Dialog

Wenn der Jude mit dem Muslim

Rabbi Marc Schneier (M.) mit dem Unternehmer Russell Simmons (l.) und Imam Shamsi Ali (r.) bei der »Today, I Am A Muslim, Too«-Kundgebung in New York, März 2011 Foto: Getty

Es ist an der Zeit, dass Juden und Muslime gemeinsam gegen Rassisten aller Couleur vorgehen. Doch versucht man, dem jüdisch-islamischen Dialog in Europa im Internet auf die Spur zu kommen, ist das Ergebnis immer noch dürftig.

In Amerika ist man da weiter. Es mag auch an den Anschlägen vom 11. September 2001 liegen, von denen die amerikanische Psyche tiefe Narben davongetragen hat. Jedenfalls hat in den USA der jüdisch-muslimische Dialog, als Reaktion auf Hass gegen Muslime, eine inzwischen mehrjährige Tradition.

Kooperation Von dort kommt auch die Einrichtung des Twinning Weekend, des Partnerschaftswochenendes. Seit 2008 jährlich durch die in den USA beheimatete Foundation for Ethnic Understanding in Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Weltkongress und der Islamic Society of North America organisiert, findet das Wochenende in diesem Jahr vom 18. bis zum 20. November statt. Im Rahmen der Initiative kommen jüdische und muslimische Einrichtungen, Synagogen und Moscheen zusammen, um durch Kommunikation und Kooperation Brücken der Verständigung zu bauen.

Geistiger Vater und Motor des Projekts ist der Gründer und Präsident der Stiftung, Rabbiner Marc Schneier. Von der Zeitschrift Newsweek im Jahr 2007 zu einem der 50 einflussreichsten Rabbiner der USA gezählt, hat ihn der jüdische »Forward« seinerseits zu einem der 50 prominentesten Juden von Amerika gekürt. Besonders profiliert hat er sich durch seinen langjährigen Einsatz für Verständigung, ursprünglich schwerpunktmäßig zwischen Juden und Afroamerikanern, seither aber auch im jüdisch-muslimischen Dialog.

Die Institution der sogenannten Twinning Weekends hat sich längst über die Grenzen der Vereinigten Staaten hinaus ausgebreitet und ist zum internationalen Event geworden. Dieses Jahr sollen mehr als 100 Synagogen und genauso viele Moscheen in 22 Ländern an dem Ereignis teilnehmen. Darunter sind mehrere Gemeinden in Israel, Großbritannien, der Ukraine und sogar je ein Dialogpaar in Georgien und Australien.

Imame Auch in Deutschland soll an einem Ort die Gelegenheit zum Dialog genutzt werden. Angehende Imame, die am Zentrum für Interkulturelle Islamstudien (ZIIS) an der Universität Osnabrück studieren, werden die Synagoge in Dortmund besuchen und sollen dort unter anderem von Rabbiner Avichai Apel empfangen werden. »Wir wollen damit zum Abbau von Missverständnissen und zum besseren gegenseitigen Verstehen beitragen«, so Apel.

Das ZIIS hat sich durch solche Initiativen schon in der Vergangenheit hervorgetan. So hatte erst im April eine Gruppe von Imamen im Rahmen eines Weiterbildungskurses am Institut die Synagoge in Osnabrück besucht. Teilnehmer des Treffens berichteten, die Gespräche, die weit über die dafür angesetzte Zeit hinausgingen, hätten zum gegenseitigen Abbau von Berührungsängsten beigetragen.

www.ffeu.org/twinning

TV-Tipp

Ein Skandal ist ein Skandal

Arte widmet den 56 Jahre alten Schock-Roman von Philip Roth eine neue Doku

von Friederike Ostermeyer  21.11.2025

TV-Kritik

Allzu glatt

»Denken ist gefährlich«, so heißt eine neue Doku über Hannah Arendt auf Deutsch. Aber Fernsehen, könnte man ergänzen, macht es bequem - zu bequem. Der Film erklärt mehr als dass er zu begeistern vermag

von Ulrich Kriest  21.11.2025

Judenhass

»Wir wollen keine Zionisten«: Mamdani reagiert auf antisemitische Kundgebung vor Synagoge

Die Teilnehmer schrien unter anderem »Tod den IDF!« und »Globalisiert die Intifada!«

von Imanuel Marcus  21.11.2025 Aktualisiert

New York

Neonazi wollte als Weihnachtsmann jüdische Kinder mit Süßigkeiten vergiften

Der Antisemit soll zudem »Interesse an einem Massengewaltakt« gezeigt und Anleitungen zum Bau von Bomben geteilt haben. Nun wird er angeklagt

 21.11.2025

Holzstörche zur Geburt in Niederösterreich. Noch immer werden neben den klassischen Namen viele biblische Namen den Kindern gegeben.

Statistik

Diese hebräischen Vornamen in Österreich sind am beliebtesten

Österreichische Eltern wählen gern Klassiker. Unter den Top Ten sind auch viele Namen biblischen Ursprungs

von Nicole Dreyfus  20.11.2025

Philosophie

Hannah Arendt und die Freiheit des Denkens

Die politischen Katastrophen des 20. Jahrhunderts waren ihr Lebensthema. Sie sah ihre Aufgabe als politische Denkerin darin, die Welt und die Menschen zu verstehen. Die politische Theoretikerin starb vor 50 Jahren

von Jürgen Prause  20.11.2025

Russland

Der Vater der israelischen Rüstungsindustrie

Emanuel Goldberg war ein genialer Erfinder in der Weimarer Republik. Die Nazis sorgten dafür, dass er in Europa vergessen wurde. Doch bis heute macht der Mann aus Moskau Israel sicherer

von Leif Allendorf  20.11.2025

New York

Rekordpreis für »Bildnis Elisabeth Lederer« bei Auktion

Bei den New Yorker Herbstauktion ist wieder ein Rekord gepurzelt: Ein Klimt-Gemälde wird zum zweitteuersten je versteigerten Kunstwerk – und auch ein goldenes Klo wird für einen hohen Preis verkauft

von Christina Horsten  19.11.2025

Mexiko

Antisemitisches Graffiti gegen Claudia Sheinbaum sorgt für Empörung

Die Worte »puta judía« wurden auf Gebäude des Obersten Gerichtshofs geschmiert. Die jüdische Gemeinschaft des lateinamerikanischen Landes verurteilt den sich immer wieder äußernden Judenhass

 17.11.2025