Paris

Trauermarsch für ermordete Jüdin

Foto: Thinkstock

Die jüdische Gemeinschaft Frankreichs hat am Sonntag in Paris mit einem Schweigemarsch der ermordeten Jüdin Sarah Halimi gedacht. Mehr als 1000 Menschen nahmen an der Trauerveranstaltung in Erinnerung an die 66-jährige französische Ärztin und Pädagogin teil.

Sarah Halimi war am vergangenen Montag im Pariser Stadtteil Belleville von einem Nachbarn misshandelt und aus dem dritten Stock ihrer Wohnung gestoßen worden. Der Täter, ein 27-jähriger muslimischer Mann, wurde am Tag nach der Tat von der Polizei verhaftet. Er befindet sich zurzeit in einer psychiatrischen Einrichtung, wo er untersucht wird.

Judenhass Nach Angaben von Sarah Halimis Sohn Yonathan ist der Mord an seiner Mutter eindeutig antisemitisch motiviert gewesen. »Ich hege keine Zweifel, dass meine Mutter getötet wurde, weil sie Jüdin war«, sagte er der jüdischen Zeitung Actualités Juives.

Die Familie des Täters sei dafür bekannt gewesen, dass sie antisemitisch eingestellt ist. In der Vergangenheit seien die Halimis mehrmals von der Familie des Täters judenfeindlich angegriffen worden. »Meine Schwester wurde geschubst und als dreckige Jüdin beschimpft«, berichtet Yonathan Halimi.

Laut französischer Polizei jedoch handelt es sich nach derzeitigem Ermittlungsstand nicht um einen judenfeindlich motivierten Mord. Die Untersuchungen in dem Fall seien zwar noch nicht abgeschlossen. Derzeit sei aber davon auszugehen, dass der Täter den Mord infolge einer psychischen Störung und unter Einfluss von Drogen begangen hat.

Meyer Habib, Abgeordneter der französischen Nationalversammlung, rief unterdessen die französische Polizei dazu auf, den Mord an Sarah Halimi unter dem Gesichtspunkt des Judenhasses intensiv zu untersuchen. »Antisemitismus mag vielleicht nicht die Ursache des Mordes gewesen sein, aber zumindest der entscheidende Auslöser. Hätte der Mörder eine Frau aus Mali oder Algerien aus dem Fenster geschmissen? Wohl kaum«, schrieb Meyer Habib auf seiner Facebook-Seite.

Am Donnerstag wurde Sarah Halimi in Jerusalem in Anwesenheit ihrer beiden Töchter und ihres Sohnes beerdigt.

Jubilare

Henry Kissinger: Die Welt wird sehr turbulent werden

Eine besondere Rolle dabei spiele der Einsatz von Künstlicher Intelligenz. »Heute wissen wir nicht mehr, was die Maschinen wissen«, sagte er

 25.05.2023

Ukraine

Jüdische Gemeinde holt gestohlene Grabsteine zurück

Die Steine aus dem 18. Jahrhundert wurden unlängst auf dem Hof einer Fabrik gefunden

 25.05.2023

Cannes

Scarlett Johansson: Nutze meine Träume für die Arbeit

Die Darstellerin spielt eine Rolle im neuen Film »Asteroid City« von Regisseur Wes Anderson

 25.05.2023

Porträt

Elder Statesman

Der frühere Außenminister Henry Kissinger ist 100 Jahre alt geworden – und ist bis heute ein gefragter Mann

von Sebastian Moll  28.05.2023 Aktualisiert

Schweiz

70 Euro für einen Käsekuchen

In den Tagen um das Wochenfest steigt in den Koscherläden der Verkauf heimischer Milchprodukte stark an

von Peter Bollag  25.05.2023

Österreich

»Antisemitismus hat im Islam keinen Platz«

Erstmals besuchten Spitzenvertreter der muslimischen und jüdischen Gemeinschaften gemeinsam Auschwitz-Birkenau

 24.05.2023

Österreich

Den Hass untersuchen

Die Zahl antisemitischer Übergriffe ist stark gestiegen. Jetzt soll in Wien eine neue Forschungsstelle entstehen

von Stefan Schocher  23.05.2023

USA

Anschlägen vorbeugen

Das neue Secure Community Network soll die Sicherheit jüdischer Gemeinden erhöhen

von Imanuel Marcus  23.05.2023

Ungarn

Ein bisschen Frieden?

Der ehemalige General Andor Grósz ist neuer Chef der jüdischen Dachorganisation Mazsihisz. Er möchte Ruhe in die zerstrittene Gemeinschaft bringen

von György Polgár  21.05.2023