Finale

Ayalas Welt

Auf diese Nachricht habe ich lange gewartet. Endlich gibt es »Koscher-Schwein«! Der israelische Oberrabbiner Yona Metzger hat mitgeteilt, er werde den Import einer biologisch gezüchteten Gänseart aus Spanien erlauben, deren Fleisch wie das der treifen Borstentiere schmeckt. Drei nichtjüdische Küchenchefs hätten den schweinefleischartigen Geschmack bestätigt. Der Import der Tiere werde vor allen rabbinischen Instanzen Bestand haben, denn der Verzehr von Gänsefleisch sei nach den Kaschrut-Vorschriften erlaubt – egal, wonach es schmeckt. Sobald die Gänse das Schlachtgewicht erreicht haben, will Metzger mit dem Import beginnen.

haxe Dem Rabbi sei Dank: Endlich können auch Juden, die sich an die Kaschrut-Vorschriften halten, in den Genuss einer Schweinshaxe kommen. Vielleicht könnte man bei der Züchtung noch ein bisschen nachhelfen und die Gänse ordentlich stopfen, damit die Keule in Zukunft nicht nur nach Eisbein schmeckt, sondern auch so aussieht.

Ich persönlich finde: Auch Berlin braucht »Koscher-Schwein«! Unser Rabbiner Yitshak Ehrenberg sollte sich ein Beispiel an seinem israelischen Kollegen nehmen und Gänse aus Spanien auch in die Bundeshauptstadt schaffen. Ich wette, die Berliner Juden werden seine Tiefkühltruhe plündern wie nie zuvor.

margarine In der Adventszeit habe ich übrigens noch eine gute Nachricht: Wussten Sie, dass in Berlin koscherer Stollen gebacken wird? Die Bäckerei Kädtler in Prenzlauer Berg stellt das süße Gebäck mit Pflanzenmargarine her und findet dafür Abnehmer bis nach Südafrika. Allerdings gehe ich davon aus, dass die meisten Käufer Familien mit zwei jüdischen Partnern sind.

Denn als ich meinem Mann davon erzählte, hat er nur höhnisch gelacht. Einem sächsischen Goi, der mit Dresdner Stollen groß geworden ist, kann man nicht mit Margarine kommen – selbst wenn sie aus Antwerpen stammt. Ich für mein Teil aber werde den koscheren Stollen probieren und bei Kädtler gleich noch ein Stück Butterstollen kaufen. Dazu werden wir den echten Dresdner Stollen essen, den uns meine Schwiegereltern jedes Jahr per Post schicken. Mal sehen, wie der Geschmackstest ausgeht.

Apropos: Falls Rabbiner Ehrenberg meinem Import-Ratschlag nicht folgt, habe ich endlich einen Grund für meine lang ersehnte Israelreise. Nächstes Jahr in Jerusalem! Wer weiß, vielleicht sind die ersten spanischen Gänse bis dahin schon in der Ewigen Hauptstadt eingetroffen.

Für die Schweinsprobe werde ich mir ein Stück der sächsischen Weihnachtsgans und einen Rest Eisbein aus der Küche meiner Schwiegermutter einfrieren, in einer Kühlbox im Flugzeug mitnehmen und dann in Israel mit der schweinsähnlichen Gans vergleichen. Ein Anliegen des israelischen Oberrabbiners ist es nämlich, Juden neue Geschmackserlebnisse zu ermöglichen. Und dabei sollten wir uns nicht allein auf das Urteil nichtjüdischer Küchenchefs verlassen müssen.

»Jay Kelly«

In seichten Gewässern

Die neue Tragikomödie von Noah Baumbach startet fulminant, verliert sich dann aber in Sentimentalitäten und Klischees

von Patrick Heidmann  20.11.2025

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  20.11.2025

TV-Tipp

Sie ging über Leichen: Doku »Riefenstahl« zeigt eine überzeugte Nationalsozialistin

Das Erste zeigt Andres Veiels vielschichtigen Dokumentarfilm über Leben und Wirken von Hitlers Lieblingsregisseurin Leni Riefenstahl. Der Film geht auch der Frage nach, wie ihre Filme bis in die Gegenwart ausstrahlen

von Jens Hinrichsen  20.11.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 20. November bis zum 27. November

 20.11.2025

»Lolita lesen in Teheran«

Klub der mutigen Frauen

Der Israeli Eran Riklis verfilmt die Erinnerungen der iranischen Schriftstellerin Azar Nafisi an geheime Literaturtreffen in Teheran – mit einem großartigen Ensemble

von Ayala Goldmann  20.11.2025

Ausstellung

Sprayende Bildhauerin mit Geometrie

Das Museum Wiesbaden zeigt Werke Louise Nevelsons und eines Künstlerpaares

von Katharina Cichosch  20.11.2025

Holzstörche zur Geburt in Niederösterreich. Noch immer werden neben den klassischen Namen viele biblische Namen den Kindern gegeben.

Statistik

Diese hebräischen Vornamen in Österreich sind am beliebtesten

Österreichische Eltern wählen gern Klassiker. Unter den Top Ten sind auch viele Namen biblischen Ursprungs

von Nicole Dreyfus  19.11.2025

Magdeburg

Telemann-Preis 2026 für Kölner Dirigenten Willens

Mit der Auszeichnung würdigt die Landeshauptstadt den eindrucksvollen Umgang des jüdischen Dirigenten mit dem künstlerischen Werk Telemanns

 19.11.2025

Sachsen-Anhalt

Judenfeindliche Skulptur in Calbe künstlerisch eingefriedet

Die Kunstinstallation überdeckt die Schmähfigur nicht komplett. Damit soll die Einfriedung auch symbolisch dafür stehen, die Geschichte und den immer wieder aufbrechenden Antisemitismus nicht zu leugnen

 19.11.2025