Zu Fuß durchs jüdische New York

Steins Zeit

Hätte man den Juden in New York vor hundert Jahren gesteckt, dass die Lower East Side eines Tages eine Touristenattraktion sein würde, hätten sie wahrscheinlich gelacht. Es wäre kein freundliches Lachen gewesen. In der Lower East Side wohnte man nicht, weil es da so schön war, sondern weil man musste. Bevor 1903 die Williamsburg Bridge fertig war, die wie eine Art Ventil funktionierte, gab es keinen Ort der Welt, wo die Menschen dichter aufeinander gehockt hätten als hier. Die Lower East Side war ein Elendsquartier: 20-köpfige Familien, die sich zwei Zimmer teilten, räuberische Vermieter, Dreck und Küchenschaben. Allerdings war die Lower East Side eben doch besser als Russland, wo jeden Augenblick ein Pogrom losbrechen konnte.

Spuren Heute ist in der Lower East Side fast alles chinesisch. Wer die Canal Street immer weiter ostwärts geht, über die zweispurige Allen Street weg, und dann sanft in den Eastern Broadway einbiegt, sieht allerdings viele Spuren, dass diese Gegend einmal sehr jüdisch gewesen ist. Das schönste Wegzeichen ist das alte Redaktionsgebäude des »Forwerts«, ein wunderschöner Jugendstilbau, der den Namen der Zeitung in hebräischen Lettern hoch oben auf der Stirn trägt.

Die interessanteste neue Adresse in der Lower East Side aber konnte ich vorläufig nur virtuell besuchen. In der Grand Street entsteht dort, wo sie sich mit der Clinton Street kreuzt, gerade ein schickes kleines Besucherzentrum mit Raum für Ausstellungen und genügend Platz für Vorträge. Schon jetzt starten von dort Touren in die chassidischen Viertel von Williamsburg, nach Harlem (das einst sehr jüdisch war, ehe es schwarz wurde) und den »Yiddish Rialto«, also die Second Avenue entlang.

Wie schrecklich, könnte man jetzt sagen, alles verkommt zu einem Objekt von Kitsch und Nostalgie, sogar die Lower East Side. Ich aber sage: Wie gut, dass solch eine wundersame Transformation überhaupt möglich ist. Es gibt ihn eben doch: den historischen Fortschritt.

www.nycjewishtours.org

Ungarn

Europäisch und zeitgemäß

Das einzige jüdische Theater heißt Gólem und ist jünger und provokanter, als die meisten erwarten

von György Polgár  18.04.2024

Großbritannien

Seder-Tisch für die Verschleppten

131 Stühle und zwei Kindersitze – einer für jede Geisel – sind Teil der Installation, die in London gezeigt wurde

 18.04.2024

Medien

Die Mutter einer Geisel in Gaza gehört zu den »einflussreichsten Menschen 2024«

Das Time Magazine hat seine alljährliche Liste der 100 einflussreichsten Menschen des Jahres veröffentlicht. Auch dieses Mal sind wieder viele jüdische Persönlichkeiten darunter

 18.04.2024

Indonesien

Unerwartete Nähe

Das Land mit der größten muslimischen Bevölkerung der Welt will seine Beziehungen zu Israel normalisieren

von Hannah Persson  18.04.2024

Schweiz

SIG begrüßt Entscheidung für Verbot von Nazi-Symbolen

Wann die Pläne umgesetzt werden, bleibt bisher unklar

von Imanuel Marcus  17.04.2024

Judenhass

Antisemitische Vorfälle in den USA um 140 Prozent gestiegen

Insgesamt gab es 8873 Übergriffe, Belästigungen und Vandalismusvorfälle

 17.04.2024

Chile

Backlash nach Boykott

Mit israelfeindlichem Aktionismus schadet das südamerikanische Land vor allem sich selbst

von Andreas Knobloch  16.04.2024

Kiew

Ukraine bittet um gleichen Schutz wie für Israel

Warum schützt der Westen die Ukraine nicht so wie Israel? Diese Frage stellt der ukrainische Staatschef Selenskyj in den Raum

von Günther Chalupa  16.04.2024

Statement

J7 Condemn Iranian Attack on Israel

The organization expressed its »unwavering support for Israel and the Israeli people«

von Imanuel Marcus  15.04.2024