Österreich

Schluss mit Frakturschrift

Mit Transkription und Übersetzung: Blick ins neue Gebetbuch Foto: Alexia Weiss

Lange haben die Beter im Wiener Stadttempel aus alten Siddurim gelesen. Nun gibt es endlich neue Gebetbücher. Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg stellte sie kürzlich seiner Gemeinde und Gästen vor. Bisher hatten die Synagogenbesucher Siddurim und Machsorim in Frakturschrift vor sich liegen. Der damalige Oberrabbiner Isaak Noah Mannheimer hatte sie vor 180 Jahren geschaffen. Das zeige zwar, wie modern Mannheimer das Gebet gestaltet hat, doch sei es nicht mehr sinnvoll, immer wieder nach der alten Vorlage nachzudrucken, betont Eisenberg. Es gehe vor allem um eines, sagte er: die Benutzerfreundlichkeit zu erhöhen.

In dem Schweizer Verleger Edouard Selig fand Eisenberg für dieses Unterfangen einen passenden Partner. Selig hat in seinem Verlag Morascha die Gebetbücher Schma Kolenu herausgebracht, in modernem Druck und in zeitgemäßer deutscher Übersetzung.

Gedenkgebete Für den Wiener Siddur stützte sich Eisenberg auf Seligs Vorlage. Zu den bisherigen drei Feiertagsbänden von Mannheimer, einem für Rosch Haschana, einem für Jom Kippur und einem für die drei Feste Pessach, Schawuot und Sukkot gesellte sich ein fünfter hinzu: »Gedenkgebete«. Der neue Siddur enthält auch Gebete, in denen der während der Schoa Ermordeten gedacht wird. Eisenberg kündigte noch einen weiteren Band an: Darin werde es um Freudiges gehen, wie etwa Hochzeiten und die Brit Mila.

Im Stadttempel, der einzigen Synagoge in Wien, die in der NS-Zeit nicht zerstört wurde, war und ist ein Teil der Besucher säkular oder beherrscht das Hebräische nicht perfekt. So ist es angenehm, neben den Gebeten stets auch die deutsche Übersetzung zu finden, sodass man dem Gottesdienst besser folgen kann.

Oberrabbiner Eisenberg hat zudem besonders häufig gesprochene Gebete, wie etwa das Jiskor-Gebet, zusätzlich in lautschriftlicher Transkription wiedergegeben. Alle drei Fassungen, die hebräische, die lautschriftliche und die deutsche, finden sich übersichtlich auf je einer Seite. Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, sagte dazu: »Jetzt gibt es keine Ausreden mehr, dass man nicht weiß, wo man gerade liest.«

Spanien

Francos Erbe

Das Land, das den Sefardim einst ihren Namen gab, verlangt seinen Juden heute einiges ab

von Valentin Suckut  03.11.2025

»Nobody Wants This«

Alle wollen Esther

Einer der Gründe, die Netflix-Serie zu sehen, ist Jackie Tohn. Die Schauspielerin mit dem Blick, der Stahl schmelzen kann, tanzt gern auf vielen Hochzeiten

von Sarah Thalia Pines  03.11.2025

Slowakei

Neues Leuchten in Trenčín

Eine restaurierte Synagoge wird zum Herzstück der Kulturhauptstadt 2026 – und zum Zeichen jüdischer Erneuerung

von Kilian Kirchgeßner  03.11.2025

Amsterdam

Wegen IDF-Kantor: Concertgebouw sagt Chanukka-Konzert ab

Die renommierte Musikhalle hat wegen des geplanten Auftritts von IDF-Chefkantor Shai Abramson das alljährliche Konzert abgesagt. Die jüdische Gemeinschaft ist empört und will gegen den Entscheid klagen

von Michael Thaidigsmann  03.11.2025

USA

Unsicher in New York

Zohran Mamdani ist der mögliche nächste Bürgermeister der Metropole – und für viele Juden ein Problem

von Mark Feldon  30.10.2025

Judenhass

»Ich werde Selbstmordattentäter diese Nacht«: Mann plante Messerangriff auf Juden

Der arabischstämmige Mann wurde im letzten Moment von der Polizei festgenommen. Nun stand er vor Gericht

von Nicole Dreyfus  30.10.2025

Barcelona

Mordverdacht: Ermittlungen gegen Sohn von Mango-Gründer

Spanischen Medienberichten zufolge sind die Umstände des Todes des Modeunternehmers Isak Andic im Dezember 2024 noch nicht geklärt. Doch es gibt einen Verdacht

 30.10.2025

München

Europäische Rabbiner sagen Baku-Konferenz aus Sicherheitsgründen ab

Rund 600 Teilnehmer aus aller Welt sind angemeldet. Viel Geld war in die Vorbereitung geflossen

von Imanuel Marcus, Mascha Malburg  28.10.2025 Aktualisiert

Meinung

Antisemitismus der Anständigen

Judenhass in der Schweiz ist brandgefährlich, weil er so höflich und diskret daherkommt

von Zsolt Balkanyi-Guery  27.10.2025