Debatte

Warum auch jüdische Hotspur-Fans plötzlich nicht mehr »Yid Army« singen sollen

Fans von Tottenham Hotspur Foto: imago images/Shutterstock

Der englische Premier-League-Club Tottenham Hotspur hat seine Anhänger darum gebeten, die Nutzung des teilweise als antisemitisch empfundenen Begriffs »Yid Army« in Zukunft zu vermeiden, mit dem Teile der Fangemeinde – auch insbesondere jüdische Hotspur -Fans – sich selbst bezeichnen.

Der Fußballverein aus London hatte dazu eine Studie in Auftrag gegeben, die unter anderem ergab, dass viele Spurs-Fans sich unwohl fühlen, wenn das Wort bei Spielen zu hören ist. Außerdem habe sich gezeigt, dass viele jüngere Spurs-Anhänger nicht den historischen Kontext dazu kennen, teilte der Club am Donnerstag mit.

FANGEMEINDE Tottenham Hotspur hat traditionell eine große jüdische Fangemeinde. Die Fans – auch und besonders jüdische Anhänger des Clubs – hatten ursprünglich vor 40 Jahren damit begonnen, bei Spielen »Yid Army« zu singen und sich selbst so zu nennen. Damit wollten sie die antisemitischen Gesänge gegnerischer Fußballfans kontern, die damals noch ungestraft blieben.

Schon seit einigen Jahren wird über den Begriff diskutiert.

»Wir haben immer betont, dass unsere Fans das Wort nie verwendet haben, um vorsätzlich zu beleidigen«, teilten die Spurs mit. Tatsächlich sei es ein »Abwehrmechanismus gegen antisemitische Beleidigungen, die es immer noch gibt«. Dennoch sei es »unabhängig von Zusammenhang und Absicht« an der Zeit, das Wort »weniger zu verwenden oder ganz damit aufzuhören«.

DISKUSSION Schon seit einigen Jahren wird über den Begriff diskutiert, der trotz gesellschaftlicher Entwicklungen und der Kritik einiger Fußballfans - auch derer von anderen Vereinen - bei Tottenham-Spielen immer wieder lautstark von Fans gerufen und gesungen wird. Im Rahmen der Studie habe sich aber gezeigt, dass selbst einige Spurs-Anhänger, die den Begriff eigentlich weiterhin nutzen wollten, bereit seien damit aufzuhören, falls sich andere Spurs-Fans dadurch verletzt fühlten.

»Antisemitismus bleibt ein ernstes Problem im Fußball«, hieß es auf der Spurs-Website, »und es muss mehr getan werden, um ihn zu bekämpfen. Wir glauben, dass antisemitischen Beleidigungen genauso null Toleranz entgegengebracht werden sollte wie anderen Formen diskriminierenden Verhaltens. Es sollte nicht einer Minderheit im Fußball überlassen werden, dies anzusprechen und voranzutreiben.« dpa/ja

USA

Juden in den USA wünschen sich Dialog mit neuem Papst

Anders als sein Vorgänger Franziskus hat sich Leo XIV. als Kardinal nicht mit israelkritischen Äußerungen zum Gazakrieg hervorgetan. Jüdische US-Organisationen hoffen auf einen guten Austausch mit dem neuen Papst

von Christoph Schmidt  09.05.2025

USA

Die Magie der Start-ups

Auch Arielle Zuckerberg mischt in der Hightech-Welt mit. Als Investorin ist die Schwester von Mark Zuckerberg derzeit zudem auf jüdischer Mission

von Paul Bentin  08.05.2025

Judenhass

Alarmierende Zahlen

J7 stellt ersten Jahresbericht über Antisemitismus in den sieben größten Diaspora-Gemeinden vo

 07.05.2025

Meinung

Null Toleranz für Gewaltaufrufe

Ein Großereignis wie der Eurovision Song Contest darf keine Sicherheitslöcher zulassen, findet unsere Schweiz-Redakteurin Nicole Dreyfus

von Nicole Dreyfus  07.05.2025

Eurovision Song Contest

Israelische Sängerin Yuval Raphael wird von der Schweiz nicht extra geschützt

Die Basler Sicherheitsbehörden wissen um die angespannte Lage, das Sicherheitsrisiko in der Schweiz ist hoch

von Nicole Dreyfus  06.05.2025

Interview

»Wir sind ein Impulsgeber«

Zentralratspräsident Josef Schuster über die Internationale Task Force gegen Antisemitismus J7, den deutschen Vorsitz und ein Treffen in Berlin

von Philipp Peyman Engel  05.05.2025

Ukraine

Mit Tränen in den Augen

Die Weltordnung zerfällt, doch eine sinnvolle Gestaltung des 80. Jahrestags zum Ende des Zweiten Weltkriegs ist möglich, sagt unser Autor

von Vyacheslav Likhachev  04.05.2025

Österreich

Pita und Krautrouladen

Haya Molcho hat sich im Laufe der Jahre von Wien aus ein Imperium erkocht. Ein Gespräch über Familie, Politik und Balagan in der Küche

von Nicole Dreyfus  04.05.2025

Florenz

Judenretter und Radsportheld

Als Gigant der Landstraße ging Gino Bartali in die Geschichte des Radsports ein. Was der im Jahr 2000 gestorbene Italiener abseits der Rennen leistete, nötigt mindestens ebenso viel Respekt ab

von Joachim Heinz  02.05.2025