Fernsehen

»Babylon Berlin«: Neue Staffel wirft Blick auf Judenhass

Kommissar Gereon Rath (Volker Bruch) Foto: © Frédéric Batier/ARD/SKY

Dass sich etwas verändert hat, merkt man bereits in der ersten Folge. Mit der neuen Staffel »Babylon Berlin« kehrt zwar noch immer etwas Glitzerstimmung zurück, aber die Atmosphäre ist deutlich düsterer. Die Geschichte beginnt diesmal Ende des Jahres 1930 und erzählt auch vom Aufstieg der Nationalsozialisten in Deutschland.

Kommissar Gereon Rath (Volker Bruch) wird bald in einer Uniform zu sehen sein, die noch viele Fragen aufwirft. Auftakt des vierten Durchgangs nun auch im Free-TV ist am Sonntag um 20.15 Uhr im Ersten. Die Episoden waren im vergangenen Jahr bei Sky gelaufen.

Sensation Mittlerweile ist es rund sechs Jahre her, dass die erste Folge von »Babylon Berlin« lief. Die Serie galt damals als Sensation, nicht nur wegen des Produktionsbudgets und der Tatsache, dass das öffentlich-rechtliche Fernsehen mit einem Bezahlsender zusammen arbeitete. Die Serie traute sich auch ziemlich viel.

Äußerst komplexe Erzählstränge zum Beispiel, mit politischen und historischen Verwicklungen. In der vierten Staffel geht das nun weiter. Diesmal schiebt Charlotte Ritter (Liv Lisa Fries) den Silvesterdienst bei der Mordkommission, als in ein Kaufhaus eingebrochen wird. Während des Polizeieinsatzes kommt ein Verdächtiger unter brutalen Umständen zu Tode.

Auch ihre Schwester Toni gerät in Schwierigkeiten, was Ritter bald vor eine schwierige Frage stellt. Parallel zieht ein SA-Trupp durch die Stadt und zerstört Läden jüdischer Besitzer. Als Charlotte Ritter erfährt, dass sich auch Gereon Rath der Menge angeschlossen hat, gerät die ohnehin nicht unkomplizierte Beziehung der beiden ins Wanken.

Sequenz Die Bilder bleiben auch in der neuen Staffel spannend, wenngleich auch manchmal etwas überreizt. Kommissar Rath jedenfalls sitzt in einer surrealen Sequenz blutüberströmt im Moos. Nun ja. Ein Bonus ist wie schon in früheren Staffeln die Musik. Diesmal liefert Max Raabe mit einem Gastauftritt das Lied »Ein Tag wie Gold«.

Auch diesmal werden mehrere Geschichten parallel erzählt, mit Schauspielerinnen und Schauspielern wie Lars Eidinger, Meret Becker, Hannah Herzsprung, Benno Fürmann, Joachim Meyerhoff und Martin Wuttke. Es geht um kriminelle Polizisten und Ringvereine, um einen Tanzwettbewerb im »Moka Efti«, um jüdisches Leben und grassierenden Antisemitismus.

Die Serie ist noch immer gut erzählt und entwickelt gerade dann, wenn man die ersten Folgen geschaut hat, einen ziemlichen Sog. Vorlage für die neue Staffel soll Volker Kutschers Roman »Goldstein« sein.

»Ein Tag wie Gold. In den Adern Hunderttausend Volt. Eine Nacht wie Samt und Seide«, singt Max Raabe im Titellied. Darin heißt es auch: »Pass‹ auf, weil man sehr leicht vergisst: Nichts bleibt, wie es ist.« Ein Satz, der im Leben meistens stimmt. Bei »Babylon Berlin« verdüstert sich mit der neuen Staffel zwar die historische Lage, aber die Serienmacher behalten viele Dinge bei, die sich bewährt haben. Es gab schon schlechtere Fortsetzungen bei Serien.

Porträt

Ein Jahrhundertleben

Tausende Schüler in Deutschland haben ihre Geschichte gehört, noch mit über 100 Jahren trat sie als Mahnerin auf. Margot Friedländer war als Holocaust-Zeitzeugin unermüdlich

von Verena Schmitt-Roschmann  09.05.2025

Nachruf

Trauer um Holocaust-Überlebende Margot Friedländer 

Mit fast 90 kehrte Margot Friedländer zurück nach Berlin, ins Land der Täter. Unermüdlich engagierte sich die Holocaust-Zeitzeugin für das Erinnern. Nun ist sie gestorben - ihre Worte bleiben

von Caroline Bock  09.05.2025

Antisemitismus

Kanye Wests Hitler-Song »WW3« ist Hit auf Spotify

Der Text ist voller Hitler-Verehrung, gleichzeitig behauptet der Musiker, er könne kein Antisemit sein, weil er schwarz sei

 09.05.2025

Interview

»Es gilt für mich eine Null-Toleranz-Politik gegen Antisemitismus«

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer über seine erste Amtshandlung, seine Vorgängerin Claudia Roth und den Umgang mit der antisemitischen BDS-Bewegung

von Philipp Peyman Engel  09.05.2025

Julia Bernstein

»Nichts ist mehr wie zuvor«: Wie junge jüdische Münchner den 7. Oktober erleben

»Jüdisch oder gar israelisch zu sein, ist heute in Deutschland eine äußerst politische Angelegenheit oder gar für manche eine Provokation«, schreibt unsere Autorin

von Julia Bernstein  09.05.2025

Konzerte

Große Gefühle

Musiker des Israel Philharmonic Orchestra und der Münchner Philharmoniker spielen gemeinsam

von Katja Kraft  09.05.2025

New York

»Ich schlief zeitweise im Central Park«

»Transformers«-Star Shia LaBeouf erzählt von einem ungewöhnlichen Schlafplatz während der Proben für ein Theaterstück

 09.05.2025

Statistik

Dieser hebräische Jungenname bleibt der beliebteste in Deutschland

Die Gesellschaft für deutsche Sprache hat sich für ihre Erhebung die Daten deutscher Standesämter angeschaut

 08.05.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Imanuel Marcus, Katrin Richter  08.05.2025