Schoa

Tod eines Helden

Samuel Willenberg sel. A. (1923–2016) Foto: dpa

Samuel Willenberg, der letzte Überlebende des Vernichtungslagers Treblinka, ist tot. Er starb am Freitag in seiner Wohnung in Tel Aviv – drei Tage nach seinem 93. Geburtstag.

»Er widmete sein Leben der Erinnerung an diejenigen, die im Holocaust umgekommen sind«, würdigte der Geschäftsführer des Jüdischen Weltkongresses, Robert Singer, den Toten. »Er war ein Held, der während der dunkelsten Zeit sein Leben riskierte.«

Biografie Als Sohn eines Kunstmalers und einer Krankenschwester wurde Samuel Willenberg 1923 in Tschenstochau geboren. Bei Kriegsbeginn wohnte die Familie in Opatow, rund 150 Kilometer nordöstlich von Krakau. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht meldete sich Samuel Willenberg mit 16 Jahren als Freiwilliger bei der polnischen Armee. Mit dem Großteil der jüdischen Gemeinde Opatows wurde er im Oktober 1942 in einem Viehwaggon nach Treblinka gebracht. Er war der Einzige seines Transports, der überlebte. Im Sonderkommando musste er die Sachen der Ermordeten sortieren – auch die seiner beiden Schwestern Tamara und Ita.

Gemeinsam mit anderen Häftlingen organisierte er am 2. August 1943 einen Aufstand im Vernichtungslager, um eine Massenflucht zu ermöglichen. Dabei gelang es ihm zu entkommen und sich nach Warschau durchzuschlagen. Dort kämpfte er bis Kriegsende in der polnischen Untergrundarmee gegen die Deutschen.

Nachkriegszeit 1948 heiratete er seine Frau Ada, zwei Jahre später wanderte das Paar nach Israel aus. Dort arbeitete er jahrzehntelang als Vermessungsingenieur im Entwicklungsministerium. Nach seiner Pensionierung begann Willenberg, in Tel Aviv Kunst zu studieren, und wurde als Bildhauer vor allem durch seine Skulpturen bekannt, die Szenen und Menschen aus dem Alltag von Treblinka zeigen.

Gemeinsam mit seiner Frau, deren Mutter in Treblinka ermordet wurde, initiierte er vor einigen Jahren ein Bildungszentrum auf dem Gelände des ehemaligen Vernichtungslagers. Die gemeinsame Tochter, die Architektin Orit Willenberg-Giladi, machte den Entwurf dazu. Ende 2013 wurde der Grundstein gelegt, die Eröffnung ist in den nächsten Jahren geplant. Samuel Willenberg sprach oft davon, dass er sie miterleben möchte. Am Montagnachmittag wird er auf dem Friedhof Moshav Udim in der Nähe von Netanya beerdigt. ja

Einen persönlichen Nachruf auf Samuel Willenberg lesen Sie am Donnerstag in unserer Printausgabe.

Medien

Michel Friedman ist neuer Herausgeber des »Aufbau«

Die Zeitschrift »Aufbau« erfindet sich mal wieder neu. Diesmal soll Michel Friedman das 90 Jahre alte Blatt modernisieren. Der Journalist und Autor hat viel vor

von Sophie Albers Ben Chamo  23.01.2025

Gesellschaft

Autorin Honigmann kritisiert Bild des Judentums in Europa

Judentum ist nicht das, was Nichtjuden sich vorstellen - darauf macht eine jüdische Autorin aufmerksam. Nach 1945 habe es zu wenig Interesse an den Berichten jüdischer Opfer gegeben, kritisiert sie. Mit einer Ausnahme

von Nicola Trenz  23.01.2025

USA

Alija à la Dalí

Eine Ausstellung zeigt die wenig bekannte Auftragsarbeit des Surrealisten zum 20. Geburtstag Israels

von Sarah Thalia Pines  23.01.2025

Porträt

Liebe ohne Grenzen

Beatrice Wyler und Geri Naphtaly leben in einem Heim für Menschen mit geistiger Behinderung. Nach Widerstand von verschiedenen Seiten konnten sie vor anderthalb Jahren heiraten. Eine Begegnung in Zürich

von Nicole Dreyfus  22.01.2025 Aktualisiert

Guatemala

Die jüdischen Taliban

Behörden des Landes gehen gegen die radikale Sekte Lev Tahor vor und befreien 160 Kinder

von Andreas Knobloch  21.01.2025

Holocaust-Gedenken

»Jeder Israeli ist zum Gedenken willkommen«

Polens Vize-Außenminister Władysław Bartoszewski zur Kontroverse um den Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu

von Michael Thaidigsmann  21.01.2025

Interview

»Antisemitismus in der Schweiz ist beunruhigend«

Die abtretende Direktorin des Bundesamts für Polizei (fedpol), Nicoletta della Valle, warnt vor der schnellen Radikalisierung von Jugendlichen und weist auf besseren Informationsaustausch, um Terrorismus zu bekämpfen

von Nicole Dreyfus  21.01.2025

USA

So sieht »Nie wieder!« aus

Jonah Platts Familie gehört zu Hollywoods Elite. Im Interview spricht der Schauspieler, Drehbuchautor und Sänger über seinen Podcast »Being Jewish« und jüdische Selbstbehauptung seit dem 7. Oktober

von Sophie Albers Ben Chamo  20.01.2025

Italien / Vatikan

Roms Oberrabbiner kritisiert Papst für Israel-Aussagen

Eine namhafte jüdische Stimme wirft Papst Franziskus in Sachen Gaza-Krieg »selektive Empörung« vor. Bei anderen Konflikten weltweit halte sich das Kirchenoberhaupt dagegen zurück

 18.01.2025