Österreich

Wegen Umbau geschlossen

Die Buchhandlung im Erdgeschoss ist leer, im Foyer wird bereits gestemmt: Besucher des Jüdischen Museums Wien stehen derzeit vor verschlossenen Türen. Bis Ende Juni soll das Palais Eskeles, in dem das Museum seit 15 Jahren untergebracht ist, in neuer Pracht erstrahlen. 2,5 Millionen Euro sind für den Umbau des Hauses veranschlagt. Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny sprach bei der Präsentation der Pläne von einer »sanften Erneuerung«. Museumsdirektorin Danielle Spera, seit einem halben Jahr im Amt, sagte, sie freue sich, im Zuge der technischen Adaptierung des Hauses auch neue inhaltliche Akzente setzen zu können.

Stärker als bisher soll der Besucher an die Hand genommen werden: Dazu trägt ein neu gestaltetes Entree und ein verbessertes Leitsystem im Erdgeschoss bei. Anders als bisher soll nicht nur die Religion, sondern auch die Nachkriegsgeschichte Österreichs dargestellt werden. Erster und zweiter Stock sind Ausstellungen und Veranstaltungen vorbehalten. Auf der obersten Ebene bleibt das Schaudepot. Hier soll eine neue textliche Gestaltung dem Besucher die Objekte eindringlicher und direkter erklären.

Hologramme Entfernt wurden die auf Glas montierten Hologramme, die bisher die Geschichte der Juden in Wien zeigten. Die zerstörten Objekte führten Anfang der Woche zu einem Sturm der Entrüstung. Einer der schärfsten Kritiker ist der Grazer Museologe Gottfried Fliedl. Er bloggte: »Ich schätzte das Jüdische Museum immer als einen ... exquisiten Platz einer hochintelligent ... erzählten Geschichtskultur«. Jetzt frage er sich, »ob das, was nun vorgeht, als eine ›Abwicklung‹ anzusehen ist und als Aufgeben einer Haltung, die von höchsten museologischen ... und ethischen Ansprüchen getragen war«.

Spera sagt, man habe versucht, die Hologramme zu erhalten. Doch seien sie so verschraubt und verklebt gewesen, »dass die ausführenden Firmen keine Möglichkeit gefunden haben, sie zu demontieren.« Abgesehen davon hätten die Hologramme »bereits das Ende ihrer Lebensdauer erreicht, die Folien lösten sich ab«.

TV-moderatorin Kritisiert wurde Spera, die den meisten Österreichern als langjährige Fernsehmoderatorin bekannt ist, bereits bei ihrer Ernennung. Sie verfüge über kein Museums-Knowhow, hieß es. Die zuständige Vizebürgermeisterin Renate Brauner verteidigte damals die Entscheidung für Spera damit, dass sie die Wahl für sich entschieden habe, weil sie »ihre Bekanntheit in den Dienst der Wiener Museumslandschaft stellen« werde. Spera selbst betonte in einem Interview, auch andere Museen würden von Journalisten geführt.

Während der Schließzeit werden die Aktivitäten am zweiten Museumsstandort auf dem Judenplatz verstärkt. Auch beim Internetauftritt des Museums gibt es Neuerungen: Ein Relaunch hat die Webseite vom reinen Informationsmedium in einen interaktiven Museumsbereich verwandelt. Hier werden Interessierte nicht nur über die Sammlungen des Hauses oder laufende Ausstellungen informiert, sondern können auf verschiedenen Kanälen wie Facebook oder Twitter mit dem Museum in Kontakt und Dialog treten. Videos und Fotogalerien auf Flickr sollen zur Lebendigkeit im Netz beitragen.

www.jmw.at

USA

BDS-Ideologe als Bürgermeister?

Zohran Mamdani bewirbt sich mit radikalem Programm, anti-israelischer Rhetorik und Aktivisten-Habitus um New Yorks höchstes Amt

von Mark Felton  25.06.2025

Offener Brief

Sie stehen auf der falschen Seite, Herr Wermuth

Rabbiner Jehoschua Ahrens kritisiert Cédric Wermuth, Co-Präsident der Schweizer Sozialdemokraten, für seine Haltung zur Gaza-Demonstration am vergangenen Samstag in Bern

von Rabbiner Jehoschua Ahrens  25.06.2025

Meinung

Nichts als Fußball spielen!

Wie das Grümpelturnier von Maccabi Schweiz in Zürich für Ablenkung sorgt: Betrachtungen einer jüdischen Amateur-Fußballerin

von Nicole Dreyfus  24.06.2025

Ukraine

Auf allen Kanälen

Anna Ukolova ist die russischsprachige Stimme der israelischen Armee. Ein Interview über Blogger, anti-israelische Propaganda und das Leben als Einwanderin

von Eugen El  18.06.2025

Imanuels Interpreten (10)

Kenny G: Das Enfant Terrible des Jazz

Er ist der erfolgreichste Instrumentalmusiker – und der meistgehasste. Warum eigentlich?

von Imanuel Marcus  17.06.2025

Krieg in Israel

Rabbiner: Unterstützung für gestrandete Israelis in Europa

Sie können momentan nicht nach Israel zurück. Jüdische Gemeinden in Europa sind gebeten, sie mit Unterkünften und anderem zu unterstützen. In Gemeinden herrscht unterdessen große Besorgnis, auch wegen der Sicherheit

von Leticia Witte  16.06.2025

Nachruf

Der Lippenstiftverkäufer

Leonard Lauder, der aus dem von seinen Eltern gegründeten Kosmetikunternehmen Estée Lauder einen Weltkonzern machte, ist im Alter von 92 Jahren gestorben

von Michael Thaidigsmann  16.06.2025

USA

Farlir nur nit dein Hofenung

Wie ein schwarzer Kantor in den 1920ern New Yorks Juden verzauberte und sogar durch Europa tourte. Die unglaubliche Geschichte des Thomas LaRue, dessen Stimme erstmals wieder zu hören ist

von Nicole Dreyfus  15.06.2025

Nationaler Sicherheitsrat

Offizielle Warnungen für Israelis und Juden im Ausland

Wachsamkeit, Kooperation und Zurückhaltung. Der israelische Nationale Sicherheitsrat hat Warnhinweise für Israelis und Juden im Ausland veröffentlicht

 13.06.2025