Finale

Benis Welt

Vorigen Schabbes waren meine Schwiegereltern bei uns zu Besuch. Ich hatte es deshalb nicht eilig, vom Gottesdienst nach Hause zu kommen. So machte ich auf dem Rückweg von der Synagoge einen Umweg, der mich an einem modernen Fußballcampus vorbeiführte. Auf einem der vielen Plätze trainierte der FC Zürich. Momentan steht der Verein auf dem ersten Platz der Schweizer Fußballliga.

Ich dachte kurz an meine Schwiegereltern und entschloss mich, dem Training etwas zuzugucken. Zumal meine Frau mir immer wieder nahelegt, ich solle mehr Sport treiben. Etwa ein dutzend Männer hatte ebenfalls Besuch von ihren Schwiegermüttern bekommen und schaute den Spielern zu. Ich stach etwas hervor, da ich Anzug und eine schicke Mütze trug, es war ja Schabbes. Im Gegensatz zu den anderen Zaungästen wusste ich auch nicht, wie die Spieler hießen.

training Auf dem Spielfeld wurde schlecht gekickt und viel geflucht. Das gefiel mir nicht. Ich wechselte deshalb die Seite und beobachtete das Torwarttraining. Der Trainer schoss mit voller Wucht in die Torecke. Der Goalie versuchte, dem Ball hinterherzuhechten, griff aber in die Luft. Ich schüttelte den Kopf und dachte mir: »So wird das nichts mit der Meisterschaft!« Es schien, als hätten Trainer und Torwart meine Gedanken gelesen. Sie hielten kurz inne und musterten mich. Ich winkte verlegen und rief halblaut: »Hopp FCZ!«

Dann passierte etwas Seltsames. In der Trainingspause kamen die anderen Spieler zum Torwart. Sie tuschelten und schauten mich an.

Warum die plötzliche Aufmerksamkeit? Wollte der Verein mich vielleicht engagieren? Das konnte ich mir nicht vorstellen. Zwar habe ich in jungen Jahren beim FC Hakoah gespielt, jedenfalls theoretisch. Wenn ich Glück hatte, durfte ich zehn Minuten aufs Feld, immer dann, wenn wir sowieso schon himmelhoch im Rückstand waren und ich keinen Schaden mehr anrichten konnte.

spielervermittler Dann dämmerte es mir. Ein dicker Mann mit Anzug und Mütze, der beim Training zuguckte – wahrscheinlich dachten die Spieler, ich sei ein russischer Spielervermittler und beobachte sie zwecks Wechsel zu Barca oder Chelsea. Deshalb schauten sie immer wieder zu mir herüber, nickten mir sogar zu! Wirklich! Mir! So etwas hatte ich noch nie erlebt. Ich genoss das Schauspiel und versuchte, meine Rolle auszufüllen, murmelte »Njet«, »Nada« und »Lada«.

Später zu Hause konnten mir die Standpauke meiner Frau (zu spät gekommen) und die finsteren Blicke des Schwiegerdrachens nichts anhaben. Ich war endlich wer. Wenigstens für einen Abend in der Fantasie des FC Zürich.

Fernsehen

»Mord auf dem Inka-Pfad«: War der israelische Ehemann der Täter?

Es ist einer der ungewöhnlichsten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte. Die ARD packt das Geschehen nun in einen sehenswerten True-Crime-Vierteiler

von Ute Wessels  02.05.2025

Donna Anna (Adela Zaharia) und Don Ottavio (Agustín Gómez) in »Don Giovanni/Requiem«

Oper

Requiem nach der Höllenfahrt

Der Exilrusse Kirill Serebrennikov erschüttert mit »Don Giovanni« in Berlin

von Maria Ossowski  02.05.2025

Iris Berben

»Ich habe eine tiefe Liebe zu Israel«

Am 4. Mai liest die Schauspielerin beim »stARTfestival« aus dem Buch »Gleichzeit« von Sasha Marianna Salzmann und Ofer Waldman. Ein Gespräch über die Kraft von Worten und Musik, Reisen nach Israel und die Hoffnung

von Katrin Richter  02.05.2025

Sachbuch

Auf der Spur der wahren Germanen

Ein neues Buch zeigt, wie kurz der Weg vom Kult um die Germanen über das völkische Denken bis zum Antisemitismus und zum Holocaust war und ist

von Christoph Arens  02.05.2025

Dresden

Israel Philharmonic Orchestra an Doppelkonzert beteiligt

Der Israeli Lahav Shani dirigiert ein als »musikalisches Zeichen für Versöhnung und Frieden« angekündigtes Konzert

 02.05.2025

Fernsehen

Rache für den Holocaust? »Plan A« in der ARD

In dem Drama sinnt eine Gruppe Juden auf Rache für die deutschen Holocaust-Verbrechen

von Ute Wessels  02.05.2025 Aktualisiert

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 2. bis zum 11. Mai

 02.05.2025

Basel

ESC hat Hotline für Betroffene von Gewalt, Judenhass und Rassismus

Die Organisatoren setzen auf eine Idee aus Baden-Württemberg. Gegen den Antisemitismus, der sich bereits im Vorfeld des Wettbewerbs zeigte, hilft die Telefonnummer jedoch nicht

 02.05.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Katrin Richter  01.05.2025