Schweiz

Schabbaton am Zürichsee

Blick über die Limmat auf Fraumünster und Stadthaus in Zürich Foto: Thinkstock

Es war eine Premiere. Mit der Stimmung von Purim im Gepäck kamen am vergangenen Wochenende zahlreiche Studenten und junge Erwachsene nach Zürich, um am ersten Schabbaton des Verbands Jüdischer Studenten Zürich (VJSZ) teilzunehmen. »Der Studentenverband richtet sich an alle jüdischen Studenten in Zürich und Umgebung. Aber wir wollten neben den jüdischen Gemeinden in der Schweiz auch die jüdische Gemeinschaft in Europa zusammenführen«, sagt Jonah Roth vom Vorstand des VJSZ. Dafür eigne sich das Wochenende nach Purim doch ideal.

Kaum war beim VJSZ die Idee geboren, fanden sich auch schon die nötigen Helfer: Von der Israelischen Cultusgemeinde Zürich (ICZ) bis zur Liberalen Gemeinde Or Chadasch (JLG) boten alle ihre Unterstützung an. Der Einladung zum Schabbaton folgten Teilnehmer aus der Schweiz, Österreich, Deutschland, Frankreich und weiteren Ländern Europas sowie aus Israel.

Teilnehmer »Ich bin hergekommen, um Spaß zu haben und meinen Freundeskreis zu erweitern«, sagt Marina aus Düsseldorf. Gabriel aus dem Westschweizer Freiburg, der kurz vor dem Schabbaton von einer Reise aus dem sibirischen Omsk zurückgekommen war, freute sich wie viele andere Teilnehmer über die Vielfalt an Sprachen, die er beim Schabbaton hörte. »Wir in der Schweiz sind solche mehrsprachigen Schabbatonim zwar gewohnt, doch es kommen fast immer dieselben Leute. Mit den Gästen aus dem Ausland erhält die Veranstaltung eine ganz andere Dimension.«

»Wir sind in Zürich eine kleine Gemeinschaft und wollen deshalb mehr mit anderen Städten zusammenarbeiten«, sagt VJSZ-Vorstandsmitglied No­emi Benjamin. Es sei in der jüdischen Schweiz nicht immer einfach, die Jugend zusammenzubringen.

Eine der Schwierigkeiten der Verbandsarbeit bestehe darin, dass man, verglichen mit Verbänden wie in Österreich, nicht wirklich politisch aktiv sei, so Benjamin weiter. So stieß zum Beispiel das Engagement für muslimische Asylsuchende nicht immer auf Zustimmung. »Für uns ist das Konfliktpotenzial«, räumt Benjamin ein. Doch gibt sie zu verstehen, dass bei dem Verband nicht die Politik an erster Stelle steht, sondern die Gemeinschaft.

Mentalität »Natürlich ist es dringend notwendig, dass die jüdische Jugend eine Interessenvertretung hat. Aber hier in der Schweiz sind die Menschen zurückhaltender. Das hat mit unserer Mentalität und kulturellen Prägung zu tun«, fügt Benjamin hinzu und schmunzelt.

Auf dem Programm des Schabbatons am Wochenende standen unter anderem Besuche der verschiedenen jüdischen Gemeinden Zürichs sowie eine Tour durch die Stadt. Nicht nur Rabbiner Elijahu Tarantul von der ICZ freute sich über die vielen Gäste, sondern auch Rabbiner Rueven Bar-Ephraim von der liberalen Gemeinde Or Chadasch.

Die beiden Besuche bringen ein besonderes Anliegen des VJSZ zum Ausdruck: die Überwindung der Grenzen innerhalb des jüdischen Zürich. »Es gibt mindestens drei große Gemeinden in der Stadt, aber man kennt nur die Mitglieder der eigenen Gemeinde. Wir versuchen, diese Hindernisse aus dem Weg zu räumen«, erläutert Benjamin. »Bei uns«, sagt sie, »sind alle jüdischen Menschen willkommen!«

Und unter welchem Motto stand der Schabbaton? »Wir hatten keines«, sagt Jonah Roth ein wenig verlegen. »Es ging uns vor allem darum, jüdische Jugendliche aus vielen Ländern zusammenzubringen.« In der Vergangenheit hat der VJSZ Schabbat-Projekte an verschiedenen Orten in Europa durchgeführt – »diesmal haben wir uns gedacht: Wir bringen die Welt in die Schweiz!«

Großbritannien

Der grüne Populist

Zack Polanski ist der neue Chef der Grünen. Möglicher Partner: ausgerechnet Jeremy Corbyn

von Daniel Zylbersztajn-Lewandowski  18.09.2025

Belgien

Grabschändung am Todestag

Das Grab des jüdischen Politikers Jean Gol in Lüttich wurde genau 30 Jahre nach seinem Tod geschändet. Gols Tochter sieht einen eindeutigen Zusammenhang zum Nahostkonflikt

 18.09.2025

USA

Angriff auf Cousin einer ermordeten Geisel

Ariel Yaakov Marciano wurde in Santa Monica angegriffen und geschlagen, weil er Hebräisch sprach

 17.09.2025

Belgien

Gent bleibt hart: Lahav Shani bei Festival weiter unerwünscht

Nach massiver Kritik befasste sich der Verwaltungsrat des Musikfestivals am Montagabend erneut mit der Ausladung der Münchner Philharmoniker. Es blieb bei der Ausladung

von Michael Thaidigsmann  16.09.2025

Bundesamt für Statistik

Dieser hebräische Vorname ist am beliebtesten bei Schweizer Eltern

Auch in der Schweiz wählen Eltern weiterhin häufig biblische Namen für ihr Neugeborenes

von Nicole Dreyfus  16.09.2025 Aktualisiert

Kommentar

Das Geraune von der jüdischen Lobby

Der Zürcher »Tages-Anzeiger« befasst sich kritisch mit dem Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund, der die Absage einer Veranstaltung mit Francesca Albanese an der Uni Bern gefordert hatte. Dabei war diese Intervention richtig

von Michael Thaidigsmann  15.09.2025

Argentinien

Raubkunst in der Immobilienanzeige

Die Tochter eines Naziverbrechers wollte ihre Villa verkaufen und führte Ermittler auf die Spur einer gestohlenen Kunstsammlung

von Andreas Knobloch  13.09.2025

München/Gent

Charlotte Knobloch spricht von »historischem Echo«

Nach der Ausladung des israelischen Dirigenten Lahav Shani von einem Musikfestival meldet sich Charlotte Knobloch mit deutlichen Worten

 11.09.2025

Italien

Jüdisches Touristen-Paar in Venedig attackiert

Die Täter schrien »Free Palestine«, bevor sie die Ehefrau mit einer Flasche attackierten und ihren Ehemann ohrfeigten

 11.09.2025