»Shtisel«

Akiva darf weiter schmachten

Frauenschwarm: Akiva-Darsteller Michael Aloni (l.)

Seitdem die ersten beiden Staffeln der israelischen Erfolgsserie Shtisel im Januar via Netflix weltweit ein Millionenpub­likum bezirzt haben, warten die Fans von Akiva und Schulem sehnsüchtig auf mehr von der ultraorthodoxen Familie aus Ge’ula. Nun kommt endlich die Erlösung.

JNF Die Steilvorlage dazu hat Akiva-Darsteller Michael Aloni Anfang April bei einem Fundraise-Event des Jüdischen Nationalfonds in London geliefert. Dort erzählte der 35-Jährige nicht nur davon, wie er sich monatelang bei einer Charedi-Familie in Mea Schearim auf seine Rolle vorbereitet habe – von den Mizwot bis zu feinen Nuancen in den Gesten.

Er stocherte auch wild in der Hoffnungsglut, als er sagte, dass die gesamte Shtisel-Crew unbedingt weitermachen wolle. »›Im jirtzeh Haschem‹, wie wir in der Serie sagen, wenn Gott es will, wird es eine dritte Staffel geben«, zitierte die britisch-jüdische Zeitung »The Jewish Chronicle« Michael Aloni.

»Shtisel« erzählt eindringlich und zutiefst menschlich vom Alltag der gleichnamigen Familie, von verlassenen Töchtern, aufsässigen Großmüttern und verstockten Patriarchen.

CREW In der vergangenen Woche nun verwandelte Serien-Co-Erfinder und Drehbuchautor Yehonatan Indursky Alonis Pass von der Seitenlinie zum perfekten Tor, als er, ebenfalls in London, die Hoffnung von Crew und Fans erfüllte: Ja, 
Shtisel werde fortgesetzt, und die Arbeit am neuen Drehbuch habe bereits begonnen, offenbarte er vor 300 Zuschauern in der Norrice-Lea-Synagoge in Hampstead Garden Suburb, vermeldete die Londoner Gratis-Zeitung »Jewish News«.

Nachdem Shtisel in Israel schon 2013 für Begeisterung gesorgt hatte, nahm Netflix die Serie erst Anfang 2019 ins Programm, wo sich die Geschichte vom Lieben und Leiden mit Pejes und Scheitel zum Überraschungshit mauserte. Shtisel erzählt eindringlich und zutiefst menschlich vom Alltag der gleichnamigen Familie, von verlassenen Töchtern, aufsässigen Großmüttern und verstockten Patriarchen. Akiva, ein verträumter Mittzwanziger, teilt sich nach dem Tod der Mutter ein karges Apartment mit dem herrischen Vater (Dov Glickman), der von den künstlerischen Ambitionen seines Sohnes ebenso wenig wissen will wie von dessen idiosynkratischer Frauenwahl.

Auf die Frage, ob Akiva denn nun wenigstens lieben dürfe, wen er wolle, antwortete Aloni mit lautem Lachen.

In der Kunst wie im Leben geht es für die Shtisels um die Zerrissenheit ob der Tatsache, dass der Raum zwischen Tradition und Freiheit extrem knapp bemessen ist und alle Beteiligten sich immer wieder Herz und Seele wund scheuern. Trotzdem, so Indurskys spärliche Auskunft über den Inhalt von Staffel drei, werde kein Shtisel die religiöse Gemeinschaft verlassen.

GEDULD Auf die Frage, ob Akiva denn nun wenigstens lieben dürfe, wen er wolle, antwortete Aloni mit lautem Lachen. »Ich spiele ihn nur, schreiben tun die anderen.« Also, Geduld, liebe Shtisel-Fans. Doch eines ist sicher, diesmal wird Net­flix sich beeilen.

Und wer es gar nicht aushält, kann sich mit der Ende März erschienenen wissenschaftlichen Abhandlung Reading Shtisel – a TV Masterpiece from Israel des kanadischen Professors Maurice Yacowar noch einmal von der Brillanz der Serie überzeugen. Folge für Folge.

Staffel 1 und 2 von »Shtisel« laufen auf Netflix.

Computerspiel

Lenny Kravitz wird James-Bond-Bösewicht

Als fieser Schurke will der Musiker im kommenden Jahr dem Agenten 007 das Leben schwer machen – allerdings nicht auf der Kinoleinwand

 12.12.2025

Berlin

Jüdisches Museum bekommt zusätzliche Förderung

Das Jüdische Museum in Berlin gehört zu den Publikumsmagneten. Im kommenden Jahr feiert es sein 25. Jubiläum und bekommt dafür zusätzliche Mittel vom Bund

 12.12.2025

Aufgegabelt

Latkes aus Dillgürkchen

Rezepte und Leckeres

 12.12.2025

Kulturkolumne

Lieber Chanukka als Weihnachtsstress?

Warum Juden es auch nicht besser haben – was sich spätestens an Pessach zeigen wird

von Maria Ossowski  12.12.2025

Kommerz

Geld oder Schokolade?

Der Brauch, an den Feiertagen um Münzen zu spielen, hat wenig mit den Makkabäern oder dem traditionellen Chanukkagelt zu tun. Der Ursprung liegt woanders

von Ayala Goldmann  12.12.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Singend durch Paris oder Warum unser Chanukka-Song der beste ist

von Nicole Dreyfus  12.12.2025

Literatur

Deutsch-Hebräischer Übersetzerpreis für Helene Seidler

Die Schriftstellerin wurde für die Übersetzung des Romans »Unter Freunden stirbt man nicht« von Noa Yedlin ausgezeichnet

 12.12.2025

Zürich

Protest gegen ESC-Teilnahme Israels: Nemo gibt Pokal zurück

Mit der Zulassung Israels verrate der Gesangswettbewerb seine Werte von »Einheit, Inklusion und Würde für aller Menschen«, so Nemo

 12.12.2025

Meinung

Nemo unverbesserlich

Nemo gibt mit Rückgabe der ESC-Siegertrophäe auch Haltung ab. Statt Rückgrat zu zeigen, schwimmt das Schweizer Gesangswunder von 2024 im postkolonialen Strom mit

von Nicole Dreyfus  12.12.2025