Brasilien

Umstrittener Bildungsminister zurückgetreten

Abraham Weintraub Foto: picture alliance/AP Photo

Brasilien

Umstrittener Bildungsminister zurückgetreten

Abraham Weintraub war unter anderem wegen rassistischer Ausfälle ins Visier der Justiz geraten

 19.06.2020 10:09 Uhr

Brasiliens Bildungsminister Abraham Weintraub (48) hat am Donnerstag seinen Rücktritt nach rund 14 Monaten im Amt eingereicht. Das berichteten brasilianische Medien am Donnerstagabend (Ortszeit).

In den vergangenen Wochen war der ehemalige Investmentbanker wegen rassistischer Ausfälle gegen China, eines Nazivergleichs sowie Angriffen gegen den Obersten Gerichtshof in die Kritik und ins Visier der Justiz geraten.

Philosophie Weintraub war angetreten, um den seiner Ansicht nach an Schulen und Universitäten dominierenden »Kultur-Marxismus« zu vertreiben. Er sei dagegen, dass Philosophie, Anthropologie und Soziologie an den kostenfreien öffentlichen Universitäten gelehrt werde, sagte er in der vergangenen Woche.

Ende Mai hatten jüdische Organisationen sich über einen Nazi-Vergleich Weintraubs beschwert.

Auch über die »sozialistische Unterwanderung« seines eigenen Ministeriums beklagte er sich mehrmals. Spott von der Opposition und in der Presse erntete er mehrmals durch Rechtschreibfehler in seinen Twitter-Meldungen sowie einfachen Rechenfehlern bei Vorträgen.

Ende Mai hatten jüdische Organisationen sich über einen Nazi-Vergleich Weintraubs beschwert. Der Minister hatte Hausdurchsuchungen der Bundespolizei mit der »Kristallnacht« vom 9. November 1938 in Nazi-Deutschland und den Pogromen gegen jüdische Familien, Geschäfte und Synagogen verglichen. Derzeit ermittelt die Justiz zudem gegen ihn, weil er China im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie rassistisch beleidigt haben soll.

In einer Kabinettssitzung am 22. April sprach sich Weintraub dafür aus, die »Vagabunden des Obersten Gerichtshofs« einzusperren, was ihm eine weitere Ermittlung einbrachte.

Fake News Zu Beginn dieser Woche entschied der Oberste Gerichtshof zudem, gegen Weintraub wegen Beteiligung an einem Fake-News-Netzwerk zu ermitteln. In den vergangenen Tagen zirkulierten Gerüchte, dass Weintraub verhaftet werden könnte.

Wenige Stunden vor seinem Rücktritt am Donnerstag hatte Weintraub noch eine Verordnung seines Ministeriums von 2016 aufgehoben, die indigenen, dunkelhäutigen und behinderten Studenten den Zugang zu einem Aufbaustudium erleichterte.

Weintraub will nun mit seiner Familie nach Washington umziehen, wo er auf Wunsch der Regierung einen leitenden Posten bei der Weltbank einnehmen soll. Er werde sich in den USA sicherer fühlen als derzeit in Brasilien, sagte er in einem Abschiedsvideo. kna

Meinung

Nichts als Fußball spielen!

Wie das Grümpelturnier von Maccabi Schweiz in Zürich für Ablenkung sorgt: Betrachtungen einer jüdischen Amateur-Fußballerin

von Nicole Dreyfus  24.06.2025

Ukraine

Auf allen Kanälen

Anna Ukolova ist die russischsprachige Stimme der israelischen Armee. Ein Interview über Blogger, anti-israelische Propaganda und das Leben als Einwanderin

von Eugen El  18.06.2025

Imanuels Interpreten (10)

Kenny G: Das Enfant Terrible des Jazz

Er ist der erfolgreichste Instrumentalmusiker – und der meistgehasste. Warum eigentlich?

von Imanuel Marcus  17.06.2025

Krieg in Israel

Rabbiner: Unterstützung für gestrandete Israelis in Europa

Sie können momentan nicht nach Israel zurück. Jüdische Gemeinden in Europa sind gebeten, sie mit Unterkünften und anderem zu unterstützen. In Gemeinden herrscht unterdessen große Besorgnis, auch wegen der Sicherheit

von Leticia Witte  16.06.2025

Nachruf

Der Lippenstiftverkäufer

Leonard Lauder, der aus dem von seinen Eltern gegründeten Kosmetikunternehmen Estée Lauder einen Weltkonzern machte, ist im Alter von 92 Jahren gestorben

von Michael Thaidigsmann  16.06.2025

USA

Farlir nur nit dein Hofenung

Wie ein schwarzer Kantor in den 1920ern New Yorks Juden verzauberte und sogar durch Europa tourte. Die unglaubliche Geschichte des Thomas LaRue, dessen Stimme erstmals wieder zu hören ist

von Nicole Dreyfus  15.06.2025

Nationaler Sicherheitsrat

Offizielle Warnungen für Israelis und Juden im Ausland

Wachsamkeit, Kooperation und Zurückhaltung. Der israelische Nationale Sicherheitsrat hat Warnhinweise für Israelis und Juden im Ausland veröffentlicht

 13.06.2025

Zürich

Israelhasser wollten Zürich zum Stillstand bringen

Am Donnerstagabend wollten »propalästinensische« Demonstranten durch die Zürcher Innenstadt ziehen

von Nicole Dreyfus  12.06.2025 Aktualisiert

Bosnien und Herzegowina

Goldschmidt: Boykott von Rabbinertreffen ist »eine Schande«

Die Europäische Rabbinerkonferenz kann nicht in Sarajevo tagen. Grund ist der Boykottaufruf eines Ministers. Der CER-Präsident fordert nun Konsequenzen

von Michael Thaidigsmann  12.06.2025