Brüssel

Von Zeitzeugen zu Zweitzeugen

Will junge Leute befähigen, als »Botschafter« die Erinnerung an den Holocaust weiterzugeben: die Antisemitismusbeauftragte der EU-Kommission, Katharina von Schnurbein Foto: Europäische Kommission / Geoffrey Fritsch

Der Konferenzsaal in einem Brüsseler Hotel war bis auf den letzten Platz gefüllt: Mehr als 200 Vertreter zivilgesellschaftlicher Organisationen aus ganz Europa und darüber hinaus waren der Einladung von Katharina von Schnurbein gefolgt und nahmen am ersten »Forum der Zivilgesellschaft zum Kampf gegen den Antisemitismus und zur Förderung des jüdischen Lebens« teil. Das von der Antisemitismusbeauftragten der Europäischen Kommission organisierte Event diente vor allem der Gründung eines Netzwerks junger europäischer »Botschafter« für das Gedenken an den Holocaust.

Für die seit 2015 als Koordinatorin für den Kampf gegen Judenhass und die Förderung jüdischen Lebens amtierende Deutsche ist die Einbeziehung nichtstaatlicher Organisationen und jüdischer Gemeinden ein wichtiges Element der Strategie der Kommission zur Antisemitismusbekämpfung. Mit dem Forum will von Schnurbein der Zivilgesellschaft auch eine Plattform bieten, um sich grenzüberschreitend zu vernetzen.

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Noch in diesem Jahr will die Kommission Fördermittel in Höhe von 20 Millionen Euro für die Bekämpfung von Diskriminierung, Rassismus und Antisemitismus sowie weitere zehn Millionen Euro zur Unterstützung von Initiativen zur Erinnerung an die Schoa bereitstellen. »Durch ein neues Netz junger Botschafter schlagen wir Brücken zwischen jungen Europäern und Holocaust-Überlebenden und sorgen dafür, dass ihre Geschichten nie vergessen werden«, sagte Kommissionsvizepräsident Margaritis Schinas in einer Videobotschaft an die Teilnehmer der Veranstaltung.

ERINNERUNG Das Netzwerk junger europäischer Botschafter, das im Rahmen des Europäischen Jahres der Jugend ins Leben gerufen wurde, soll jungen Europäern dabei helfen, Zugang zu genauen Informationen über den Holocaust zu erhalten und diese an andere weiterzugeben, Gedenkveranstaltungen vor Ort zu initiieren und falsche Darstellungen über den Holocaust im Internet zu widerlegen.

Die Initiative startet zunächst in sechs EU-Ländern (darunter ist auch Deutschland) und soll später schrittweise auf ganz Europa ausgeweitet werden, erläuterte von Schnurbein. »Wir wollen junge Europäer befähigen, als sogenannte Zweitzeugen die Geschichte von Holocaust-Überlebenden weiterzuerzählen, das Gedenken an die Schoa zu initiieren und damit der Trivialisierung und Verzerrung des Holocaust zu widersprechen. Das soll sowohl online als auch im jeweiligen Umfeld der Botschafter, also in Schulen, Unis oder Jugendorganisationen, geschehen«, sagte sie dieser Zeitung.

unterstützung Auch der deutsche Europaabgeordnete Sergey Lagodinsky sprach bei dem zweitägigen Treffen in Brüssel. Er erinnerte dabei an seine Kindheit im russischen Astrachan, als er in einer Schublade erstmals die Tefillin seines Großvaters entdeckte. Juden und Nichtjuden müssten sich gegenseitig unterstützen, nicht nur im Kampf gegen Antisemitismus, sagte Lagodinsky, der 1993 als sogenannter jüdischer Kontingentflüchtling nach Deutschland gekommen war.

Er plädierte für ein selbstbewusstes, pro-europäisches Judentum. Die Juden seien schließlich, so der Grünen-Politiker, die Ersten gewesen, die sich über Landesgrenzen hinweg als europäische Gemeinschaft gefühlt hätten. »Wir können den Antisemitismus nur damit bekämpfen, dass wir unser Jüdischsein so leben, als gäbe es ihn gar nicht.«

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