Provenienzforschung

Archiv vergessener Schicksale

Das »Archiv der vergessenen Schicksale« basiert unter anderem auf den Provenienzforschungen von Berlins Staatlichen Museen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Foto: Getty Images/iStockphoto

Die Lebensgeschichten hinter Restitutionen aus jüdischem Vorbesitz stehen im Mittelpunkt eines gemeinsamen Projektes von Berlins Staatlichen Museen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen in München.

Dazu soll in den kommenden drei Jahren eine Mediathek jüdischer Kunstsammlerinnen und -sammler, Mäzene und sammelnder Bürgerinnen und Bürger aufgebaut werden, wie die Einrichtungen am Donnerstag in Berlin und München mitteilten. Der Bund fördert das Projekt mit 690.000 Euro.

lebensgeschichten Das »Archiv der vergessenen Schicksale« basiere auf den Provenienzforschungen der Museen. Das Projekt, an dem auch der Rundfunk Berlin-Brandenburg und der Bayerische Rundfunk beteiligt sind, soll die Vielfalt jüdischer Biografien vor Machtübernahme der Nazis 1933 beleuchten. »Mit der Erzählung unterschiedlichster individueller Lebensgeschichten soll es auch heute noch vorhandenen stereotypen Vorstellungen entgegenwirken«, hieß es.

»Die jüdischen Sammlerinnen und Sammler haben dieses Land geprägt, haben Künstlerinnen und Künstler gefördert und den Ruf der Museen geprägt«, sagte Stiftungspräsident Hermann Parzinger. »Viele von ihnen wurden Opfer der Nationalsozialisten, ihre Sammlungen geraubt. Wir stoßen bei unseren Forschungen immer wieder auf Namen, die keiner mehr kennt, die aber einst für bedeutende Sammlungen, für Haltungen, für ein Leben mit Kunst standen.«

Durch das Erzählen ihrer Lebensgeschichten sollten viele Namen ins Bewusstsein zurückgebracht werden. Bernhard Maaz, Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, verwies darauf, bei der Provenienzforschung gehe es »immer auch um das größere Bild: um die Erforschung von historischen Zusammenhängen, gesellschaftlichen Netzwerken und individuellen Lebensgeschichten, ja Schicksalen«.

restitution Die Museen in Berlin und München erforschen die Herkunft der Objekte in ihren Sammlungen und suchen nach Lösungen mit den Nachkommen der Opfer. Die drei Pinakotheken und 20 Zweiggalerien umfassenden Bayerischen Staatsgemäldesammlungen konnten den Angaben zufolge 25 Werke aus 17 Sammlungen seit 1998 restituieren.

Die Stiftung in Berlin hat seit 1999 mehr als 50 Restitutionsbegehren bearbeitet und dabei mehr als 350 Kunstwerke und rund 2000 Bücher an die Berechtigten zurückgegeben, darunter waren eine Zeichnung von Vincent van Gogh, Arbeiten von Edvard Munch und das Gemälde »Der Watzmann« von Caspar David Friedrich. dpa

Meinung

Der Missbrauch von Anne Frank und die Liebe zu toten Juden

In einem Potsdamer Museum stellt der Maler Costantino Ciervo das jüdische Mädchen mit einer Kufiya dar. So wird aus einem Schoa-Opfer eine universelle Mahnfigur, die vor allem eines leisten soll: die moralische Anklage Israels

von Daniel Neumann  21.12.2025

Film

Spannend, sinnlich, anspruchsvoll: »Der Medicus 2«

Nach zwölf Jahren kommt nun die Fortsetzung des Weltbestsellers ins Kino

von Peter Claus  21.12.2025

Gastbeitrag

Liebe Kolleginnen und Kollegen, warum schweigt ihr?

Jan Grabowski fragt die deutschen Historiker, warum sie es unwidersprochen stehen lassen, wenn ein Holocaust-Experte für seine Forschungsarbeit diskreditiert wird

von Jan Grabowski  21.12.2025

In eigener Sache

Die Jüdische Allgemeine erhält den »Tacheles-Preis«

Werteinitiative: Die Zeitung steht für Klartext, ordnet ein, widerspricht und ist eine Quelle der Inspiration und des Mutes für die jüdische Gemeinschaft

 21.12.2025

Glosse

Das kleine Glück

Was unsere Autorin Andrea Kiewel mit den Produkten der Berliner Bäckerei »Zeit für Brot« in Tel Aviv vereint

von Andrea Kiewel  20.12.2025

Aufgegabelt

Apfel-Beignets

Rezept der Woche

von Katrin Richter  20.12.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Ab jetzt nur noch mit Print-Abo oder Es gibt viele Gründe, auf 2026 anzustoßen

von Katrin Richter  20.12.2025

Musik

Louis-Lewandowski-Festival hat begonnen

Der Komponist Louis Lewandowski hat im 19. Jahrhundert die jüdische Synagogenmusik reformiert. Daran erinnert bis Sonntag auch dieses Jahr ein kleines Festival

 18.12.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Bettina Piper, Imanuel Marcus  18.12.2025