Medien

Antisemitismusvorwürfe: DW stellt Mitarbeiter während Prüfung frei

Foto: imago images/Horst Galuschka

Die Deutsche Welle hat eine unabhängige Untersuchung von Antisemitismusvorwürfen gegen mehrere Mitarbeiter eingeleitet. Die Mitarbeiter, gegen die sich die Vorwürfe richten, seien für den Zeitraum der Prüfung freigestellt, teilte der deutsche Auslandssender am Freitag in Bonn mit.

Die »Süddeutsche Zeitung« hatte vor Tagen einen Artikel mit dem Titel »Ein Sender schaut weg« veröffentlicht. Demnach sollen mehrere Mitarbeiter in den vergangenen Jahren im Internet antisemitische und israelfeindliche Äußerungen gepostet haben. Später seien diese Einträge gelöscht worden.

DW-Intendant Peter Limbourg sagte zur externen Untersuchung gegen einige Mitarbeiter der Arabisch-Redaktion sowie freischaffende Mitarbeiter der Deutschen Welle im Ausland: »Zur Durchführung der unabhängigen Untersuchung konnte die DW mit der ehemaligen Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und dem Psychologen Ahmad Mansour zwei für diese Aufgabe besonders profilierte Persönlichkeiten gewinnen.«

Der öffentlich-rechtliche Sender betonte, alle Mitarbeiter der Deutschen Welle seien gehalten, sich nach innen wie außen loyal gegenüber den Werten und Strategien der DW zu verhalten. »Zu diesen Prinzipien gehören das deutliche Bekenntnis der DW zum Existenzrecht Israels sowie eine klare Haltung gegen Antisemitismus. Das gilt auch für private Profile in den Sozialen Medien.«

Leutheusser-Schnarrenberger betonte in der Mitteilung: »Die Werte und Prinzipien, die man mit der Arbeit der Deutschen Welle verbindet, müssen von allen auch verstanden und gelebt werden. Die hier beschriebenen Verstöße gegen diese Haltung wiegen schwer, und das macht die sorgfältige Überprüfung so wichtig.«

Mansour sagte: »Sicher sind die Vorwürfe, die hier erhoben werden, sehr ernst zu nehmen, und es ist gut, dass die Geschäftsleitung der DW das auch so sieht. Die mir übertragene Aufgabe verlangt jedoch, sich dieser mit Offenheit, Neutralität und dem gebührenden Respekt und Verantwortungsbewusstsein anzunehmen.«

Die unabhängige Untersuchung befasst sich nach Senderangaben mit der Aufklärung von bekanntgewordenen Vorfällen und der Prüfung möglicher Versäumnisse innerhalb der Organisation. Zudem soll es eine Empfehlung zur Prävention geben. Die Deutsche Welle betonte, dass die Geschäftsleitung basierend auf dem Ergebnis der Prüfung unverzüglich entsprechende Konsequenzen ziehen werde. dpa

Glosse

Israel-Boykott für Anfänger: Wie Sie zum BDS-Aktivisten werden

Liebe Antisemiten, Euer Traum wird endlich wahr!

von Michael Thaidigsmann  18.03.2024

Geschichte

Die Schoa in Spielfilmen und die Frage »Darf das so?«

Die Debatte über Filmkunst zum NS-Terror hat eine Geschichte

von Gregor Tholl  18.03.2024

Geheimisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

 17.03.2024

Studie

Antisemitische Tendenzen bei fast jedem fünften Studenten

Zwölf Prozent meinen, die Attacke vom 7. Oktober sei »Teil des legitimen Befreiungskampfes« gewesen

 15.03.2024 Aktualisiert

Josef Joffe

»Ideen statt Identitäten«

Der Journalist, Transatlantiker und langjährige »ZEIT«-Herausgeber wird 80 – eine Würdigung

von Helmut Kuhn  15.03.2024

Judenhass

Zentralrat macht sich für »klare Richtlinien« gegen Antisemitismus in der Kultur stark

Josef Schuster: Eigenverantwortung ist in weiten Teilen gescheitert

 14.03.2024

Film

Kafka stirbt ein zweites Mal

»Die Herrlichkeit des Lebens« verfremdet die literarischen Texte des Autors zu biografischen – und schwächelt genau deshalb

von Jonathan Guggenberger  14.03.2024

Restitution

Schiedsverfahren zur Rückgabe von NS-Raubkunst geplant

Beratende Kommission war 2003 eingerichtet worden, um bei Differenzen zu vermitteln

 13.03.2024

»Jüdische Ossis«

Blick zurück nach vorn

Das Festival beschäftigt sich mit den letzten Jahren der DDR – und was davon übrig blieb

 13.03.2024 Aktualisiert