Brasiliens Bildungsminister Abraham Weintraub (48) hat am Donnerstag seinen Rücktritt nach rund 14 Monaten im Amt eingereicht. Das berichteten brasilianische Medien am Donnerstagabend (Ortszeit).
In den vergangenen Wochen war der ehemalige Investmentbanker wegen rassistischer Ausfälle gegen China, eines Nazivergleichs sowie Angriffen gegen den Obersten Gerichtshof in die Kritik und ins Visier der Justiz geraten.
Philosophie Weintraub war angetreten, um den seiner Ansicht nach an Schulen und Universitäten dominierenden »Kultur-Marxismus« zu vertreiben. Er sei dagegen, dass Philosophie, Anthropologie und Soziologie an den kostenfreien öffentlichen Universitäten gelehrt werde, sagte er in der vergangenen Woche.
Ende Mai hatten jüdische Organisationen sich über einen Nazi-Vergleich Weintraubs beschwert.
Auch über die »sozialistische Unterwanderung« seines eigenen Ministeriums beklagte er sich mehrmals. Spott von der Opposition und in der Presse erntete er mehrmals durch Rechtschreibfehler in seinen Twitter-Meldungen sowie einfachen Rechenfehlern bei Vorträgen.
Ende Mai hatten jüdische Organisationen sich über einen Nazi-Vergleich Weintraubs beschwert. Der Minister hatte Hausdurchsuchungen der Bundespolizei mit der »Kristallnacht« vom 9. November 1938 in Nazi-Deutschland und den Pogromen gegen jüdische Familien, Geschäfte und Synagogen verglichen. Derzeit ermittelt die Justiz zudem gegen ihn, weil er China im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie rassistisch beleidigt haben soll.
In einer Kabinettssitzung am 22. April sprach sich Weintraub dafür aus, die »Vagabunden des Obersten Gerichtshofs« einzusperren, was ihm eine weitere Ermittlung einbrachte.
Fake News Zu Beginn dieser Woche entschied der Oberste Gerichtshof zudem, gegen Weintraub wegen Beteiligung an einem Fake-News-Netzwerk zu ermitteln. In den vergangenen Tagen zirkulierten Gerüchte, dass Weintraub verhaftet werden könnte.
Wenige Stunden vor seinem Rücktritt am Donnerstag hatte Weintraub noch eine Verordnung seines Ministeriums von 2016 aufgehoben, die indigenen, dunkelhäutigen und behinderten Studenten den Zugang zu einem Aufbaustudium erleichterte.
Weintraub will nun mit seiner Familie nach Washington umziehen, wo er auf Wunsch der Regierung einen leitenden Posten bei der Weltbank einnehmen soll. Er werde sich in den USA sicherer fühlen als derzeit in Brasilien, sagte er in einem Abschiedsvideo. kna