Ungarn

Zurück zum Beten

In wenigen Tagen hat Budapest seine älteste Synagoge wieder. Mit einem Festakt eröffnet Oberrabbiner Slomó Köves von der Chabad-nahen Vereinigten Israelitischen Glaubensgemeinschaft in Ungarn (EMIH) am Sonntag das 190 Jahre alte Gotteshaus im Stadtteil Buda.

Für die EMIH als Mieter ist die Neueröffnung des Hauses eine Erfolgsstory. Es ist die erste Synagoge in Ostmitteleuropa, die nicht nur wieder aufgebaut und hergerichtet wurde, sondern nach Jahrzehnten auch ihre ursprüngliche Funktion als jüdisches Gebetshaus wiedererlangt. Das historische Gebäude wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert gebaut, aber erst 1821 an die jüdische Gemeinde übergeben – zu einer Zeit, als es Juden zum Teil noch verboten war, sich dauerhaft in Budapest anzusiedeln. Für ihr Gemeindeleben zog sich das Budapester Judentum deshalb ins Viertel Altbuda zurück.

Während des Holocausts wurde die Synagoge geschlossen. Als in Zeiten des Kommunismus alle Religionsgemeinschaften systematisch vom Staat unterdrückt wurden, benutzte das ungarische Staatsfernsehen das altehrwürdige Gebäude seit den frühen 70er-Jahren als Film- und Fernsehstudio.

Auch heute regt sich in Teilen der Bevölkerung Widerstand gegen jüdische Einrichtungen. In Ungarn haben sich in den vergangenen Jahren antisemitische Strömungen verstärkt. Die Wirtschaftskrise, hohe Arbeitslosigkeit, Korruption und soziale Unsicherheit haben im Frühjahr zum Wahlerfolg der rechtsradikalen Partei Jobbik beigetragen. Deren Anhänger fallen häufig durch rassistische und judenfeindliche Parolen auf.

Trotz der verschärften politischen Situation erlebt das ungarische Judentum derzeit einen Auftrieb. Immer mehr der rund 80.000 ungarischen Juden gehen heutzutage selbstbewusst mit ihrem Judentum um. Sie fragen schon in jungen Jahren nach ihrer Herkunft, bekennen sich besonders in der Hauptstadt verstärkt zur jüdischen Gemeinde und setzen sich auch aktiv für jüdische Belange ein.

So unterstützten zahlreiche Freiwillige die fünf Monate andauernden Sanierungsarbeiten an der Synagoge, die auch heute noch Eigentum des Staates und der Kommune ist. Gemeindemitglieder spendeten eine stattliche Summe von rund 230.000 Euro, die zumindest ausreichte, um den Gebetsraum wiederherzustellen sowie ein Kulturzentrum und eine Küche einzurichten. Laut Angaben der EMIH werden aber wohl insgesamt rund anderthalb Millionen Euro benötigt, um das Gebäude in altem Glanz erstrahlen zu lassen.

Zur Eröffnung am Sonntag wird neben dem israelischen Religionsminister Yakov Margi auch Jona Metzger, der aschkenasische Oberrabbiner von Israel, erwartet. Ebenso angekündigt haben sich hochrangige Vertreter der ungarischen Regierung. Für die Öffentlichkeit ist die neue alte Synagoge erstmals an Erew Rosch Haschana, am Mittwochabend, wieder zugänglich.

Tschechien

Auf den Wegen der Prager Juden

Während immer wieder neue Formen des Erinnerns gefordert werden, hat in der Goldenen Stadt die Zukunft bereits begonnen

von Kilian Kirchgeßner  12.05.2025

Meinung

Codewort: Heuchelei

Nemo fordert den Ausschluss Israels beim ESC in Basel. Damit schadet der Sieger des vergangenen Jahres der Schweiz und der eigenen Community

von Nicole Dreyfus  11.05.2025

Eurovision Song Contest

Vorjahressieger Nemo gegen Teilnahme Israels am ESC

Für Israel tritt die Sängerin Yuval Raphael an, die die Terroranschläge auf Israel am 7. Oktober 2023 überlebte

 10.05.2025

USA

Juden in den USA wünschen sich Dialog mit neuem Papst

Anders als sein Vorgänger Franziskus hat sich Leo XIV. als Kardinal nicht mit israelkritischen Äußerungen zum Gazakrieg hervorgetan. Jüdische US-Organisationen hoffen auf einen guten Austausch mit dem neuen Papst

von Christoph Schmidt  09.05.2025

USA

Die Magie der Start-ups

Auch Arielle Zuckerberg mischt in der Hightech-Welt mit. Als Investorin ist die Schwester von Mark Zuckerberg derzeit zudem auf jüdischer Mission

von Paul Bentin  08.05.2025

Judenhass

Alarmierende Zahlen

J7 stellt ersten Jahresbericht über Antisemitismus in den sieben größten Diaspora-Gemeinden vo

 07.05.2025

Meinung

Null Toleranz für Gewaltaufrufe

Ein Großereignis wie der Eurovision Song Contest darf keine Sicherheitslöcher zulassen, findet unsere Schweiz-Redakteurin Nicole Dreyfus

von Nicole Dreyfus  07.05.2025

Eurovision Song Contest

Israelische Sängerin Yuval Raphael wird von der Schweiz nicht extra geschützt

Die Basler Sicherheitsbehörden wissen um die angespannte Lage, das Sicherheitsrisiko in der Schweiz ist hoch

von Nicole Dreyfus  06.05.2025

Interview

»Wir sind ein Impulsgeber«

Zentralratspräsident Josef Schuster über die Internationale Task Force gegen Antisemitismus J7, den deutschen Vorsitz und ein Treffen in Berlin

von Philipp Peyman Engel  05.05.2025