Guatemala

Ultraorthodoxe Juden aus Maya-Dorf vertrieben

Lev-Tahor-Mitglieder in San Juan la Laguna, Guatemala Foto: Reuters

Nach heftigem Streit haben ultraorthodoxe Juden ein mehrheitlich von Maya-Indianern bewohntes Dorf in Guatemala verlassen. Die Dorfbewohner werfen den 230 zugezogenen Juden vor, sich anmaßend verhalten und gegen die lokalen Sitten verstoßen zu haben, wie die Tageszeitung »Prensa Libre« am Samstag (Ortszeit) berichtete.

Damit hätten sie den sozialen Frieden gefährdet. Der Ort San Juan la Laguna liegt am Atitlán-See rund 200 Kilometer von Guatemala-Stadt entfernt.

Den Juden, die vor allem aus Russland, den USA und Israel stammen, wurde dem Bericht zufolge vom Ältestenrat des Dorfes ein Ultimatum gesetzt. »Wir haben das Recht zu bleiben, aber wir wollen keinen Streit. Wir sind Menschen des Friedens«, sagte ein Sprecher der Gruppe, Uriel Goldman, dem Blatt. Einige Bewohner hätten gedroht, sie zu lynchen, falls sie nicht unverzüglich das Dorf verlassen.

Gemeinderat Repräsentanten der Jüdischen Gemeinde in Guatemala haben bei der Staatsanwaltschaft gegen den Gemeinderat Anzeige wegen Diskriminierung gestellt. Sie berichten, dass den rund 30 ultraorthodoxen Familien außerdem Wasser und Strom abgestellt worden seien. Sie sind jetzt vorübergehend in einem staatlichen Gebäude in Guatemala-Stadt untergekommen.

Die Dorfbewohner werfen den ultraorthodoxen Juden vor, die Bräuche der Maya-Kultur verletzt und den katholischen Glauben missachtet zu haben. So hätten sie beispielsweise nackt am öffentlichen Strand gebadet, wie es in dem Blatt heißt. Auch habe sich ihre Anwesenheit negativ auf den Tourismus ausgewirkt, von dem das Dorf lebt. Die ultraorthodoxen Juden wollten nicht fotografiert werden.

Drohung In den Streit eingeschaltet ist auch die Staatsanwaltschaft für Menschenrechtsfragen, die allerdings nicht vermitteln konnte. In einer öffentlichen Erklärung nannte sie die Drohungen gegen die strenggläubigen jüdischen Bewohner allerdings »diskriminierend und entwürdigend«.

Sie versucht jetzt, eine neue Heimat für die jüdischen Familien zu finden. Die gehören der Gemeinschaft Lev Tahor an. Die Sekte wurde 1980 von dem Israeli Schlomo Helbrans gegründet und gilt als ausgesprochen antizionistisch. Ihre Mitglieder werden in israelischen Medien wegen ihrer Strenge gelegentlich als »jüdische Taliban« bezeichnet.

Zuvor sollen sie in Quebec in Kanada gewohnt haben, wo die Behörden ihnen unter anderem Vernachlässigung ihrer Kinder vorgeworfen hatten. epd/ja

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