Berlin

Absage der BDS-Rapperin

Fühlt sich wegen ihres Israel-Boykotts bedroht: die britische Musikerin Kate Tempest Foto: dpa

Die britische Rapperin Kate Tempest gilt nicht eben als zimperlich. In ebenso wortgewaltigen wie aggressiven Texten prangert die als »Stimme der Wütenden« gefeierte Globalisierungskritikerin die Auswüchse des Kapitalismus an und kritisiert die Gentrifizierung. Und wie es sich für eine linke Aktivistin gehört, hat die 31-Jährige auch den jüdischen Staat im Visier, in dem sie eine unterdrückerische Kolonialmacht sieht. Zuletzt unterschrieb sie mit 1200 anderen Künstlern eine Petition der antisemitischen BDS-Bewegung, die zum Boykott Israels aufruft, um den »palästinensischen Kampf« zu unterstützen.

Dass Tempest gut austeilen, anscheinend aber weniger gut mit Gegenwind für ihr politisches Engagement im Namen der BDS-Kampagne umgehen kann, zeigte sich Mittwoch vergangener Woche. Wegen angeblicher Drohungen sagte Tempest ihr Konzert unter dem Motto »Let Them Eat Chaos« an der Berliner Volksbühne am 6. Oktober ab. In dieser »aggressiven Atmosphäre« sei ein Auftritt für sie unmöglich, teilte ihr Management mit. Man wolle kein Risiko für ihr mentales Wohlergehen eingehen.

boykott Das Konzert von Tempest im Hangar 5 des ehemaligen Flughafens Tempelhof war aufgrund ihres Engagements für BDS und ihrer Aufrufe zum Boykott Israels umstritten. Erst jüngst hatte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller BDS »Methoden aus der Nazi-Zeit« attestiert. Zugleich versprach er, BDS-Unterstützern städtische Räume oder Zuschüsse zu verweigern.

Wie aus dem Umfeld der Volksbühne zu hören war, hatte das Theater nach Müllers Statement das Gespräch mit Tempest gesucht. Das Ziel war offenbar, die Künstlerin zu einer Erklärung in Sachen BDS zu bewegen – und zu einer Stellungnahme zu den Vorwürfen, ihr Engagement sei antisemitisch. Doch dazu war Tempest anscheinend nicht bereit. Am Freitag erklärte sie auf Facebook: »Ich bin eine Person jüdischer Abstammung und zutiefst verletzt von den Vorwürfen, ich würde eine antisemitische Organisation unterstützen.«

Unterdessen bedauerte Volksbühnen-Intendant Chris Dercon die Konzertabsage. »Das ist eine riesige Enttäuschung für uns«, sagte er. Stellung zu der Frage, warum das Theater für seine groß angekündigte Eröffnung ausgerechnet eine glühende BDS-Unterstützerin auftreten lassen wollte, nahm er nicht.

Aufgegabelt

Couscous mit Gemüse

Rezept der Woche

von Katrin Richter  24.10.2025

Rezension

Kafkaeskes Kino: »Franz K.«

Die Regisseurin, die für Hitlerjunge Salomon eine Oscar-Nominierung erhielt, hat das Leben des Schriftstellers verfilmt. Der Zuschauer darf »Franz K.« nicht nur als gequältes Genie-Klischee, sondern als dreidimensionalen Menschen erleben

von Patrick Heidmann  24.10.2025

Talmudisches

Das Schicksal der Berurja

Die rätselhafte Geschichte einer Frau zwischen Märtyrertum und Missverständnis

von Yizhak Ahren  24.10.2025

Dresden

Jüdische Woche eröffnet

Das Event bietet bis Sonntag Tanz, Theater, Ausstellungen, Konzerte, Lesungen und Gesprächsrunden

 24.10.2025

Malerei

Zwischen den Welten

Südafrikanerin, Deutsche, Jüdin: Das Berliner Brücke-Museum würdigt die vergessene Expressionistin Irma Stern mit einer großen Ausstellung

von Bettina Piper  23.10.2025

Shkoyach!

Der Belarusse ist einer, der Birkensaft liebt

Wenn man sich schon auf eine komplizierte Sprache, andere Umgangsformen und ein gewöhnungsbedürftiges Klima einlässt, dann soll einem wenigstens das heimische Essen Halt geben: Unser Autor kostet noch einmal das Lieblingsgetränk seiner Kindheit

von Eugen El  23.10.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 23. Oktober bis zum 31. Oktober

 23.10.2025

Netflix-Serie

»Nobody Wants This«: Zweite Staffel ab heute verfügbar

Keine Produktion seit »Srugim« habe Rabbiner und Synagogen so unterhaltsam dargestellt, heißt es in israelischen Medien. Ab heute geht es in die nächste Runde

 23.10.2025

Zahl der Woche

384 Betten

Fun Facts und Wissenswertes

 21.10.2025