt bei Google? Sind es die Gene? Liegt es an meiner Erziehung? Oder ist es Vorbestimmung? Meine Frau meint allerdings, es hänge vielleicht damit zusammen, dass ich keine Ahnung habe, wie Computer funktionieren.

Debatte

Neue Leitlinie zum Umgang mit NS-Raubgut für Museen und Bibliotheken

In Ausstellungshäusern, Archiven und Bibliotheken, aber auch in deutschen Haushalten finden sich unzählige im Nationalsozialismus entzogene Kulturgüter. Eine neue Handreichung soll beim Umgang damit helfen

von Anne Mertens  27.11.2025

Fernsehen

Abschied von »Alfons«

Orange Trainingsjacke, Püschelmikro und Deutsch mit französischem Akzent: Der Kabarettist Alfons hat am 16. Dezember seine letzte Sendung beim Saarländischen Rundfunk

 27.11.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 27. November bis zum 3. Dezember

 27.11.2025

Fernsehen

Zieht Gil Ofarim ins Dschungelcamp? 

RTL kommentiert noch keine Namen - doch die Kandidaten-Gerüchte um Gil Ofarim und Simone Ballack sorgen schon jetzt für reichlich Gesprächsstoff

von Jonas-Erik Schmidt  27.11.2025

Rezension

Ein Feel-Good-Film voller kleiner Wunder

Ein Junge, der nicht laufen kann, Ärzte, die aufgeben, eine Mutter, die unbeirrt kämpft. »Mit Liebe und Chansons« erzählt mit Herz und Humor, wie Liebe jede Prognose überwindet

 27.11.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Imanuel Marcus, Katrin Richter  27.11.2025

Kino

Echte Zumutung

Ronan Day-Lewis drehte mit seinem Vater Daniel als Hauptfigur. Ein bemühtes Regiedebüt über Gewalt und Missbrauch

von Maria Ossowski  27.11.2025

Das Ausmalbuch "From the river to the sea" in einer Buchhandlung in Zürich.

Meinung

Ausmalen gegen die Realität

Kinderbücher sollten nicht dazu instrumentalisiert werden, Kinder niederschwellig zu prägen

von Zsolt Balkanyi-Guery  27.11.2025

Hans-Jürgen Papier

»Es ist sehr viel Zeit verloren gegangen«

Der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts zieht eine Bilanz seiner Arbeit an der Spitze der »Beratenden Kommission NS-Raubgut«, die jetzt abgewickelt und durch Schiedsgerichte ersetzt wird

von Michael Thaidigsmann  26.11.2025