Finale

Ayalas Welt

Nun, da die ersten Pessach-Tage vorbei sind, können wir offen darüber reden: Dieses Fest hat seine Schattenseiten – vor allem finanzieller Art. Am vergangenen Freitag habe ich mich, zusammen mit meinem Sohn im Kinderwagen und etwa zwei Dutzend anderen Juden, in eines der Berliner Geschäfte gezwängt, die bei dieser Gelegenheit den Umsatz ihres Lebens machen. Ein Kilo Mazze aus Israel kostete acht Euro, ganz zu schweigen von Gefilte Fisch, der mit achteinhalb Euro pro Glas zu Buche schlug. Nachdem ich für Mazzot, Fisch, ein Gläschen Meerrettich, eine Flasche Wein und ein Päckchen Schabbatkerzen 50 Euro hingeblättert hatte, bekam ich rasend schlechte Laune. Und wozu neigen Frauen dann – jedenfalls manchmal? Richtig, sie geben noch mehr Geld aus.

frust Ganz in der Nähe des Ladens, am Kudamm, hat sich auf drei Etagen ein spanisches Designerlabel ausgebreitet. Der Fummel, den es dort zu kaufen gibt, ist bunt und schrill. In mir stieg die Sehnsucht nach Frühling auf nach dem langen, eisigen Winter mit den ständigen Erkältungen. Und schon wieder ärgerte ich mich: Die Figur im Spiegel war trotz aller Diätversuche immer noch nicht so, wie sie vor der Schwangerschaft gewesen war.

Ich erkannte mich kaum wieder in einem blumenkinderfarbigen Kapuzenshirt. »Meinen Sie, in meinem Alter kann man so was noch anziehen?«, fragte ich eine Verkäuferin. »Warum nicht?«, antwortete sie. »Wir tragen die Sachen auch alle.« Ich schaute die junge Frau an: Sie war Anfang 20. Das Ganze endete damit, dass ich das Honorar von dreieinhalb Glossen in einen papageifarbenen Mantel (leider in Größe 42), ein rotes T-Shirt und ein schwarzes Kapuzenshirt investierte. Mein Mann fand den Mantel grauenvoll, aber was versteht der schon von spanischem Design?

gefälscht Doch als ich mit unzähligen Einkaufstüten in unserer Küche aufschlug und in den Zeitungen blätterte, stellte ich fest, dass es Schlimmeres gibt als überteuerte Preise. In Israel hat die Polizei unlängst sieben Tonnen Mazzen mit gefälschten Koscher-Zertifikaten beschlagnahmt – gebacken wurden sie mit unkoscherem Mehl. Da muss man doch geradezu dankbar sein, in Berlin ein Paket »Jerusalem Matzos« für 8 Euro erwerben zu dürfen – selbstverständlich koscher und mit dem echten Siegel des Oberrabbinats.

Auch bei den Gojim stößt man hierzulande immer wieder auf Lug und Trug: Der Ex-Chef der Treberhilfe hat sich auf Kosten des Steuerzahlers ein Jahresgehalt von 322.000 Euro genehmigt und ein Auto für 152.000 Euro angeschafft. Was für eine Verschwendung! Von diesem Geld hätte die jüdische Gemeinde 59.250 Kilo »Jerusalem Matzos« kaufen können. Das wären etwa fünf Kilo für jedes Gemeindemitglied. In diesem Sinne wünsche ich allen Leserinnen und Lesern noch schöne Pessach-Feiertage, viel Sonne, gute Laune und einen wunderbaren Frühlingsanfang!

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 4. Dezember bis zum 10. Dezember

 03.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  02.12.2025 Aktualisiert

TV-Kritik

Allzu glatt

»Denken ist gefährlich«, so heißt eine neue Doku über Hannah Arendt auf Deutsch. Aber Fernsehen, könnte man ergänzen, macht es bequem - zu bequem. Der Film erklärt mehr als dass er zu begeistern vermag

von Ulrich Kriest  02.12.2025

Streaming

Gepflegter Eskapismus

In der Serie »Call my Agent Berlin« nimmt sich die Filmbranche selbst auf die Schippe – mit prominenter Besetzung

von Katrin Richter  02.12.2025

Jean Radvanyi

»Anna Seghers war für mich ›Tschibi‹«

Ein Gespräch mit dem Historiker über die Liebesbriefe seiner Großeltern, Kosenamen und hochaktuelle Texte

von Katrin Richter  02.12.2025

TV-Kritik

Politisierende Ermittlungen

In »Schattenmord: Unter Feinden« muss eine arabisch-stämmige Polizistin den Mord an einem jüdischen Juristen aufklären

von Marco Krefting  02.12.2025

Kommentar

Schiedsgerichte sind nur ein erster Schritt

Am 1. Dezember startet die Schiedsgerichtsbarkeit NS-Raubkunst. Doch es braucht eine gesetzliche Regelung auch für Werke in Privatbesitz, meint unser Gastautor

von Rüdiger Mahlo  01.12.2025

Rache

»Trigger-Thema« für Juden

Ein Filmseminar der Jüdischen Akademie untersuchte das Thema Vergeltung als kulturelle Inszenierung

von Raquel Erdtmann  01.12.2025

Wuppertal

Schmidt-Rottluff-Gemälde bleibt in Von der Heydt-Museum

»Zwei Frauen (Frauen im Grünen)« von Karl Schmidt-Rottluff kann im Von der Heydt Museum in Wuppertal bleiben. Nach Rückgabe an die Erbin erwarb die Stadt das Bild von ihr. Vorausgegangen waren intensive Recherchen zur Herkunft

 01.12.2025