Australien

Wasser verbindet

Zupacken: Chaos nach der Flut Foto: Reuters

Australische Familien berechnen dieser Tage die Kosten der Flut. Auf ihrem Höhepunkt vergangene Woche erreichte die Überschwemmung Ausmaße in der Größe Frankreichs und Deutschlands zusammen. Allein im Süden des Bundesstaats Queensland wurden 28.000 Häuser zerstört, hunderte waren es im Norden von New South Wales und in westlichen Städten in Victoria. 18 Menschen starben durch die Flut.

Auch die jüdische Gemeinschaft blieb von der Katastrophe nicht verschont. Zwar wurde die Hauptsynagoge in Australiens drittgrößter Stadt Brisbane vom Hochwasser nicht beschädigt, aber es kam dem Gebäude bedrohlich nah. Rabbiner Levi Jaffe von der Brisbaner Hebrew Congregation verlegte die Gottesdienste kurzerhand in sein Privathaus, denn das Gemeindezentrum war wegen der Gefahr vorsorglich geschlossen und religiöse Gegenstände wie Torarollen in Sicherheit gebracht worden. Doch entgegen allen Expertenvorhersagen hörte das Wasser wenige Meter vor der Synagoge auf zu steigen – ähnlich wie 1974, als die Stadt eine ähnliche Flut erlebte.

Evakuiert Viele jüdische Queensländer hatten weniger Glück. Sie werden in den kommenden Monaten damit beschäftigt sein, die Schäden an ihren zerstörten Häusern und Geschäften zu reparieren. Jason Steinberg, Präsident des Queensland Jewish Board of Deputies, konnte Anfang der Woche über die Schäden, die Gemeindemitglieder zu beklagen haben, keine Angaben machen. Der Wochenzeitung The Australian Jewish News sagte er, dass er von 20 jüdischen Familien wisse, die evakuiert wurden.

»Mit der Zeit haben wir gesehen, welche Schäden die zerstörende Flut hinterlassen hat«, sagte Steinberg. »Etwa 15 bis 20 Häuser haben Flutschäden und noch ein weiteres Dutzend ist noch ohne Strom oder von der Außenwelt abgeschlossen.« Diejenigen, die aus ihren Häusern gerettet werden mussten, seien mit koscherem Essen aus Melbourne und Sydney versorgt worden.

Wiederaufbau Inmitten des Tumults und des Drecks haben Millionen Australier begonnen, den Queensländern beim Wiederaufbau zu helfen. Zehntausende, die zuvor aus den Überflutungsgebieten flüchten konnten, zogen sich Gummistiefel an, griffen zu Schaufeln oder Besen und begannen, die Häuser von dem übelriechenden Schlamm zu befreien, nachdem das Wasser sich seit dem Wochenende langsam zurückzieht. »Jeder macht sich daran zu helfen. So viele sind freiwillig losgezogen, um den Schlamm wegzuschaufeln. Es ist überwältigend zu sehen, wie die Menschen zusammenhalten«, sagt Steinberg.

Queenslands Premierministerin Anna Bligh warnte, dass die Arbeit noch nicht beendet sei, auch wenn sich das Wasser zurückziehen würde. »Wir können Häuser nicht ans Stromnetz anschließen, solange Elektriker sie nicht freigegeben haben«, sagte Bligh.

Hilfsfonds Einige lokale Hilfsfonds wurden kurzfristig ins Leben gerufen. Der Queensland Jewish Community Service versorgt jüdische Familien, die von den Überflutungen betroffen sind. Andere jüdische Organisationen helfen ebenfalls. »Wir arbeiten, um den Flutopfern zu helfen, sei es spirituell, emotional oder materiell«, schreibt Chabad-Rabbiner Moshe Loebenstein an seine Unterstützer. »Wir müssen für die Sicherheit und das Wohlergehen aller beten.«

Auch die Regierung von Queensland hat einen Fonds gegründet, um der Region wieder auf die Beine zu helfen. Mehr als 54 Millionen australische Dollar (rund 40 Millionen Euro) waren bis Samstagabend zusammengekommen. Zu den größten Spendern zählt die Pratt Foundation der gleichnamigen jüdischen Familie aus Melbourne.

Sowohl Queenslands Premierministerin Anne Bligh als auch Australiens Regierungschefin Julia Gillard sagten, man benötige noch mehr Geld, um die überfluteten Gebiete wiederherzustellen. »Australier aus allen Landesteilen können stolz darauf sein, was sie bisher für die Flutopfer getan haben. Aber lassen Sie uns versuchen, noch einen weiteren Schritt zu gehen und denen mehr zu geben, die in der Flut alles verloren haben«, sagte Gillard. Bligh fügte hinzu: »Das wird helfen, Häuser in Queensland aufzubauen, Besitz zu erstatten und Familien den Neubeginn zu erleichtern.«

USA

Angriff auf Cousin einer ermordeten Geisel

Ariel Yaakov Marciano wurde in Santa Monica angegriffen und geschlagen, weil er Hebräisch sprach

 17.09.2025

Belgien

Gent bleibt hart: Lahav Shani bei Festival weiter unerwünscht

Nach massiver Kritik befasste sich der Verwaltungsrat des Musikfestivals am Montagabend erneut mit der Ausladung der Münchner Philharmoniker. Es blieb bei der Ausladung

von Michael Thaidigsmann  16.09.2025

Bundesamt für Statistik

Dieser hebräische Vorname ist am beliebtesten bei Schweizer Eltern

Auch in der Schweiz wählen Eltern weiterhin häufig biblische Namen für ihr Neugeborenes

von Nicole Dreyfus  16.09.2025 Aktualisiert

Kommentar

Das Geraune von der jüdischen Lobby

Der Zürcher »Tages-Anzeiger« befasst sich kritisch mit dem Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund, der die Absage einer Veranstaltung mit Francesca Albanese an der Uni Bern gefordert hatte. Dabei war diese Intervention richtig

von Michael Thaidigsmann  15.09.2025

Argentinien

Raubkunst in der Immobilienanzeige

Die Tochter eines Naziverbrechers wollte ihre Villa verkaufen und führte Ermittler auf die Spur einer gestohlenen Kunstsammlung

von Andreas Knobloch  13.09.2025

München/Gent

Charlotte Knobloch spricht von »historischem Echo«

Nach der Ausladung des israelischen Dirigenten Lahav Shani von einem Musikfestival meldet sich Charlotte Knobloch mit deutlichen Worten

 11.09.2025

Italien

Jüdisches Touristen-Paar in Venedig attackiert

Die Täter schrien »Free Palestine«, bevor sie die Ehefrau mit einer Flasche attackierten und ihren Ehemann ohrfeigten

 11.09.2025

Georgien

Sicher und schön

Der Kaukasus-Staat pflegt Erbe und Zukunft der Juden. Und bietet atemberaubende Natur. Ein Besuch

von Michael Khachidze  11.09.2025

Belgien

Argerich, Maisky, Schiff empört über Gent-Festival

Bekannte jüdische und nichtjüdische Musiker haben eine Petition gestartet, um gegen die Ausladung der Münchner Philharmoniker und ihres Dirigenten Lahav Shani zu protestieren

 11.09.2025