Amsterdam

Wieder Urteile gegen »Judenjagd«-Teilnehmer

Im November 2024 machte ein Mob Jagd auf israelische Fußballfans in der Innenstadt von Amsterdam. Foto: IMAGO/ANP

In den Niederlanden sind im Amsterdamer Bezirksgericht erneut Strafen gegen Teilnehmer an den Ausschreitungen gegen israelische Fußballfans am Rande des Fußballspiels Ajax gegen Maccabi Tel Aviv im vergangenen November erlassen worden. Das berichten niederländische Medien. Vier Männer wurden unter anderem wegen Anstiftung zur Gewalt und beleidigender Äußerungen gegen Juden verurteilt.

Nach dem Spiel am 7. November 2024 waren Anhänger des israelischen Fußballmeisters Maccabi Tel Aviv in Amsterdam durch die Straßen gejagt, geprügelt und getreten worden, auch als sie längst wehrlos am Boden lagen. Die Unruhen hielten noch tagelang an, auch nachdem die Israelis die Stadt verlassen hatten, und verängstigten die jüdische Gemeinschaft.

Lesen Sie auch

Die Täter waren meist arabischstämmige junge Amsterdamer. Die Attacken gegen israelische Fans wurden vor dem Spiel in Chatgruppen verabredet. Ein Mann filmte sich am Steuer seines Autos und sagte: »Wir gehen auf Judenjagd, Junge«, berichtet der Thinktank Mena Watch. Auch Taxifahrer sollen an den Angriffen und deren Planung beteiligt gewesen sein. Fünf schwer verletzte Israelis mussten im Krankenhaus behandelt werden. 20 bis 30 weitere erlitten leichte Verletzungen, hatte die Polizei vermeldet.

Die höchste Strafe bekam diese Woche ein 27-Jähriger, der zu zwölf Wochen Gefängnis verurteilt wurde, weil er in seinen Nachrichten auf WhatsApp den Holocaust gutgeheißen hatte. »Die Verfolgung der Juden im Zweiten Weltkrieg ist eines der schockierendsten Ereignisse in der Geschichte der Menschheit. Sie hat unsägliches Leid verursacht. Bis zum heutigen Tag«, wird der Richter zitiert.

Täter-Opfer-Umkehr

Auch diese Gerichtsverhandlung bestätigte, dass das Narrativ von verfeindeten Hooliganbanden, die sich geprügelt hätten, falsch ist und sogar zur Täter-Opfer-Umkehr wird, wenn es heißt, dass die Israelis die »Judenjagd« provoziert, wenn nicht gar ausgelöst hätten. Diese Behauptung wurde häufig aufgestellt, als bekannt geworden war, dass auch mehrere israelische Fans aggressiv aufgetreten seien.

Schon die erste Verhandlung im vergangenen Dezember gegen sieben mutmaßlich Beteiligte, von denen fünf verurteilt wurden, zeigten die antisemitische Motivation und Planung hinter den Angriffen. Man wollte »dreckige Juden zusammenzuschlagen«, hieß es der WhatsApp-Nachricht eines Beschuldigten, berichtet Mena Watch.

Voll von Gewaltfantasien

Einer der diese Woche Verurteilten ist ein 32-Jähriger, dem vorgeworfen wurde, Administrator jener WhatsApp-Gruppe zu sein, in der die Angriffe geplant und koordiniert wurden und die »von Gewaltfantasien nur so überquoll«, so der Bericht. Auch zum Mord wurde aufgerufen.

Die Verhandlung gegen einen palästinensischen Asylbewerber wegen des Vorwurfs des versuchten Todschlags steht noch aus. Ein Videoclip soll zeigen, wie er einem Maccabi-Fan viermal gegen den Kopf tritt, während dieser am Boden liegt. Drei weitere Verdächtige werden beschuldigt, »Informationen zur Begehung von Gewalttaten« bereitgestellt zu haben, den Holocaust zu verharmlosen und zu billigen und einen älteren israelischen Besucher mit einem Gürtel geschlagen zu haben.

Die gefällten Urteile wurden bereits als zu milde kritisiert. ja

Tod von Papst Franziskus

Warum Israels Regierung nicht kondoliert hat

Die Hintergründe

von Michael Thaidigsmann  23.04.2025

Ungarn

Die unmögliche Geige

Dies ist die zutiefst berührende Geschichte eines Musikinstruments, das im Todeslager Dachau gebaut und 70 Jahre später unweit vom Balaton wiedergefunden wurde

von György Polgár  23.04.2025

Großbritannien

Haltung zu Israel: Streit beim jüdischen Dachverband

Ein offener Brief, der von der Financial Times veröffentlicht wurde, hat zu Verwerfungen innerhalb des Board of Deputies of British Jews geführt

von Michael Thaidigsmann  22.04.2025

Großbritannien

Genie und Monster

Der Autor Mark Rosenblatt hat eine Abrechnung mit Roald Dahls Judenhass auf die Bühne gebracht. Und wurde nun ausgezeichnet

von Sophie Albers Ben Chamo  22.04.2025

Schweden

Trauer um Walter Frankenstein

Der gebürtige Berliner überlebte den Holocaust in der Illegalität

 22.04.2025

USA

Der Lautsprecher

Howard Lutnick gibt sich als Architekt der amerikanischen Zollpolitik. Doch der Handelsminister macht sich mit seiner aggressiven Art im Weißen Haus zunehmend Feinde

von Sebastian Moll  18.04.2025

Medien

Noa Argamani ist auf der »Time 100«-Liste

Alljährlich präsentiert das »Time Magazine« die 100 einflussreichsten Menschen der Welt. 2025 ist auch eine freigelassene israelische Geisel dabei

 17.04.2025

USA

Neuauflage von Weinstein-Prozess startet

Vor gut einem Jahr überraschte ein Gericht in New York die Welt und hob das historische Vergewaltigungsurteil gegen Harvey Weinstein auf. Nun wird über die Vorwürfe erneut verhandelt

von Benno Schwinghammer  14.04.2025

Türkei

Die Optimistin

Liz Behmoaras schrieb über das jüdische Leben im Land – und für das Miteinander. Ein Nachruf

von Corry Guttstadt  14.04.2025