Kino

Allah hilf, ich bin Jude

Mahmud Nasir ist ein britischer Muslim der entspannten Art. Er glaubt zwar an Allah, trinkt aber auch gern Bier und besucht die Moschee nur selten. Problematisch wird das, als sein Sohn heiraten will. Der Stiefvater der Braut, Arshad al-Masri, ist ein fanatischer Prediger (Mahmud nennt ihn »Stalin«), der erwartet, dass die Familie des neuen Schwiegersohns islamisch korrekt lebt. Nun muss Mahmud den gläubigen Muslim spielen.

Die Situation verschärft sich weiter, als er nach dem Tod seiner Mutter seine Geburtsurkunde findet und erfährt, dass er als Baby adoptiert wurde. Schlimmer noch: Mahmuds wirkliche Eltern, stellt sich heraus, sind Juden.

In einem jüdischen Altersheim findet er seinen leiblichen Vater, der im Sterben liegt. Ein orthodoxer Rabbiner will den Sohn aber nur dann zu dem Vater lassen, wenn er Jude ist. Mahmud, der von Juden nur weiß, dass sie »das Volk des Scheckbuchs« sind, macht deshalb einen Crashkurs in Jüdischsein. Heimlich natürlich, denn der islamistische Schwager in spe darf davon nichts erfahren.

israelischer »islamist« Das Drehbuch zu Josh Appignanesis Verwechslungskomödie Alles koscher, in der der Islamist Al Nasri überzeugend von dem jüdischen Israeli Yigal Naor verkörpert wird, der jüdische Muslim Mahmud von dem iranischstämmigen Schauspieler Omar Djalili, hat der britisch-jüdische Comedian David Baddiel geschrieben.

Die Grundidee trägt er schon seit seiner Kindheit mit sich herum. »Damals bekam ich doppelt Prügel – einmal als Jude und einmal, weil man mich wegen meiner dunklen Haut für einen Pakistani gehalten hat«, erzählt der 47-Jährige. »Mir war schnell klar, dass die meisten ethnischen Engländer zwischen einem Juden und einem Moslem nicht unterscheiden können und beide Gruppen gleichermaßen diskriminieren.«

Die meisten seiner Witze macht Baddiel auf Kosten der Juden. Da kennt er sich aus. Er hat eine jüdische Grundschule besucht und bezeichnet sich heute als »Jude im Herzen und Atheist im Kopf«. Aber auch die Muslime bekommen ihr Fett weg. Zwar hat Baddiel, der auch Koproduzent ist, sich mit Muslimen beraten, um sicherzustellen, dass weder der Koran noch der Prophet Mohammed beleidigt werden.

Doch ansonsten, sagt er, habe er keine Witze aus Angst vor Islamisten streichen lassen. Zumal sein Film »sich darüber lustig macht, wie Menschen mit Religion umgehen, nicht über die Religionen selbst«. Islamischen Zuschauern in Großbritannien gefalle der Film auch, weil hier moderne, gut integrierte Muslime gezeigt würden, keine Terroristen oder Fanatiker.

iran Die Komödie wird in 64 Ländern zu sehen sein, darunter sogar der Iran und Saudi-Arabien. In Israel dauerte es ein ganzes Jahr, bevor ein kleiner Verleih den Film für koscher erklärte. Dabei ist das Thema Israel ständig präsent. Baddiel karikiert die bedingungslose Unterstützung Israels durch manche britische Juden, lässt einen von ihnen zum Beispiel beim Autofahren die israelische Nationalhymne Hatikwa hören.

Dass sein neuer Film an diesem Donnerstag auch in Deutschland startet (leider unter dem unpassenden Titel Alles Koscher; das britische Original The Infidel – »Der Ungläubige« – ist um Klassen besser), freut David Baddiel besonders. Zum einen schätzt er den deutschen Humor, der dem britischen sehr ähnlich sei, wie er meint. Zum anderen wurde seine Mutter in Königsberg geboren und konnte als Kind mit ihrer Familie aus Nazi-Deutschland fliehen – nur drei Wochen vor Beginn des Zweiten Weltkriegs.

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