Kanada

Unappetitliche Nazivergleiche

Der kanadische Premierminister Justin Trudeau Foto: imago images/ZUMA Press

Neuer Wirbel um Elon Musk: Der südafrikanische Multimilliardär und Tesla-Chef verglich am Donnerstag auf seinem Twitter-Account Kanadas Premierminister Justin Trudeau mit Adolf Hitler. Musk wollte damit Kritik an Trudeaus Umgang mit protestierenden LKW-Fahrern üben. Unterlegt mit einem Hitler-Bild war der Satz zu lesen: »Hört auf, mich mit Justin Trudeau zu vergleichen. Ich habe einen Haushalt«. Nach scharfen Protesten löschte Musk den Post kurze Zeit später wieder.

https://twitter.com/robert_mey/status/1494374081864646658

FREEDOM CONVOY Das American Jewish Committee bezeichnete Musks Tweet als »Holocaust-Relativierung« und verlangte eine Entschuldigung. Es sei beleidigend für jene, die unter Hitlers Herrschaft gelitten haben, wenn man demokratisch gewählte Politiker mit dem Nazi-Diktator in eine Reihe stelle, so die Organisation. Die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau äußerte sich auf Twitter ähnlich. »Das verletzt viele Menschen«, erklärte das Auschwitz-Museum auf seinem Twitter-Kanal.

Trudeau steht in Kanada für sein Vorgehen gegen die coronaskeptischen »Trucker« des sogenannten »Freedom Convoys« in der Kritik. Der liberale Politiker – er ist seit 2015 kanadischer Regierungschef – rief am Montag den Notstand aus, um die von den LKW-Fahrern errichteten Blockaden in der Innenstadt der Hauptstadt Ottawa und an Grenzübergängen zu den USA notfalls mit Gewalt auflösen zu lassen.

Im Parlament gab es am Mittwoch dagegen Kritik von Seiten der Opposition. Die konservative Abgeordnete Melissa Lantsman zitierte in der Befragung des Premiers dessen eigene Worte aus dem Jahr 2015. Damals habe Trudeau gesagt: »Wenn die Kanadier ihrer Regierung vertrauen wollen, muss die Regierung den Kanadiern vertrauen.« Jetzt säe er dagegen Zwietracht und sei vom rechten Weg abgekommen, so Lantsman.

KEINE ENTSCHULDIGUNG Trudeau schleuderte ihr daraufhin entgegen, ihre Konservative Partei stünde Seite an Seite mit »Leuten, die Hakenkreuze schwenken«, während er selbst dafür sorge, dass »einfache Kanadier zum Arbeitsplatz« gelangen könnten. Das wiederum sorgte für Empörung nicht nur im Plenarsaal, denn: Melissa Lantsman ist jüdisch.

Lantsmans Parteifreund Dane Lloyd attackierte Trudeau für dessen Äußerungen. »Ich habe noch nie solch beschämende und unehrenhafte Bemerkungen von diesem Premierminister gehört. Mein Urgroßvater flog über 30 Einsätze gegen Nazi-Deutschland. Der Leichnam meines Urgroßonkels liegt auf dem Grund des Ärmelkanals. Es gibt Mitglieder dieser konservativen Fraktion, die Nachkommen von Opfern des Holocaust sind«, sagte Lloyd.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Unterhaussprecher Anthony Rota ermahnte alle, »einschließlich des ehrenwerten Premierministers«, aufwiegelnde Worte im hohen Haus zu unterlassen.

Auch Lantsman selbst ergriff später das Wort. »Ich bin eine starke jüdische Frau und ein Mitglied dieses Hauses und Nachfahrin von Holocaust-Überlebenden«, sagte sie. »Niemals zuvor wurde ich dafür besonders hervorgehoben, und man hat mir nie das Gefühl gegeben, weniger wert zu sein – bis auf heute, als der Premierminister mich beschuldigte, auf der Seite der Hakenkreuze zu stehen. Ich denke, er schuldet mir eine Entschuldigung.«

Die kam Trudeau aber nicht über die Lippen. Ihm gehe es darum, die »Freiheit aller Kanadier« wiederherzustellen, sagte er im Parlament. mth

Krieg in Israel

Rabbiner: Unterstützung für gestrandete Israelis in Europa

Sie können momentan nicht nach Israel zurück. Jüdische Gemeinden in Europa sind gebeten, sie mit Unterkünften und anderem zu unterstützen. In Gemeinden herrscht unterdessen große Besorgnis, auch wegen der Sicherheit

von Leticia Witte  16.06.2025

Nachruf

Der Lippenstiftverkäufer

Leonard Lauder, der aus dem von seinen Eltern gegründeten Kosmetikunternehmen Estée Lauder einen Weltkonzern machte, ist im Alter von 92 Jahren gestorben

von Michael Thaidigsmann  16.06.2025

USA

Farlir nur nit dein Hofenung

Wie ein schwarzer Kantor in den 1920ern New Yorks Juden verzauberte und sogar durch Europa tourte. Die unglaubliche Geschichte des Thomas LaRue, dessen Stimme erstmals wieder zu hören ist

von Nicole Dreyfus  15.06.2025

Nationaler Sicherheitsrat

Offizielle Warnungen für Israelis und Juden im Ausland

Wachsamkeit, Kooperation und Zurückhaltung. Der israelische Nationale Sicherheitsrat hat Warnhinweise für Israelis und Juden im Ausland veröffentlicht

 13.06.2025

Zürich

Israelhasser wollten Zürich zum Stillstand bringen

Am Donnerstagabend wollten »propalästinensische« Demonstranten durch die Zürcher Innenstadt ziehen

von Nicole Dreyfus  12.06.2025 Aktualisiert

Bosnien und Herzegowina

Goldschmidt: Boykott von Rabbinertreffen ist »eine Schande«

Die Europäische Rabbinerkonferenz kann nicht in Sarajevo tagen. Grund ist der Boykottaufruf eines Ministers. Der CER-Präsident fordert nun Konsequenzen

von Michael Thaidigsmann  12.06.2025

New York

Weinstein in neuem Prozess wieder verurteilt

Der Schuldspruch gegen den ehemaligen Filmmogul im Jahr 2020 galt als Meilenstein – bis er 2024 überraschend kassiert wurde. Nun hat erneut eine Jury geurteilt, aber das letzte Wort ist noch nicht gesprochen

 12.06.2025

Belgien

Israelfeindliche Aktivisten stellen Hamas-Terror nach

Bei einem »Widerstandsfestival« in Brüssel wurde der Terror mit einem Theaterstück glorifiziert, es gab Hamas-Dreiecke; und Wassermelonen-Mandalas für Kinder

von Nils Kottmann  09.06.2025

Vatikan

Papst Leo würdigt rumänischen Kardinal und Retter Tausender Juden

Iuliu Hossu könnte ein »Gerechter unter den Völkern« werden

 09.06.2025