Zypern

»Wir fürchten uns nicht«

Gemeindechef Yaron Zeloof Foto: privat

Zypern

»Wir fürchten uns nicht«

Nachdem iranische Anschlagspläne gegen Israelis auf der Insel vereitelt wurden, bemüht sich die Gemeinde verstärkt um Schutz

von Tobias Kühn  29.06.2023 08:56 Uhr

Auf Zypern sollen vergangene Woche mehrere vom Iran geplante Terroranschläge auf israelische und jüdische Ziele vereitelt worden sein. Nach Berichten israelischer und zyprischer Medien zielten die Anschläge auf Hotels und Unterhaltungseinrichtungen, die von israelischen Touristen besucht werden, auf ein Haus der chassidischen Chabad-Bewegung sowie auf einen israelischen Immobilienunternehmer.

»Wir haben am Sonntag aus dem zyprischen Fernsehen davon erfahren«, sagt der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde im Land, Yaron Zeloof, im Gespräch mit der Jüdischen Allgemeinen. »Ein paar Stunden später berichteten dann auch israelische Medien darüber, und dann kamen viele Journalisten.«

Ob sie Angst haben, sich fürchten, darüber nachdenken, das Land zu verlassen – all das wollen die Journalisten wissen. »Nein«, sagt Zeloof, »wir fürchten uns nicht. Wir sprechen darüber, doch Angst haben wir nicht.« Der israelische Geschäftsmann lebt seit sechs Jahren in der Hafenstadt Larnaka im Osten Zyperns. So wie ihn zieht es viele Israelis auf die rund 300 Kilometer nordwestlich von Tel Aviv gelegene Mittelmeerinsel.

CHABAD Inzwischen gehören der Gemeinde rund 3000 israelische Familien an, und die Zahl wächst. Mehrere Chabad-Rabbiner betreuen die Gemeinde in sechs Chabad-Häusern in verschiedenen Städten auf der Insel.

Zeloof betont, man fühle sich als Jude sehr gut und sicher auf der Insel. Anders als in Berlin, wo er etliche Jahre gelebt habe, könne man auf Zypern ohne Bedenken mit Kippa auf der Straße unterwegs sein. Sicherheitsvorkehrungen seien vor jüdischen Einrichtungen bisher kaum nötig gewesen. Doch dies ändert sich jetzt. »Seit wir von den iranischen Anschlagsplänen wissen, haben wir vor allen Chabad-Häusern Sicherheitskräfte stehen.« Die Gemeinde kommt selbst dafür auf. Vom Staat erhält sie kein Geld.

Doch das soll sich ändern. In der vergangenen Woche – da wusste Zeloof noch nichts von den Anschlagsplänen – traf der Gemeindevorsitzende mit Zyperns Präsident Nikos Christodoulidis zusammen. Das Treffen, an dem auch Israels aschkenasischer Oberrabbiner David Lau und der israelische Botschafter in Zypern, Oren Anolik, teilnahmen, sei gut verlaufen, sagt Zeloof. Sie hätten die Regierung um Sicherheitsvorkehrungen und um Polizeischutz für Gemeindeeinrichtungen gebeten sowie um die Möglichkeit, koscher zu schlachten, denn derzeit importieren sie das Fleisch aus Israel, Polen oder Frankreich.

urlaub Anders als in vielen anderen europäischen Ländern gibt es auf Zypern keine alteingesessene Gemeinde. Außer ein paar britischen Juden kommen die meisten Gemeindemitglieder aus Israel. Sie haben sich in den vergangenen 50 Jahren auf der Insel niedergelassen – oder sind zu Gast. »Wir sind eine Gemeinde, die immer viel Besuch hat«, sagt Zeloof. Zum Kiddusch kämen jede Woche etwa 200 Gäste aus Israel. Da von Israel jeden Tag etliche Flüge nach Zypern gehen und der Flug nur 40 Minuten dauert, verbringen viele Israelis ihren Urlaub auf der Insel oder kommen auf einen Kurztrip.

»Viele Israelis kaufen Immobilien in Zypern oder investieren in zum Teil riesige andere Projekte«, sagt Zeloof. Das wisse Zyperns Regierung zu schätzen. Sie hat kein Interesse daran, dass die Israelis die Insel verlassen, weil sie sich nicht mehr sicher fühlen. Nächste Woche, erzählt Zeloof, werde er den Polizeichef treffen und mit ihm darüber sprechen, was die Polizei tun kann, damit sich Zyperns Israelis auch in Zukunft sicher fühlen.

Großbritannien

Nike hat es »nicht böse gemeint«

Der Sportartikel-Konzern hing zum London Marathon ein Banner auf, das aus Sicht von Kritikern die Schoa lächerlich gemacht hat. Jetzt hat sich das Unternehmen entschuldigt.

 29.04.2025

Schweiz

Junger Mann wegen geplanten Anschlags auf Synagoge Halle verhaftet

Die Anschlagspläne soll er laut Staatsanwaltschaft zwischen Juli 2024 und Februar 2025 wiederholt in einer Telegram-Chatgruppe angekündigt haben

 29.04.2025

Sport

Nach Anti-Israel-Eklat: Jetzt sprechen die Schweizer Fechter

Bei der Nachwuchs-EM der Fechterinnen und Fechter kommt es in Estland zu einer viel diskutierten Szene. Nun haben sich die verantwortlichen Schweizer erklärt

 28.04.2025

Fecht-EM

Schweizer Fechter schauen bei israelischer Hymne demonstrativ weg

Nachdem die U23-Mannschaft der Schweizer Fechter gegen Israel protestierte, äußert sich nun der Schweizer Fechtverband und verurteilt den Vorfall

von Nicole Dreyfus  28.04.2025

Großbritannien

Israelfeindliche Aktivisten stören London-Marathon

Mitten im London-Marathon kommt es zu einer Protestaktion gegen Israel. Zwei Aktivisten springen auf die Strecke und streuen rotes Pulver

 27.04.2025

Essay

Wir gehen nicht allein

Zum ersten Mal hat unsere Autorin mit dem »Marsch der Lebenden« das ehemalige KZ Auschwitz besucht. Ein Versuch, das Unvorstellbare in Worte zu fassen

von Sarah Maria Sander  27.04.2025

Frankreich

Serge Klarsfeld: »Wir müssen vorbereitet sein«

Der Holocaust-Überlebende und Nazi-Jäger hat in »Le Figaro« einen dringenden Appell veröffentlicht und erneut für rechte Parteien geworben. Das Judentum sei bedrohter denn je, glaubt er

 25.04.2025

USA

Sharon Osbourne vs. die Anti-Israel-Popkultur

Rock-Veteranin Sharon Osbourne hat sich mit dem irischen Rap-Trio Kneecap angelegt, das offensichtlich meint, mit Hassrede gegen Israel seine Fanbase vergrößern zu können

von Sophie Albers Ben Chamo  25.04.2025

KZ-Gedenkstätte Auschwitz

Israels Präsident Isaac Herzog und Eli Sharabi beim »Marsch der Lebenden«

Auf dem Weg von Auschwitz nach Birkenau sind diesmal auch ehemalige israelische Geiseln der Hamas dabei. Israels Präsident Herzog erinnerte an die weiterhin in Gaza gefangen gehaltenen israelischen Geiseln

 24.04.2025