Griechenland

Thessaloniki will Lösegeld zurück

Der Aristoteles-Platz in Thessaloniki Foto: Thinkstock

Die jüdische Gemeinde Thessaloniki hat am 20. Februar beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg eine Klage gegen Deutschland eingereicht. Es geht um die Rückzahlung von Lösegeld aus der Zeit der Besatzung.

»Kriegsverwaltungsrat Max Merten hatte knapp 10.000 Juden Thessalonikis im Alter von 18 bis 45 herausgepickt und zur Zwangsarbeit verdonnert«, erläutert David Saltiel, Vorsitzender der jüdischen Gemeinde der Stadt, den Hintergrund. »Der Gemeinde wurde angeboten, die leidenden und teilweise schwer erkrankten Menschen für 2,5 Milliarden Drachmen freizukaufen.«

Die Gemeinde sammelte und zahlte. Die letzten Wechsel und Schecks wurden im Januar 1942 von der deutschen Besatzungsmacht eingelöst. Daraufhin kamen die Zwangsarbeiter kurzzeitig frei. Wenig später, am 15. März 1942, begann der Abtransport nach Auschwitz. 97 Prozent der Juden Thessalonikis kehrten nie zurück. »Wir wollen endlich eine moralische Wiedergutmachung«, sagt Saltiel.

Insgesamt kassierte die Verwaltung um Merten 1,9 Milliarden Drachmen – das waren damals rund 69 Millionen US-Dollar. Merten selbst wurde 1957 in Griechenland festgenommen und 1958 wegen seiner Beteiligung an der Schoa zu 25 Jahren Haft verurteilt. Auf Druck der Bonner Regierung kam er frei und starb 1971 unbestraft in Berlin.

Schuldenabkommen Die deutsche Wiedervereinigung, die gemäß dem Londoner Schuldenabkommen von 1953 die notwendige Voraussetzung für eine Forderung nach Wiedergutmachung und Reparationen war, ermöglicht es der jüdischen Gemeinde Thessaloniki, heute zu handeln. Beim Londoner Schuldenabkommen hatte sich Griechenland verpflichtet, kriegsbedingte Forderungen an Deutschland bis zur Wiedervereinigung zurückzustellen.

Mehr als 20 Jahre lang durchlief der Fall alle griechischen Instanzen und scheiterte dort an »der internationalen Immunität Deutschlands«. Kurz: Die griechischen Gerichte können Deutschland nicht zur Zahlung verpflichten. Nach einer Entscheidung des obersten griechischen Gerichts, des Areopags, wurde nun der Weg nach Straßburg frei.

In Thessaloniki lebte Anfang des 20. Jahrhunderts die zweitgrößte jüdische Gemeinde der Welt. Man nannte die Stadt »Jerusalem des Balkans«. Die Gemeinde zählte vor der Schoa rund 55.000 Mitglieder. Nur etwa 2000 überlebten.

Mexiko

»La Doctora« liefert

Die Sozialdemokratin und Physikerin Claudia Sheinbaum ist seit einem Jahr Präsidentin. Eine erste Bilanz

von Michael Ludwig  21.10.2025

Charlotte (North Carolina)

Schachgroßmeister Daniel Naroditsky mit 29 Jahren gestorben

Das Charlotte Chess Center würdigt ihn als »herausragenden Schachspieler, Lehrer und geliebten Freund«

 21.10.2025

Nachruf

Abschied von einer starken Frau

Die tschechische Zeitzeugin Dita Kraus ist im Alter von 96 Jahren in Jerusalem gestorben

von Barbara Bišický-Ehrlich  21.10.2025

Großbritannien

König Charles besucht Synagoge von Manchester

Nach dem Anschlag an Jom Kippur, bei dem zwei Gemeindemitglieder getötet wurden, drückte der Monarch seine Anteilnahme aus

 20.10.2025

Israel

WIZO trauert um Ehrenpräsidentin Tova Ben-Dov

Sechs Jahrzehnte lang widmete sie sich der WIZO. Nun ist Tova Ben-Dov im Alter von 88 Jahren in Israel gestorben

 20.10.2025

Meinung

Warum ich Angst vor der politischen Linken habe

Dass Links bedeutet, sich für mit sozialem Gewissen für die Schwachen einzusetzen, gehört längst der Vergangenheit an

von Michel Ronen  20.10.2025

Florida

»Die Zeit der ungestraften Israel-Boykotte ist vorbei«

Der US-Bundesstaat geht gegen Israel-Boykotteure weltweit vor: Florida verbietet seinen öffentlichen Einrichtungen die Zusammenarbeit mit Regierungen, Universitäten und Unternehmen, die BDS propagieren

von Michael Thaidigsmann  19.10.2025

Großbritannien

»Wir wussten, dass dieser Tag kommen würde«

Das tatkräftige Eingreifen von Gemeindemitgliedern konnte Leben retten. Doch nach dem Anschlag auf die Synagoge in Manchester beklagt die Gemeinschaft zwei Tote und mehrere Verletzte

von Michael Thaidigsmann  19.10.2025

Großbritannien

Aufsicht rügt BBC wegen »schwerwiegender Irreführung«

Eine BBC-Doku aus Gaza drehte sich um den 13-jährigen Sohn eines hochrangigen Hamas-Funktionärs. Doch davon erfuhren die Zuschauer nichts. Jetzt beschloss die Ofcom Sanktionen gegen den Sender

 17.10.2025