Indische Juden

»Stärkung der Diaspora«

Indiens Botschafter in Israel: Jaideep Sarkar Foto: Jennifer Bligh

Herr Sarkar, die meisten denken bei jüdisch-indischen Beziehungen an Israelis, die nach ihrem Wehrdienst durch Indien reisen. Woran denken Sie?
Natürlich spielen die rund 40.000 Israelis eine Rolle, die jedes Jahr nach Indien fahren. Aber es reisen auch genauso viele Inder nach Israel! Wenn ich an jüdisch-indische Beziehungen denke, steht jedoch der Tourismus nicht im Mittelpunkt. Ich denke zuerst an die indischen Juden in Israel, die ich wieder mit ihren Wurzeln in Verbindung bringen möchte. Außerdem habe ich mir als weiteres Ziel meiner Amtszeit vorgenommen, eine intensivere Partnerschaft mit der indisch-jüdischen Diaspora aufzubauen.

Viele sind überrascht, dass es überhaupt jüdisch-indische Beziehungen gibt.
Bereits vor über 2000 Jahren lebten Juden in Indien, insofern ist es keinesfalls ein neues Phänomen. Es gab vier jüdische Gemeinden: die Bnei Israel aus der Maharashtra-Gegend um Mumbai, die Kochin- oder Malabar-Juden, die fast alle nach Israel ausgewandert sind, die Bagdadi-Juden, ebenfalls aus der Gegend um Mumbai, und die Bnei Menasche; sie kamen aus Manipur und Mizoram. Heute leben in Indien noch rund 5000 Juden, die meisten von ihnen in und um Mumbai. Traditionell waren die jüdischen Gemeinden immer eher isoliert. Aber es gab nie Antisemitismus! Und das in einem auch muslimisch geprägten Land! Sie sehen, es ist eine vielfältige Geschichte, und mir geht es darum, dieses reiche Erbe wiederaufleben zu lassen.

Erzählen Sie doch kurz etwas mehr über Ihr Vorhaben, indische Juden in Israel anzusprechen.
In den 50er- und 60er-Jahren gab es zwei große Auswanderungswellen nach Israel. Und inzwischen leben mehr als 85.000 Juden mit indischen Wurzeln in Israel. Mein Plan ist nun, für diese Menschen Reisen nach Indien zusammenzustellen. Wir werden die Orte besuchen, aus denen die Großeltern kamen. Das Motto ist: »Zurück zu den Wurzeln« – dazu gehören auch Besuche der neu renovierten Synagogen und Monumente.

Wie genau möchten Sie das angehen?
Auf sehr breiter Ebene: Erstens möchte ich die jüdische Gemeinde mit indischen Wurzeln in Israel enger zusammenführen. Es ist jetzt bereits die dritte Generation, die in Israel lebt. Rund 3500 haben sich vor einem Monat beim dritten Nationalen Kongress getroffen, den ich für die indisch-israelischen Juden organisiert hatte. Zweitens ist mein Ziel, die indisch-jüdische Diaspora-Gemeinde zu stärken. Diese beiden Säulen sind tragfähig: die eigene Herkunft neu entdecken und die Diaspora-Verbindungen intensivieren.

Welche Projekte und Programme gibt es neben dem Kongress?
Neben den »Jewish Heritage Tours«, die wir gerade zusammenstellen, bestehen mehrere bilaterale Stipendienprogramme. In Indien und Israel sind Hightech und Wissenschaften gleichermaßen populär. Beide Regierungen stellen jährlich fünf Millionen Dollar für die Zusammenarbeit auf diesen Gebieten zur Verfügung. Außerdem gibt es ein sehr spannendes nicht-akademisches Projekt für indische Juden in Israel.

Was für ein Projekt ist das?
Wir erstellen eine Datenbank mit mündlichen Erinnerungen rund um die Einwanderung indischer Juden vor 50, 60 Jahren. Wenn wir die Geschichten nicht bald aufnehmen, werden sie verloren gehen. Wir haben unter anderem das Tel Aviver Diaspora-Museum Beit Hatfutsot mit ins Boot geholt. Mitarbeiter werden in die Klassen gehen und die Schüler ermuntern, zu Hause nach den Familiengeschichten zu fragen.

Wie man hört, haben Sie auch Neues aus dem Tourismusbereich zu verkünden ...
Wir haben gute Nachrichten! Es gibt jetzt ein elektronisches Visum für die meisten Länder, das online beantragt werden kann und bis zu 30 Tage gilt. Man kann also von Israel, aber auch von Deutschland aus, problemlos für einen Monat nach Indien reisen.

Mit dem indischen Botschafter in Israel sprach Jennifer Bligh.

USA

Unsicher in New York

Zohran Mamdani ist der mögliche nächste Bürgermeister der Metropole – und für viele Juden ein Problem

von Mark Feldon  30.10.2025

Judenhass

»Ich werde Selbstmordattentäter diese Nacht«: Mann plante Messerangriff auf Juden

Der arabischstämmige Mann wurde im letzten Moment von der Polizei festgenommen. Nun stand er vor Gericht

von Nicole Dreyfus  30.10.2025

Barcelona

Mordverdacht: Ermittlungen gegen Sohn von Mango-Gründer

Spanischen Medienberichten zufolge sind die Umstände des Todes des Modeunternehmers Isak Andic im Dezember 2024 noch nicht geklärt. Doch es gibt einen Verdacht

 30.10.2025

München

Europäische Rabbiner sagen Baku-Konferenz aus Sicherheitsgründen ab

Rund 600 Teilnehmer aus aller Welt sind angemeldet. Viel Geld war in die Vorbereitung geflossen

von Imanuel Marcus, Mascha Malburg  28.10.2025 Aktualisiert

Meinung

Antisemitismus der Anständigen

Judenhass in der Schweiz ist brandgefährlich, weil er so höflich und diskret daherkommt

von Zsolt Balkanyi-Guery  27.10.2025

Meinung

Die SP im moralischen Blindflug

Mit zwei widersprüchlichen Resolutionen beweist die Sozialdemokratische Partei der Schweiz einmal mehr ihre ethische Orientierungslosigkeit

von Nicole Dreyfus  27.10.2025

USA

Der reichste Mann der Welt – für einen Tag

Larry Ellison gehört zu den Großen des Silicon Valley und hält Künstliche Intelligenz für die wichtigste Erfindung der Menschheit

von Sara Pines  26.10.2025

Nachruf

Letzter Kämpfer des Aufstands des Warschauer Ghettos gestorben

Michael Smuss wurde 99 Jahre alt

 24.10.2025

Wien

Nobelpreisträger warnt vor technischer Abhängigkeit von den USA

Joseph E. Stiglitz kritisiert Präsident Trump und ruft Wissenschaft und Medien zur Verteidigung der Medienfreiheit weltweit auf

von Steffen Grimberg  24.10.2025