Hamburg

»Aufgrund der aktuellen Entwicklungen«: Jüdische Chefredakteurin will Deutschland verlassen

Deborah Middelhoff ist seit 2005 für den Hamburger Jahreszeiten-Verlag tätig Foto: imago stock&people

Deborah Middelhoff, Chefredakteurin des Magazins »Der Feinschmecker«, will Ende kommenden Jahres ihre Tätigkeit beenden. Und der Grund lässt aufhorchen: Middelhoff, die Jüdin ist, erklärte, sie habe sich vor dem Hintergrund ihrer »Zugehörigkeit zur jüdischen Glaubensgemeinschaft und aufgrund der aktuellen Entwicklungen in Deutschland« entschieden, ihren »Lebensmittelpunkt ins Ausland zu verlegen.«

Damit spielte sie offenbar auf die jüngste Zunahme antisemitischer Vorfälle in Deutschland an. Die gebürtige Hamburgerin Middelhoff arbeitet seit 2005 für den »Feinschmecker«, der im Jahreszeiten-Verlag (Jalag) erscheint. Seit 2020 ist sie Chefredakteurin aller Kulinarik-Magazine des Verlags. Sie wolle jedoch weiter »beratend zur Seite stehen«, heißt es in einer Erklärung, die am Mittwoch veröffentlicht wurde. Vor ihrer Zeit beim »Feinschmecker« arbeitete Middelhoff als Journalistin für die »Bild« und die »Welt«.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Die beiden Jalag-Verleger Sebastian und Thomas Ganske bedauerten die Entscheidung der Chefredakteurin und lobten ihre Arbeit als Chefredakteurin in der Pandemie. »Wir verstehen Frau Middelhoffs persönliche Entscheidung und bedanken uns sehr für ihre engagierte und erfolgreiche Arbeit in fast zwei Jahrzehnten. Wir werden freundschaftlich verbunden bleiben.«

Auf Middelhoffs zumindest ungewöhnliche Begründung gingen sie aber nicht weiter ein. Der ehemalige Chefredakteur der »Bild«, Johannes Boie, kommentierte das Statement der Verleger auf LinkedIn so: »Bemerkenswert: Frau Middelhoff sagt klar, dass sie als Jüdin nicht mehr in Deutschland leben kann und möchte. Den Verlegern fällt in ihrer öffentlichen Verabschiedung zu diesem außergewöhnlichen, alarmierenden Grund kein einziger klarer Satz ein.« mth

Glastonbury-Skandal

Keine Anklage gegen Bob-Vylan-Musiker

Es lägen »unzureichende« Beweise für eine »realistische Aussicht auf eine Verurteilung« vor, so die Polizei

 24.12.2025

Israel

Pe’er Tasi führt die Song-Jahrescharts an

Zum Jahresende wurde die Liste der meistgespielten Songs 2025 veröffentlicht. Eyal Golan ist wieder der meistgespielte Interpret

 23.12.2025

Israelischer Punk

»Edith Piaf hat allen den Stinkefinger gezeigt«

Yifat Balassiano und Talia Ishai von der israelischen Band »HaZeevot« über Musik und Feminismus

von Katrin Richter  23.12.2025

Los Angeles

Barry Manilow teilt Lungenkrebs-Diagnose

Nach wochenlanger Bronchitis finden Ärzte einen »krebsartigen Fleck« in seiner Lunge, erzählt der jüdische Sänger, Pianist, Komponist und Produzent

 23.12.2025

Hollywood

Ist Timothée Chalamet der neue Leonardo DiCaprio?

Er gilt aktuell als einer der gefragtesten Schauspieler. Seine Karriere weckt Erinnerungen an den Durchbruch des berühmten Hollywood-Stars - der ihm einen wegweisenden Rat mitgab

von Sabrina Szameitat  22.12.2025

Didaktik

Etwas weniger einseitig

Das Israel-Bild in deutschen Schulbüchern hat sich seit 2015 leicht verbessert. Doch der 7. Oktober bringt neue Herausforderungen

von Geneviève Hesse  22.12.2025

Meinung

Der Missbrauch von Anne Frank und die Liebe zu toten Juden

In einem Potsdamer Museum stellt der Maler Costantino Ciervo das jüdische Mädchen mit einer Kufiya dar. So wird aus einem Schoa-Opfer eine universelle Mahnfigur, die vor allem eines leisten soll: die moralische Anklage Israels

von Daniel Neumann  21.12.2025

Film

Spannend, sinnlich, anspruchsvoll: »Der Medicus 2«

Nach zwölf Jahren kommt nun die Fortsetzung des Weltbestsellers ins Kino

von Peter Claus  21.12.2025

Gastbeitrag

Liebe Kolleginnen und Kollegen, warum schweigt ihr?

Jan Grabowski fragt die deutschen Historiker, warum sie es unwidersprochen stehen lassen, wenn ein Holocaust-Experte für seine Forschungsarbeit diskreditiert wird

von Jan Grabowski  21.12.2025