Frankreich

Wo Multikulti durch den Magen geht

Das Restaurant »La Marina« im populären Nordosten von Paris wirkt auf den ersten Blick eher unscheinbar. Doch ein Besuch dort lohnt sich – nicht nur, weil alle Speisen koscher sind. Multikulti in Paris ist nichts Neues, Restaurants mit internationaler Küche auch nicht. Aber dass ein jüdisches Lokal französische, italienische und japanische Spezialitäten von arabischem, asiatischem und afrikanischem Personal servieren lässt, das ist selbst für Frankreichs Hauptstadt ungewöhnlich.

Den Kunden gefällt’s. Das Konzept des Betreiberehepaars Michelle und Ygal Gabison ging besser auf als erwartet. »Seit wir das Lokal Ende 2007 übernommen haben, laufen die Geschäfte von Jahr zu Jahr besser«, freut sich Ygal Gabison.

auswahl Bei der Auswahl der Gerichte haben die beiden nichts dem Zufall überlassen und sich für Klassiker entschieden, die bei einer breiten Kundschaft ankommen. Das koschere Menü reicht von üppigen Salaten über Pizza und Pasta, Burger und Bagel bis hin zu einer riesigen Auswahl an Sushi. Die Tatsache, dass das Servicepersonal der Gabisons genauso divers ist wie ihre Speisekarte, beruht dagegen nicht auf einer ausgeklügelten Geschäftsstrategie. Das habe sich einfach so ergeben. Zum einen, weil das 19. Arrondissement, wo sich das Restaurant befindet, zu den ethnisch gemischtesten Vierteln von Paris gehört. Zum anderen, weil sie bei der Einstellung von Bewerbern ausschließlich auf die Kompetenz und nicht etwa auf die religiöse oder ethnische Zugehörigkeit achten.

Die meisten der insgesamt 25 Angestellten des »La Marina« sind Muslime. »Das liegt vor allem daran, dass in der Gastronomie generell ein überwiegend hoher Prozentsatz des Personals arabischer oder afrikanischer Herkunft ist. Für uns spielt das keine Rolle, denn wir machen ja keine Politik, sondern betreiben ein Restaurant. Das Einzige, was für unsere Gäste zählt, ist guter Service. Und den bieten wir«, sagt Gabison. Als Beweis für die Zufriedenheit seiner Kunden führt er an, dass das Restaurant eine hohe Zahl von Stammgästen habe, von denen manche sogar eigens aus der Vorstadt angereist kommen.

Auch bei den Angestellten scheint die Einstellung der Betreiber gut anzukommen. Der 28-jährige Moncef, der seit zwei Jahren beim Lieferservice arbeitet, kann sich kein besseres Arbeitsumfeld vorstellen. »Ich fühle mich hier wirklich wohl und habe überhaupt kein Problem damit, in einem jüdischen Restaurant zu arbeiten. Die Kunden sind nett, und koschere Speisen kann ich auch als Muslim essen, das ist genauso wie halal. Im Ramadan war es allerdings nicht immer leicht, den ganzen Tag so leckeres Essen vor sich zu haben«, sagt er und lacht.

koscher Ein weiterer Pluspunkt des Restaurants ist das Preis-Leistungs-Verhältnis. Die vom Bet Din als koscher zertifizierten Produkte sind hochwertig, und dennoch sind die daraus hergestellten Gerichte etwas günstiger als anderswo in der Hauptstadt. So bezahlt man für ein Hauptgericht durchschnittlich zwischen zehn und zwölf Euro, für eine Vor- oder Nachspeise zwischen sechs und acht Euro.

Das »La Marina« ist also ein echter Geheimtipp für alle, die in Paris weitab der Touristenattraktionen koscher essen möchten, ohne dabei tief in die Tasche greifen zu müssen. Es lohnt sich auch, die Gerichte zum Mitnehmen zu bestellen, denn das Restaurant liegt günstig zwischen zwei großen Grünanlagen, dem Parc de la Villette im Norden und dem Parc des Buttes-Chaumont im Süden, wo es sich in der warmen Jahreszeit herrlich picknicken lässt.

Großbritannien

Verdächtiger nach Anschlag auf Synagoge in Manchester festgenommen

Der Angriff auf die Synagoge am Vorabend des höchsten jüdischen Feiertags Jom Kippur sorgte international für Bestürzung. Jetzt wurde ein weiterer Tatverdächtiger festgenommen

von Burkhard Jürgens  27.11.2025

Bereit fürs ICZ-Präsidium: Noëmi van Gelder, Arthur Braunschweig und Edi Rosenstein (v.l.n.r.)

Interview

»Meinungsvielfalt gilt es auszuhalten« 

Am 8. Dezember wählt die Gemeindeversammlung der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich ein neues Präsidium. Zur Wahl stellen sich Noëmi van Gelder sowie Arthur Braunschweig und Edi Rosenstein für ein Co-Präsidium. Ein Gespräch über Herausforderungen an die Gemeinde, Grabenkämpfe und Visionen

von Nicole Dreyfus  27.11.2025

Fernsehen

Abschied von »Alfons«

Orange Trainingsjacke, Püschelmikro und Deutsch mit französischem Akzent: Der Kabarettist Alfons hat am 16. Dezember seine letzte Sendung beim Saarländischen Rundfunk

 27.11.2025

Schweiz

Antisemitismus auch in der queeren Szene benennen

Viele Jüdinnen und Juden fühlen sich teils unsicher, wenn in der queeren Szene über Israel gesprochen wird. Der Verein Keschet will das ändern

von Nicole Dreyfus  27.11.2025

Das Ausmalbuch "From the river to the sea" in einer Buchhandlung in Zürich.

Meinung

Ausmalen gegen die Realität

Kinderbücher sollten nicht dazu instrumentalisiert werden, Kinder niederschwellig zu prägen

von Zsolt Balkanyi-Guery  27.11.2025

USA

Personifizierter Hass

Menschen wie Nick Fuentes waren lange ein Nischenphänomen. Nun drängen sie in den Mainstream - und sind gefährlicher denn je

von Sophie Albers Ben Chamo  26.11.2025

Meinung

Die polnische Krankheit

Der Streit um einen Tweet der israelischen Schoa-Gedenkstätte Yad Vashem zeigt, dass Polen noch immer unfähig ist, sich ehrlich mit der eigenen Vergangenheit auseinanderzusetzen

von Jan Grabowski  26.11.2025

USA

Ein Stadtneurotiker wird 90

Woody Allen steht als Autor, Regisseur und Schauspieler für einzigartige Filme. Doch bis heute überschatten Missbrauchsvorwürfe sein Lebenswerk

von Barbara Schweizerhof, Sophie Albers Ben Chamo  26.11.2025

Orange Day

Palina Rojinski spricht über Gewalt in früherer Beziehung

Wie viele Frauen hat auch die Moderatorin einst in einer Beziehung Gewalt durch ihren Partner erfahren. Darüber spricht sie nun auf Instagram. Sie will anderen Mut machen, sich Hilfe zu holen

 25.11.2025