USA

Vom Stamme der Laguna

Seit Anfang Januar Richterin am Obersten Gericht des US-Bundesstaates Washington: Raquel Montoya-Lewis Foto: dpa

Zu Trommelschlag und Gesang zog Raquel Montoya-Lewis am 6. Januar in den Sitzungssaal des Obersten Gerichts des US-Bundesstaates Washington ein. Im Haar trug sie die Feder eines Weißkopfseeadlers. Für die Ureinwohner Amerikas stünden die Trommeln für den Herzschlag eines Menschen, sie symbolisierten die historische Bedeutung eines Ereignisses, erklärte die neue Richterin dem Publikum.

Ureinwohner Alle Augen in der Hauptstadt Olympia waren an diesem Tag auf sie gerichtet, denn Montoya-Lewis ist in der Geschichte Amerikas erst die zweite Richterin aus den Reihen der amerikanischen Ureinwohner, die an ein oberstes staatliches Gericht berufen wurde. Im Staat Washington, im Nordwesten der USA, ist sie sogar die erste seit Gründung des Obersten Gerichts im Jahr 1889.

Väterlicherseits gehört Montoya-Lewis zum Stamm der Laguna. Sie zählen zu den Pueblo-Indianern, da sie – im Gegensatz zu anderen Stämmen – schon vor Eroberung des amerikanischen Westens in befestigten Dorfgemeinschaften lebten. Das Dorf Laguna liegt in New Mexico und wurde im Jahr 1699 gegründet. Heute gehört Montoya-Lewis allerdings einem anderen Pueblo-Stamm an, den Isleta, die ebenfalls aus New Mexico stammen.

Väterlicherseits gehört Montoya-Lewis zum Stamm der Laguna. Sie zählen zu den Pueblo-Indianern.

Ihr Jurastudium begann sie in dem südlichen Bundesstaat. Anschließend zog es sie 2000 Kilometer weiter nördlich, an die University of Washington in Seattle.

Mutter Die heute 51-jährige Juristin hat neben ihren indianischen Wurzeln auch eine jüdische Mutter. Montoya-Lewis kam 1968 in Spanien zur Welt. Ihr Vater war dort auf einer US-Militärbasis stationiert.

Nach dem Jurastudium belegte sie einen Master-Studiengang in Sozialarbeit. Sie habe nicht nur Juristin werden wollen, sondern sich auch dafür interessiert, »wie das Recht unsere Leute beeinflusst. Beide Dinge gehen für mich Hand in Hand«.

Später wurde Montoya-Lewis Juraprofessorin am Fairhaven College in Bellingham. Daneben diente sie auch als Richterin für die Stämme der Lummi-, Nooksack- und Skagit-Ureinwohner, deren überwiegende Mehrheit in Reservaten nahe der Grenze zu Kanada lebt. Von 2015 bis zu ihrem Amtsantritt war Montoya-Lewis Richterin am Berufungsgericht des Whatcom County. Sie gilt als gute Zuhörerin, als einfühlsam und entscheidungsstark. Washingtons Gouverneur Jay Inslee hob denn auch neben Montoya-Lewis’ Herkunft ihre Qualifikationen für das höchste Richteramt im Staat hervor. Sie sei eine außergewöhnliche Richterin, ein »Superstar der Justiz«.

Schoa Sechs der neun Mitglieder des Obersten Gerichts sind Frauen. Zur neuen Vorsitzenden Richterin wurde nach dem krankheitsbedingten Ausscheiden der bisherigen Gerichtspräsidentin Mary Fairhurst Debra Stephens, die gemeinsam mit Montoya-Lewis in ihr neues Amt eingeführt wurde. Neben ihrem indianischen Erbe vergaß die Neue auch ihr jüdisches Erbe nicht: So sprach nach ihrer Vereidigung ein Rabbiner Segensworte.

Sechs der neun Mitglieder des Obersten Gerichts sind Frauen.

»Ich wurde erzogen in dem Wissen, dass ich Nachfahrin von Überlebenden bin«, sagte Montoya-Lewis nach ihrer Ernennung. Die Vorfahren beider Eltern hätten Völkermord und den Versuch überlebt, »ihre Kultur auszulöschen«, betonte sie. »Nur wegen ihrer Widerstandskraft, ihres Muts, ihrer Intelligenz und des tiefen Glaubens an die Gerechtigkeit bin ich heute hier.«

Seit Bekanntgabe ihrer Ernennung im Dezember wurde Raquel Montoya-Lewis mehrmals gefragt, wie es denn sei, erste Supreme-Court-Richterin Washingtons mit indianischen Wurzeln zu sein. Ihre Antwort wiederholte sie auch während der Einsetzungszeremonie: »Das Wichtigste ist, dass ich nicht die letzte bin.«

Meinung

New York: Zohran Mamdani und der Clash der Generationen

Der Bürgermeisterkandidat der Demokraten wurde nicht zuletzt wegen seiner antizionistischen Haltung gewählt. Während er unter jungen jüdischen New Yorkern Unterstützer hat, stehen die älteren überwiegend fest an Israels Seite

von Hannes Stein  06.07.2025

Ungarn

Wo der Wunderrabbi wirkt

Zur 100. Jahrzeit von Reb Shayele pilgern Tausende Chassidim nach Kerestir – im festen Glauben, dass seine Kraft bis heute fortlebt. Zu Besuch an einem Ort voller Hoffnung und Geschichte

von György Polgár  06.07.2025

Antisemitismus

Angriff auf Synagoge und Restaurant in Melbourne

Während etwa 20 Menschen Schabbat feierten, setzte ein Mann die Tür des Gebäudes in Brand. Kurz darauf wurde ein koscheres Restaurant gestürmt. Nun hat die Polizei einen Verdächtigen festgenommen

 06.07.2025 Aktualisiert

Belgien

»Gaza gleich Auschwitz«-Karikatur gewinnt Wettbewerb

Der erste Preis des Press-Cartoon-Belgium-Wettbewerbs ging in diesem Jahr an eine Zeichnung einer Landkarte, in der die Umrisse des Eingangstores von Birkenau auf die des Gazastreifens gelegt sind

von Michael Thaidigsmann  04.07.2025

Kommentar

Zürich sollte Francesca Albanese keine Bühne bieten

Die antisemitische UN-Sonderberichterstatterin tritt am Freitag in der Zürcher Zentralwäscherei auf - subventioniert durch die Steuerzahler der Stadt

von Ronny Siev  03.07.2025

Großbritannien

Unterhaus: Palestine Action als Terrororganisation eingestuft

Mitglieder der radikalen Anti-Israel-Gruppe waren im Juni auf einen britischen Luftwaffenstützpunkt eingedrungen und hatten dort Flugzeuge beschädigt

 03.07.2025

Ukraine

Putins Krieg und Trumps Frieden

Während sich die Medienaufmerksamkeit auf Nahost konzentriert, bombardiert Russland weiterhin das Land. Nun schlägt sogar der US-Präsident neue Töne an

von Michael Gold  03.07.2025

Australien

Zwei Krankenpfleger, die damit drohten, jüdische Patienten zu töten, haben Arbeitsverbot

Im Februar sorgte ein TikTok-Video für Abscheu und Empörung, in dem zwei Krankenpfleger ihrem blanken Judenhass freien Lauf ließen. Nun stehen sie vor Gericht

 02.07.2025

Großbritannien

Warten auf »Bridgerton«

Die Sehnsucht nach der vierten Staffel des Netflix-Hits ist groß. Aber wie war eigentlich das reale jüdische Leben in der Regency?

von Nicole Dreyfus  29.06.2025