Finale

Ayalas Welt

»Die Wiederkehr des Comeback« lautete kürzlich die Überschrift eines geistreichen Artikels in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Der Autor beschäftigte sich mit Modetrends wie Sparbuch, Zweitakter oder Klassengesellschaft, die von Kolumnisten immer mal wieder aus der Motten- beziehungsweise Puppenkiste geholt würden: »Tri, tra, trullala, das Kasperle ist wieder da. So hieß es einst, wenn der Vorhang aufging«, schreibt er. Und weiter: »Was jetzt nur noch fehlt, ist ein Essay über, tri, tra, trullala, die Wiederkehr des Comeback.«

reuige sünder Arye Deri könnte einen solchen Essay sicherlich aus dem Stegreif verfassen, einschließlich Talmudzitaten und gematrischen Gleichungen, bei denen »Chasara be-Tschuwa« (Umkehr zur Religion) und »Comeback« denselben Zahlenwert erreichen. Erinnern Sie sich noch an Deri, das marokkanische Schlitzohr?

Ich meine den »Schas«-Vorsitzenden mit dem stylischen Bart, dem schwarzen Hut und dem siegessicheren Grinsen, die aufgehende Sonne am Polithimmel der israelischen Orientalo-Orthodoxen? Mit 27 Jahren war Deri jüngster Innenminister – leider wurde er 1999 wegen Bestechlichkeit zu drei Jahren Knast verurteilt. Aus dem Maasiyahu-Gefängnis kam der reuige Sünder wegen guter Führung vorzeitig frei.

Nun hat Deri – übrigens schon zum wiederholten Mal – sein politisches Comeback angekündigt. Meinungsforschungsinstitute geben dem frommen Mann Chancen, bei den nächsten Knessetwahlen fünf Mandate zu holen. Dagegen ist KT zu Guttenberg ein Waisenknabe – auch wenn neulich die Berliner Morgenpost über ihn schrieb: »Von einem, der fortgeht, um wiederzukommen.«

Doch eine Wiederkehr kann auch scheitern. Nehmen Sie Amy Winehouse – die Soulsängerin musste ihre »Comeback-Tour« unter unrühmlichen Umständen abbrechen. Über Amys jüngsten Auftritt in Belgrad schrieb die Nachrichtenagentur AFP: »«Vor rund 20.000 teils von weither angereisten Fans brachte die Sängerin während ihres anderthalbstündigen Auftritts gerade mal einige gemurmelte Songfetzen zustande, schwankte deutlich und konnte ihrer Band nicht folgen.»

orakel-krake Wir Juden haben es offenbar nicht so mit den Comebacks. Andere dafür umso mehr. «Orakel-Krake Paul feiert Comeback bei der Frauen-WM!», meldet die deutsche Presseagentur. Das Sealife-Aquarium in Oberhausen wolle wieder eine Krake namens Paul zur Vorhersage der Sieger ins Rennen schicken. Arye Deri würde das nicht gefallen, weder die Frauen-WM noch das unkoschere Meerestier.

Ich hingegen harre der Sprüche des Oktopus; und zur nächsten WM des Auftritts der israelischen Frauenfußballerinnen. Von Comeback könnte dann allerdings nicht die Rede sein – bedauerlicherweise haben die kickenden Israelinnen noch nie an einer WM teilgenommen.

Film

Spannend, sinnlich, anspruchsvoll: »Der Medicus 2«

Wieder hat sich Regisseur Philipp Stölzl kräftig vom Bestseller-Autor Noah Gordon anregen lassen

von Peter Claus  19.12.2025

Musik

Louis-Lewandowski-Festival hat begonnen

Der Komponist Louis Lewandowski hat im 19. Jahrhundert die jüdische Synagogenmusik reformiert. Daran erinnert bis Sonntag auch dieses Jahr ein kleines Festival

 18.12.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Bettina Piper, Imanuel Marcus  18.12.2025

Ausstellung

Pigmente und Weltbilder

Mit »Schwarze Juden, Weiße Juden« stellt das Jüdische Museum Wien rassistische und antirassistische Stereotype gleichermaßen infrage

von Tobias Kühn  18.12.2025

Kulturkolumne

Vom Nova-Festival zum Bondi Beach

Warum ich keine Gewaltszenen auf Instagram teile, sondern Posts von israelischen Künstlern oder Illustratorinnen

von Laura Cazés  18.12.2025

Neuerscheinung

Mit Emre und Marie Chanukka feiern

Ein Pixi-Buch erzählt von einem jüdischen Jungen, der durch religiöse Feiertage Verständnis und Offenheit lernt

von Nicole Dreyfus  18.12.2025

Zahl der Woche

1437

Funfacts & Wissenswertes

 18.12.2025

Revision

Melanie Müller wehrt sich gegen Urteil zu Hitlergruß

Melanie Müller steht erneut vor Gericht: Die Schlagersängerin wehrt sich gegen das Urteil wegen Zeigens des Hitlergrußes und Drogenbesitzes. Was bisher bekannt ist

 18.12.2025

Gastbeitrag

Liebe Kolleginnen und Kollegen, warum schweigt ihr?

Jan Grabowski fragt die deutschen Historiker, warum sie es unwidersprochen stehen lassen, wenn ein Holocaust-Experte für seine Forschungsarbeit diskreditiert wird

von Jan Grabowski  18.12.2025