Paris

»Supermarkt-Held« wird Franzose

Lassana Bathily erhielt als Anerkennung seines mutigen Einsatzes die französische Staatsbürgerschaft. Foto: dpa

Ein praktizierender Muslim hat während der Geiselnahme am 9. Januar in einem koscheren Supermarkt in Paris 15 Menschen das Leben gerettet. Am Dienstag erhielt Lassana Bathily, ein Migrant aus Mali, als Anerkennung seines mutigen Einsatzes die französische Staatsbürgerschaft.

Nachdem der Attentäter Amedy Coulibaly – der ebenfalls aus Mali stammt – den Hyper-Cacher-Supermarkt an der Porte de Vincennes gestürmt hatte, rief der 24-jährige Bathily einen Freund an und bat ihn, die Polizei einzuschalten. Danach flüchtete der Muslim ins Untergeschoss. Im Kühlraum schaltete er den Strom ab und brachte dort mehrere Kunden in Sicherheit. »Ich habe keine Juden versteckt, ich habe Menschen versteckt«, sagte er später über seine Aktion.

Zeremonie Zunächst war Bathily von der Polizei festgenommen worden, weil man ihn für einen Komplizen des Attentäters hielt. Er gab den Beamten jedoch konkrete Hinweise für die Erstürmung des Supermarktes. Für seinen Einsatz überreichte ihm Frankreichs Premierminister Manuel Valls am Dienstag einen französischen Pass. Auch Innenminister Bernard Cazeneuve nahm an der feierlichen Zeremonie in Paris teil.

Bathily sei ein Beispiel für einen erfolgreichen Weg in der Republik, sagte Cazeneuve. Außerdem habe er unter dramatischen Umständen Mut bewiesen. Bathily sagte, er sei »sehr stolz« auf den neuen Ausweis und »sehr bewegt«.

Flüchtling Das Leben des jungen Mannes in Frankreich begann vor acht Jahren: Er war 16, als er illegal und ohne seine Familie ins Land kam. Bathily lernte Französisch und schloss eine Lehre zum Fliesenleger mit sehr guten Noten ab. Erst 2011 erhielt er eine Aufenthaltsgenehmigung. Seit vier Jahren arbeitete er bei »Hyper Cacher«. »Man hat nie irgendwelche Bemerkungen zu meiner Religion gemacht«, sagt er, »der Supermarkt ist für mich wie eine zweite Familie«.

Bereits im vergangenen Jahr hatte Bathily die französische Staatsbürgerschaft beantragt. Nach den Anschlägen war auf Facebook und in anderen sozialen Netzen von vielen Usern seine Einbürgerung gefordert worden. Das Innenministerium hatte nach der Geiselnahme im Supermarkt angeordnet, den Antrag im Eilverfahren zu behandeln. Zuvor hatten Frankreichs Präsident François Hollande und der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu den jungen Mann angerufen und ihm für seine Aktion gedankt.

Argentinien

Raubkunst in der Immobilienanzeige

Die Tochter eines Naziverbrechers wollte ihre Villa verkaufen und führte Ermittler auf die Spur einer gestohlenen Kunstsammlung

von Andreas Knobloch  13.09.2025

München/Gent

Charlotte Knobloch spricht von »historischem Echo«

Nach der Ausladung des israelischen Dirigenten Lahav Shani von einem Musikfestival meldet sich Charlotte Knobloch mit deutlichen Worten

 11.09.2025

Italien

Jüdisches Touristen-Paar in Venedig attackiert

Die Täter schrien »Free Palestine«, bevor sie die Ehefrau mit einer Flasche attackierten und ihren Ehemann ohrfeigten

 11.09.2025

Georgien

Sicher und schön

Der Kaukasus-Staat pflegt Erbe und Zukunft der Juden. Und bietet atemberaubende Natur. Ein Besuch

von Michael Khachidze  11.09.2025

Belgien

Argerich, Maisky, Schiff empört über Gent-Festival

Bekannte jüdische und nichtjüdische Musiker haben eine Petition gestartet, um gegen die Ausladung der Münchner Philharmoniker und ihres Dirigenten Lahav Shani zu protestieren

 11.09.2025

Imanuels Interpreten (13)

Herb Alpert: Der Universalkünstler

Vom Trompeter zum Philantropen: Der Sohn jüdischer Einwanderer aus Kalifornien erreichte in den 90 Jahren seines bisherigen Lebens viel

von Imanuel Marcus  10.09.2025

Bundesamt für Statistik

Dieser hebräische Vorname ist am beliebtesten bei Schweizer Eltern

Auch in der Schweiz wählen Eltern weiterhin häufig biblische Namen für ihr Neugeborenes

von Nicole Dreyfus  10.09.2025 Aktualisiert

Südafrika

Unvergessliche Stimme

Die Schoa-Überlebende Ruth Weiss hat sich als Journalistin, Schriftstellerin und Kämpferin für Menschenrechte einen Namen gemacht. Sie wurde 101 Jahre alt. Ein Nachruf

von Katrin Richter  10.09.2025

Belgien

Aus der Straße des Antisemiten wird die Straße der Gerechten

In Brüssel gibt es jetzt eine Rue Andrée Geulen. Sie ist nach einer Frau benannt, die im 2. Weltkrieg mehr als 300 jüdische Kinder vor den deutschen Besatzern rettete. Doch bei der Einweihung herrschte nicht nur eitel Sonnenschein

von Michael Thaidigsmann  08.09.2025