Auf dem Tomorrowland-Festival in Belgien wurden zwei Israelis von der Polizei festgenommen. Die beiden Soldaten der israelischen Armee (IDF) stehen im Verdacht belgischer Behörden, im Gazastreifen Kriegsverbrechen begangen zu haben. Sie wurden nach einem Verhör freigelassen und sollen Belgien bereits verlassen haben. Die israelische Botschaft hat sich noch nicht zu dem Vorfall geäußert.
Der Festnahme vorausgegangen war eine Beschwerde der vom Hisbollah-nahen Aktivisten und Politiker Dyab Abou Jahjah gegründeten Hind Rajab Foundation (HRF) sowie der britischen NGO Global Legal Action Network (GLAN). Die Hind Rajab Foundation hat es sich zum Ziel gesetzt, Soldaten der israelischen Streitkräfte weltweit juristisch wegen angeblicher Kriegsverbrechen anzuzeigen.
Den beiden Israelis wurde vorgeworfen, der Givati, einer von fünf Infanterie-Brigaden der IDF, anzugehören. Die beiden hatten bei auf einem Konzert auf dem Tomorrowland-Festival die Fahne ihrer Brigade geschwenkt. Berichte dazu hatten in den sozialen Netzwerken die Runde gemacht. Am Samstag reichten HRF und GLAN eine Beschwerde gegen die beiden ein.
Entgegen ihres Namens handelt es sich bei der HRF um keine Stiftung, sondern einen in Belgien eingetragenen Verein. Obwohl dieser erst im September 2024 gegründet wurde, ist er weit über Belgien hinaus bekannt. In den vergangenen Monaten hat HRF bereits in Dutzenden Ländern weltweit Anzeige gegen israelische Touristen und Doppelstaatsbürger erstattet. So auch in Portugal vergangene Woche, als HRF den dortigen Behörden die angebliche Anwesenheit eines israelischen Soldaten meldeten.
Die Verhaftung von zwei Besuchern am Wochenende durch die belgische Polizei darf HRF dennoch als bisher größten Erfolg verbuchen. Denn zum ersten Mal wurden in Europa israelische Staatsbürger im Zusammenhang mit dem Krieg in Gaza verhaftet.
»Die Polizisten haben uns geschlagen«
Zwar wurden die beiden nach dem Verhör wieder freigelassen. Doch die föderale Staatsanwaltschaft Belgiens hat offenbar strafrechtliche Ermittlungen gegen sie eingeleitet. Die Entscheidung beruhe auf einer Änderung der Strafprozessordnung, die im vergangenen Jahr in Kraft getreten sei, teilte die Ermittlungsbehörde der Tageszeitung »Le Soir« mit.
Demnach haben belgische Gerichten extraterritoriale Zuständigkeit für die Verfolgung von Straftaten, die außerhalb des belgischen Hoheitsgebiets begangen wurden, falls diese unter das Völkergewohnheitsrecht fallen. Im konkreten Fall gehe es um mögliche Kriegsverbrechen nach den Genfer Konventionen vom 12. August 1949, erklärte die föderale Staatsanwaltschaft gegenüber der Zeitung.
Einer der beiden Israelis warf unterdessen der belgischen Polizei vor, Gewalt angewendet zu haben. »Die Beamten haben uns geschlagen, wir haben Schläge ins Gesicht bekommen«, wurde der namentlich nicht genannte Mann vom israelischen Sender »Channel 12« zitiert.
Laut israelischem Außenministerium handelte es sich bei den beiden Touristen um einen Zivilisten und einen Soldaten. Sie hätten sich im Urlaub in Belgien befunden. »Das Außenministerium und die israelischen Streitkräfte haben sich um die Angelegenheit gekümmert und stehen mit den beiden in Kontakt«, so das Ministerium. Weitere Informationen wurden zunächst nicht bekannt.
Vom Tomorrowland-Festival, das in Boom bei Antwerpen stattfindet und alljährlich rund 400.000 Besucher anzieht, kamen jedoch auch andere Nachrichten. So gaben israelische Besucher gegenüber der »Jerusalem Post« an, man habe gemeinsam mit iranischen Musikfans gefeiert und sich gegenseitig umarmt.
Und in den sozialen Netzwerken wurde am Montag ein Video verbreitet, das einen Mann mit Kufiya, dem sogenannten Palästinensertuch, zeigt, wie er einen in der israelischen Flagge eingehüllten Mann lang und innig umarmt.