Nordirak

Wunderbare Freundschaft

Weil sie den Iran als gemeinsame Bedrohung fürchten, unterhalten etliche Staaten der Arabischen Liga teils offiziell, teils unter der Hand recht enge Beziehungen zu Israel und arbeiten militärisch mit dem jüdischen Staat zusammen. Auf die öffentliche Wahrnehmung Israels hat dies jedoch kaum Auswirkungen. Die meisten arabischen Medien hetzen weiterhin antiisraelisch und antisemitisch.

Umso bemerkenswerter ist deshalb die Entwicklung in Irakisch-Kurdistan, das seit dem Sturz Saddam Husseins föderaler Teilstaat des Irak unter De-facto-Selbstverwaltung ist. Der Irak stand bis 2003 an vorderster Front jener arabischen Länder, die sich die Vernichtung Israels zum Ziel gesetzt hatten.

Als die Baath-Partei 1968 an die Macht kam, inszenierte sie unzählige öffentliche Hinrichtungen von vermeintlichen zionistischen Spionen, setzte antijüdische Gesetze in Kraft und vertrieb die wenigen Juden, die bis dahin noch im Land geblieben waren.

Vor einigen Wochen beging man in Arbil, der Hauptstadt der irakisch-kurdischen Autonomieregion, ganz offiziell den Holocaust-Gedenktag. Dies dürfte die erste entsprechende Zeremonie in einem Mitgliedsstaat der Arabischen Liga gewesen sein.

An der Veranstaltung nahmen auch westliche Diplomaten teil, und die kurdische Presse berichtete wohlwollend. Überhaupt unterscheidet sie sich in diesem Punkt ganz grundlegend von vielen arabischen Medien: Antisemitische Karikaturen sind im kurdischen Nordirak weitgehend unbekannt.

Synagoge Bereits vergangenes Jahr hatte die kurdische Regierung Sherzad Mamsani zum Leiter einer Abteilung für »kurdisch-jüdische Angelegenheiten« innerhalb des Religionsministeriums ernannt und das Judentum zu einer offiziell anerkannten Religion erklärt. Man kündigte sogar an, eine Synagoge und ein jüdisches Kulturzentrum bauen zu wollen. So gut wie alle kurdischen Juden sind in den vergangenen Jahrzehnten aus dem Irak geflohen, insgesamt sollen es weltweit 300.000 sein, die meisten leben heute in Israel. Doch erst kürzlich rief Mamsani sie auf, wieder in ihre alte Heimat zurückzukehren.

Auch wenn dies in absehbarer Zeit kaum geschehen wird, versucht sich die irakisch-kurdische Regierung bewusst von der bisherigen irakischen Politik zu distanzieren und hat ein neues Kapitel in den Beziehungen zum Judentum und auch zu Israel eröffnet.

Traditionell bestand schon immer vor allem zwischen der Demokratischen Partei Kurdistans (KDP) und Israel ein freundschaftliches Verhältnis, diese Beziehungen wurden aber nicht öffentlich gemacht.

Dies ändert sich nun, auch wenn Kurdistan weiter Teil des Irak ist, der sich ja offiziell noch im Kriegszustand mit Israel befindet und in Bagdad von Parteien regiert wird, die dem Iran nahestehen.

Eine israelische Firma etwa betreibt seit einiger Zeit in Kurdistan eine Milchfarm, und Präsident Masud Barzani hat mehrmals betont, er würde diplomatische Beziehungen mit dem jüdischen Staat begrüßen, ein israelisches Konsulat in Arbil könne momentan nur deshalb nicht eröffnet werden, weil Bagdad dies verbieten würde. Seit einiger Zeit wird in Arbil sogar eine Zeitschrift namens »Israel-Kurd« herausgegeben, und die Autonomieregierung fördert Kontakte zwischen kurdischen und israelischen Hochschulen.

Tel Aviv

Noa Kirel und Daniel Peretz heiraten mit »kleiner Feier«

Die Sängerin und der HSV-Torwart standen in Jaffa unter großen Sicherheitsvorkehrungen unter der Chuppa

von Nicole Dreyfus  12.11.2025

Kommentar

In Zohran Mamdanis New York werden Juden geduldet, nicht akzeptiert

»Liberale Zionisten« müssen in der Regierung des neuen Bürgermeisters keinen »Lackmustest« fürchten. Was beruhigend klingen soll, zeigt, wie stark der Antisemitismus geworden ist - nicht zuletzt dank Mamdani

von Gunda Trepp  11.11.2025 Aktualisiert

Zürich

Goldmünze von 1629 versteigert

Weltweit existieren nur vier Exemplare dieser »goldenen Giganten«. Ein Millionär versteckte den Schatz jahrzehntelang in seinem Garten.

von Christiane Oelrich  11.11.2025

USA

Mehrgewichtig, zionistisch und stolz

Alexa Lemieux ist Influencerin in den sozialen Medien und zum Vorbild für viele junge jüdische Frauen geworden

von Sarah Thalia Pines  11.11.2025

Prag

Der Golem-Effekt

Seit mehr als fünf Jahrhunderten beflügelt das zum Schutz der Juden geschaffene Wesen aus Staub und Worten die Fantasie. Ein Blick zurück mit Büchern, Filmen und den »Simpsons«

von Sophie Albers Ben Chamo  11.11.2025

Raubkunst

Zukunft der Bührle-Sammlung ungewiss

Die Stiftung Sammlung E. G. Bührle hat ihren Stiftungszweck angepasst und streicht die Stadt Zürich daraus

von Nicole Dreyfus  10.11.2025

Wien

Österreichs Regierung mit neuer Strategie gegen Antisemitismus

KI-gestützte Systeme zum Aufspüren von Hate Speech, eine Erklärung für Integrationskurse, vielleicht auch Errichtung eines Holocaust-Museums: Mit 49 Maßnahmen bis zum Jahr 2030 will Wien gegen Antisemitismus vorgehen

 10.11.2025

Jerusalem

Zerstrittene Zionisten

Der Zionistische Weltkongress tagt zum 39. Mal seit seiner Gründung im Jahr 1897 durch Theodor Herzl. Doch das Treffen droht zum Fiasko für die Organisation zu werden. Die Hintergründe

von Joshua Schultheis  10.11.2025

Medienbericht

Katar soll mutmaßliches Missbrauchsopfer von Karim Khan ausspioniert haben

Das Emirat scheint sich in den Skandal um den Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs eingemischt zu haben, wie Recherchen nun zeigen

 07.11.2025