Antisemitismus

Tweets und Parteiausschlüsse

Jeremy Corbyn sagte, seine Partei lehne alle Formen des Rassismus ab und werde sich mit Antisemitismusvorwürfen auseinandersetzen. Foto: dpa

Antisemitische Vorfälle in der britischen Labour Party reißen nicht ab: Zuletzt hat die Partei eine Stadtverordnete wegen antisemitischer Tweets vorläufig ihrer Parteimitgliedschaft enthoben. In einer dieser Kurzmitteilungen hatte die 20 Jahre alte Aysegul Gurbuz laut Medienberichten Adolf Hitler als »den größten Mann in der Geschichte« bezeichnet.

Gurbuz ist Stadtverordnete in Luton, etwa 40 Kilometer nordwestlich von London. Wie die »Daily Mail« schrieb, bestritt Gurbuz, die Tweets selbst verfasst zu haben, und sagte, möglicherweise habe ihre Schwester sie auf dem gemeinsamen Twitter-Account gepostet. Der Account wurde mittlerweile gelöscht.

Atombombe In weiteren Tweets aus den Jahren zwischen 2011 und 2014 hatte Gurbuz laut dem Bericht der Daily Mail geschrieben, sie hoffe, dass Israel von einer iranischen Atombombe ausradiert werde. Ferner hatte sie demnach getwittert: »Die Juden sind so mächtig in den USA, es ist widerlich.«

Zuvor hatte Vicki Kirby, stellvertretende Vorsitzende von Labour in Woking (Surrey), laut Medienberichten in Tweets behauptet, Juden hätten »große Nasen« und würden »die Unterdrückten schlachten«. Daraufhin wurde ihre Parteimitgliedschaft erneut aufgehoben, nachdem bereits in der Vergangenheit ähnliche Vorwürfe gegen die Parteiaktivistin erhoben worden waren.

Außerdem wurde der Labour-Berater und frühere Bürgermeister von Bradford, Khadim Hussain, seiner Parteimitgliedschaft enthoben, nachdem er in sozialen Netzwerken einen Comic gepostet hatte, in dem er bedauerte, dass die Schoa und »die sechs Millionen getöteter Zionisten« im Schulunterricht zu stark hervorgehoben würden.

Untersuchung
Laut »Jewish Chronicle« sind in den vergangenen Wochen insgesamt sechs Labour-Aktivisten ihrer Parteimitgliedschaft vorläufig enthoben worden. Über ihre weitere Mitgliedschaft soll nach einer parteiinternen Untersuchung entschieden werden.

Ein weiterer Vorfall: Nachdem Louise Ellman, die jüdische Labour-Abgeordnete für Liverpool Riverside im britischen Parlament, unlängst gefordert hatte, die Partei müsse mehr gegen Antisemitismus in den eigenen Reihen unternehmen, hatte Piers Corbyn, der ältere Bruder von Labour-Führer Jeremy Corbyn, in einem Tweet erklärt, Ellmans Forderung sei »Müll«. »Zionisten« könnten nicht damit umgehen, wenn jemand die Rechte der Palästinenser unterstütze, so Piers Corbyn.

Jeremy Corbyn hatte sich nach diesem Vorfall geweigert, sich von den Worten seines Bruders zu distanzieren. In der vergangenen Woche sagte der Labour-Vorsitzende, seine Partei lehne alle Formen des Rassismus ab und werde sich mit Antisemitismusvorwürfen auseinandersetzen. Jonathan Arkush, Vorsitzender des Board of Deputies of British Jews, warf Corbyn dagegen vor, er spiele das Antisemitismusproblem innerhalb der Partei herunter.

Die in Genf geborene Schweizer Schriftstellerin und Philosophin Jeanne Hersch aufgenommen im März 1999

Philosophie

Der Moment des Staunens

Am 13. Juli jährt sich der Geburtstag von Jeanne Hersch zum 115. Mal. Lange wurde die Existentialistin ausgerechnet von der akademischen Forschung marginalisiert – und kaum als jüdische Philosophin wahrgenommen

von Richard Blättel  11.07.2025

Spanien

»Haut ab, ihr Hurensöhne« - Wirt vertreibt Israelis

Ein Gastwirt rastet gegenüber einer Gruppe israelischer Touristen aus, beschimpft sie und verweist sie des Lokals

von Michael Thaidigsmann  11.07.2025

Nachruf

Er bleibt eine Inspiration für uns alle

Der langjährige Zürcher Gemeinderabbiner Marcel Ebel ist verstorben. Eine Würdigung von seinem Nachfolger

von Rabbiner Noam Hertig  10.07.2025

Australien

Judenhass in Down Under

Mit unerwarteter Brutalität und Hemmungslosigkeit breitet sich der Antisemitismus im Land aus. Doch die jüdische Gemeinschaft gibt nicht auf

von Amie Liebowitz  10.07.2025

Großbritannien

BeTe’avon!

Das Jewish Museum London bittet britische Juden um Rezepte fürs Schabbatessen. Auf der Suche nach dem, was schmeckt

von Sophie Albers Ben Chamo  10.07.2025

USA

Die US-Regierung, Trump und der Fall Jeffrey Epstein

Trump wollte die Akten zum Sexualstraftäter Epstein veröffentlichen, seine Mitarbeiter verbreiteten Verschwörungstheorien. Nun wollen sie davon nichts mehr wissen - das macht einige Trump-Fans wütend

von Benno Schwinghammer  09.07.2025

Spanien

Mallorca hat einen neuen Rabbiner

Rund 1000 Juden leben auf der bei deutschen Touristen beliebten Baleareninsel

 09.07.2025

Österreich

»Geschichte wurde schon immer politisiert«

Die US-Historikerin Sarah Abrevaya Stein über Gier, Künstliche Intelligenz und den Baron-Wissenschaftspreis

von Stefan Schocher  09.07.2025

Iran

Esthers Kinder

Wie die älteste Diaspora-Gemeinschaft 2700 Jahre überlebte – und heute erneut um ihre Existenz kämpft

von Stephen Tree  09.07.2025