Niederlande

Zwischen Furcht und Hilfe

Bereit für die Aufnahme von Flüchtlingen: eine Notunterkunft in Holland Foto: dpa

Synagogen, jüdische Schulen, koschere Geschäfte und Restaurants, ein Friedhof und zahlreiche jüdische Organisationen – nirgendwo in den Niederlanden gibt es eine so jüdisch geprägte Gegend wie im Viertel Buitenveldert in Amstelveen. Dort, vor den Toren Amsterdams, lebt ein großer Teil der rund 50.000 Juden des Landes. Gut zwei Kilometer entfernt, so will es der Stadtrat von Amstelveen, werden demnächst bis zu 400 Flüchtlinge untergebracht – eine Notunterkunft in einem früheren Büroblock.

Diskussion Bei einem Informationsabend Anfang der Woche stand im Vordergrund, welche Folgen die Anwesenheit von muslimischen Flüchtlingen für die Sicherheit der Juden vor Ort hat. Der Beratungsverband jüdischer Organisationen (CJO) hält die Wahl des Ortes für »unglücklich«. Laut dem CJO-Vorsitzenden Ron van der Wieken kommen die Flüchtlinge aus Ländern, »in denen offizielle Kanäle sich sehr negativ über Juden auslassen«.

In einer Stellungnahme fordert der Verband eine Antwort auf die Frage, wie die Kommune künftig die Sicherheit der jüdischen Bewohner garantieren wolle. Anlass zur Sorge gibt die Tatsache, dass jüdische Einrichtungen in den Niederlanden ein »erhöhtes Anschlagsrisiko« haben, wie die nationale Behörde zur Terrorismusbekämpfung konstatierte. Hinzu kommt ein sprunghafter Anstieg gemeldeter antisemitischer Vorfälle: von 100 im Jahr 2013 auf 171 im Jahr 2014.

Risiko Ron van der Wieken fürchtet nun, dass sich dieses Risiko erhöht, »wenn man zwischen Synagogen Flüchtlinge unterbringt, die aus einem Land kommen, in dem sie einer Gehirnwäsche unterzogen wurden, die zur Abneigung gegen Juden führt«.

Der Amsterdamer Arabist und Filmemacher Ruben Gischler kann diese Sorgen verstehen: »Generationen von Syrern sind mit der Dämonisierung Israels aufgewachsen«, sagt er.

Anders sieht Ronny Naftaniel die Lage. Der frühere Direktor des Israel-Dokomentations- und Informationszentrums (CIDI), auch ein Bewohner des Viertels, sagte dem protestantischen Rundfunksender EO: »Wenn man die Probleme von Flüchtlingen sieht, ist man als Bürger – und als Jude umso mehr – verpflichtet zu helfen.« Naftaniel hat Amstelveens Bürgermeisterin inzwischen angeboten, den Flüchtlingen Sprachkurse zu geben.

Berlin

Prozess um Attentat am Holocaust-Mahnmal fortgesetzt

Das überlebende Opfer, der 31-jährige spanische Tourist Iker M., wollte am Mittwoch persönlich vor dem Kammergericht aussagen

 03.12.2025

Sydney

Jüdische Organisationen prangern »Geißel« Antisemitismus an

Im Fokus steht dieses Mal Australien. Es ist Gastgeber einer Konferenz der internationalen jüdischen Initiative »J7«. Sie stellt Zahlen zu Judenhass auf dem Kontinent vor - und spricht von historischen Höchstständen

von Leticia Witte  02.12.2025

New York

Das sind die Rabbiner in Mamdanis Team

Im Gegensatz zu seinem Vorgänger hat Mamdani keinen Ortodoxen in seine Übergangsausschüsse berufen – eine Lücke, die bereits im Wahlkampf sichtbar wurde

 02.12.2025

Dänemark

Männer sollen 760.000 Euro für die Hamas gesammelt haben

Am Dienstagmorgen nahm die Polizei einen 28-Jährigen fest. Sein mutmaßlicher Komplize sitzt bereits in U-Haft

 02.12.2025

Italien

Francesca Albanese und ihre »Mahnung« an die Presse

In Turin wurden die Redaktionsräume von »La Stampa« von Demonstranten verwüstet. Die Reaktion der UN-Sonderbeauftragten für die Palästinensergebiete verstörte viele

von Michael Thaidigsmann  02.12.2025

Jüdisches Leben im Libanon

Noch immer hat Beirut eine Synagoge, aber die Gläubigen nehmen ab

Einst war Libanon ihr Zufluchtsort, dann kam der Bürgerkrieg, und viele gingen. Doch nach wie vor gehören Juden zu den 18 anerkannten Religionsgruppen im Libanon - auch wenn nur noch wenige im Land leben

von Andrea Krogmann  02.12.2025

Bereit fürs ICZ-Präsidium: Noëmi van Gelder, Arthur Braunschweig und Edi Rosenstein (v.l.n.r.)

Interview

»Meinungsvielfalt gilt es auszuhalten« 

Am 8. Dezember wählt die Gemeindeversammlung der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich ein neues Präsidium. Ein Gespräch mit den Kandidaten über Herausforderungen an die Gemeinde, Grabenkämpfe und Visionen

von Nicole Dreyfus  01.12.2025

Italien

Der Anti-Banksy

AleXsandro Palombo unterstützt mit seiner Kunst Israel, anstatt es zu verdammen

von Federica Matteoni  01.12.2025

Haifa

Nach abgesagter Auktion: Holocaust-Zeugnisse jetzt in Israel

Die geplante Versteigerung von Holocaust-Zeugnissen in Deutschland hatte für große Empörung gesorgt. Nun wurden viele der Objekte nach Israel gebracht und sollen dort in einem Museum gezeigt werden

von Sara Lemel  01.12.2025