Frankreich

Umstrittene Auszeichnung

Beate und Serge Klarsfeld Foto: IMAGO/Andre Lenthe

Es ist ein Foto, das viele schockiert: Serge und Beate Klarsfeld zeigen sich neben dem Führungsmitglied des rechtspopulistischen Rassemblement National (RN), Louis Aliot. Vor der schwarz abgehängten Europaflagge hält Serge Klarsfeld ein Etui mit der Ehrenmedaille von Perpignan in der Hand. Aliot, Bürgermeister der südfranzösischen Stadt, hatte die beiden prominenten Nazi-Jäger Mitte Oktober damit ausgezeichnet.

Das Ehepaar hatte kein Problem damit, die Ehrung aus der Hand des Anwärters auf den RN-Parteivorsitz und früheren Lebensgefährten von Marine Le Pen zu erhalten. Dabei hatten die Klarsfelds zusammen mit anderen jüdischen und muslimischen Persönlichkeiten noch vor der Präsidentschaftswahl dazu aufgerufen, nicht Le Pen zu wählen, die »Tochter des Rassismus und Antisemitismus«.

wandlung Serge Klarsfeld rechtfertigte die Auszeichnung in einem Radio-Interview mit einer Wandlung der Partei, die an Aliot sichtbar werde. »Wenn ich in der extremen Rechten eine Entwicklung sehe, wenn ich Leute sehe, die sich unseren Werten anschließen wie Louis Aliot, die das Gedenken an die Schoa respektieren, dann kann ich das nur konstatieren«, kommentierte der 87-Jährige.

»Klarsfeld hat damit Marine Le Pen einen einzigartigen Dienst erwiesen«, kritisiert die jüdische Historikerin und Holocaust-Forscherin Renée Poznanski im Gespräch mit der Jüdischen Allgemeinen.

Die Tochter von Parteigründer Jean-Marie Le Pen bemüht sich darum, den RN zumindest nach außen hin von rechtsextremem und antisemitischem Gedankengut zu befreien. Allerdings hetzt Marine Le Pen weiter gegen Geflüchtete und propagiert in ihrem Programm die »nationale Priorität« für Französinnen und Franzosen, beispielsweise bei der Arbeitsplatzvergabe. Ihr mehrmals wegen antisemitischer Äußerungen verurteilter Vater konstatierte im Frühjahr, dass sich das Parteiprogramm seit seiner Zeit kaum verändert habe.

FASSADE »Hinter der Fassade bleibt der Rassemblement National eine rechtsextreme Partei«, warnt Poznanski, die in der Zeitung »Libération« zusammen mit ihrem Kollegen Denis Peschanksi einen offenen Brief an Klarsfeld veröffentlichte. Darin bezeichnen die beiden renommierten Historiker die Auszeichnung des Anwalts durch Aliot als »traurig und schwerwiegend«. Auf ihren Brief hin habe sie viele erleichterte und dankbare Reaktionen von Leuten erhalten, die sich selbst nicht trauten, Klarsfeld zu kritisieren, berichtet Poznanski. »Mit seiner außergewöhnlichen Arbeit hat Klarsfeld einen Status erlangt, der ihn fast unberührbar macht.«

Das Ehepaar Klarsfeld hat nicht nur NS-Verbrecher in aller Welt aufgespürt und zur juristischen Verantwortung gezwungen. Die beiden sammelten in jahrzehntelanger Recherche auch die Namen der 76.000 unter der NS-Besatzung in Frankreich deportierten Jüdinnen und Juden und entrissen sie so dem Vergessen.

Tel Aviv

Noa Kirel und Daniel Peretz heiraten mit »kleiner Feier«

Die Sängerin und der HSV-Torwart standen in Jaffa unter großen Sicherheitsvorkehrungen unter der Chuppa

von Nicole Dreyfus  12.11.2025

Kommentar

In Zohran Mamdanis New York werden Juden geduldet, nicht akzeptiert

»Liberale Zionisten« müssen in der Regierung des neuen Bürgermeisters keinen »Lackmustest« fürchten. Was beruhigend klingen soll, zeigt, wie stark der Antisemitismus geworden ist - nicht zuletzt dank Mamdani

von Gunda Trepp  11.11.2025 Aktualisiert

Zürich

Goldmünze von 1629 versteigert

Weltweit existieren nur vier Exemplare dieser »goldenen Giganten«. Ein Millionär versteckte den Schatz jahrzehntelang in seinem Garten.

von Christiane Oelrich  11.11.2025

USA

Mehrgewichtig, zionistisch und stolz

Alexa Lemieux ist Influencerin in den sozialen Medien und zum Vorbild für viele junge jüdische Frauen geworden

von Sarah Thalia Pines  11.11.2025

Prag

Der Golem-Effekt

Seit mehr als fünf Jahrhunderten beflügelt das zum Schutz der Juden geschaffene Wesen aus Staub und Worten die Fantasie. Ein Blick zurück mit Büchern, Filmen und den »Simpsons«

von Sophie Albers Ben Chamo  11.11.2025

Raubkunst

Zukunft der Bührle-Sammlung ungewiss

Die Stiftung Sammlung E. G. Bührle hat ihren Stiftungszweck angepasst und streicht die Stadt Zürich daraus

von Nicole Dreyfus  10.11.2025

Wien

Österreichs Regierung mit neuer Strategie gegen Antisemitismus

KI-gestützte Systeme zum Aufspüren von Hate Speech, eine Erklärung für Integrationskurse, vielleicht auch Errichtung eines Holocaust-Museums: Mit 49 Maßnahmen bis zum Jahr 2030 will Wien gegen Antisemitismus vorgehen

 10.11.2025

Jerusalem

Zerstrittene Zionisten

Der Zionistische Weltkongress tagt zum 39. Mal seit seiner Gründung im Jahr 1897 durch Theodor Herzl. Doch das Treffen droht zum Fiasko für die Organisation zu werden. Die Hintergründe

von Joshua Schultheis  10.11.2025

Medienbericht

Katar soll mutmaßliches Missbrauchsopfer von Karim Khan ausspioniert haben

Das Emirat scheint sich in den Skandal um den Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs eingemischt zu haben, wie Recherchen nun zeigen

 07.11.2025