Bedeutende Entdeckung im mittelfränkischen Rothenburg ob der Tauber: Bei der Umgestaltung eines Platzes haben Archäologen nach Angaben der Stadt und des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege mit großer Wahrscheinlichkeit Fundamente der ersten Synagoge der Stadt gefunden. Diese stimmten in Bauweise, Ausrichtung und Lage des Haupteingangs bis ins Detail mit zwei Abbildungen des Baus aus dem 18. Jahrhundert überein, heißt es in einer Mitteilung von Dienstag.
Ende des 12. Jahrhunderts sei in der Stadt eines der ältesten jüdischen Viertel in Süddeutschland entstanden. Die Stadt habe zudem im Mittelalter als Zentrum jüdischer Gelehrsamkeit mit überregionaler Strahlkraft gegolten. Doch von der ersten Synagoge am heutigen Kapellenplatz seien bisher nur historische Zeichnungen bekannt gewesen. Die nun entdeckten Fundamente befänden sich aber an anderer Stelle als vermutet. Der Fund sei somit eine große Überraschung.
Den Angaben zufolge wurde die Synagoge nach einem Judenpogrom von 1349 im Jahr 1406 zur Kapelle umgestaltet. Diese sei im Zuge der Säkularisation 1805 abgerissen worden, womit auch die letzten Spuren der Synagoge verschwunden seien. Die später entstandene jüdische Gemeinde habe sich an anderer Stelle in der Altstadt niedergelassen.
Struktur wird oberirdisch sichtbar
Mathias Pfeil, Generalkonservator des Denkmalpflegeamtes, sagte, der Fund zeige den unschätzbaren Wert der Bodendenkmalpflege. »Nur dank archäologischer Untersuchungen wie diesen gelingt es uns, die Geschichte des europäischen Judentums um einen weiteren Mosaikstein zu ergänzen.« Rothenburgs Oberbürgermeister Markus Naser sagte, die Fundamente belegten eindrucksvoll, welche Bedeutung Rothenburg im Mittelalter als eines der großen Zentren des Judentums in Süddeutschland gehabt habe. »Auch das unrühmliche Ende dieser Ära gehört zu unserer Stadtgeschichte, die wir weiter erforschen und im Bewusstsein halten wollen.»
Dennoch blieben weiter Fragen offen, so die Mitteilung - etwa zur Entstehungszeit und zur frühen Baugeschichte der Synagoge. Unklar sei auch, ob die sogenannte Frauensynagoge, also der Bereich, in dem Frauen beteten, im Zuge des Umbaus zur Kapelle abgerissen worden sei. Die aktuellen Ausgrabungen seien auf die Bereiche beschränkt, die für die Baumaßnahmen nötig seien. Die übrigen Teile der früheren Synagoge blieben geschützt unter dem neuen Pflaster. Dieses solle die Struktur des Gebäudes aber oberirdisch abbilden.