Schweiz

Säkularisierungstrend in der Schweiz - Stabile Zahlen in der jüdischen Gemeinschaft

Die Synagoge Agudas Achim in Zürich Foto: IMAGO/Manuel Stefan

Der schwindende gesellschaftliche Einfluss der Religion in der Schweiz schlägt sich auch statistisch nieder. Laut einer aktuellen Studie ist die Zahl der religiösen Gruppen in der Alpenrepublik von 2008 bis 2022 um rund sieben Prozent auf 5880 gesunken. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler der Universitäten Lausanne und Basel.

Demnach haben insbesondere die reformierte und katholische Kirche viele lokale Gruppen verloren. Der Rückgang betreffe aber auch andere Religionsgemeinschaften wie die der Hindus und Muslime. »Generell lässt sich feststellen, dass religiöse Gruppen eher verschwinden, je kleiner und jünger sie sind«, sagt Jörg Stolz, einer der Studienautoren.

Lesen Sie auch

Auf dem Vormarsch seien dagegen evangelikal-charismatische Gemeinschaften beziehungsweise Pfingstbewegungen. So sind den Angaben zufolge in der Schweiz seit 2008 mehr als 200 neue Gruppen dieser Art entstanden. Aufgrund hoher Fluktuation sei ihre Gesamtzahl aber stabil geblieben.

Stabile Zahlen in der jüdischen Gemeinschaft

»In der jüdischen Gemeinschaft sind die Zahlen stabil«, sagt Jonathan Kreutner, Generalsekretär des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes (SIG). Allerdings sei der Fall Schweiz auch eher speziell: Seit über 100 Jahren bezeichneten sich durchgehend immer rund 18.000 Bürger des Landes als jüdisch. »Wir wissen aber nicht, ob es sich dabei um orthodoxe oder säkulare Juden handelt. Was wir wissen ist, dass die Zahlen in den größeren Gemeinden mehrheitlich konstant bleiben.« Das liege einerseits an den streng religiösen Gemeinden, die kinderreich sind, aber wohl auch an der Zuwanderung. »Auf jeden Fall verlieren nicht durchgehend alle größeren Gemeinden laufend Mitglieder.«

Die zunehmende Säkularisierung der Mehrheitsgesellschaft sei nicht zu unterschätzen, da mit ihr auch die Abnahme des Verständnisses für die Traditionen religiöser Minderheiten einhergehe. Das sehe man bei Themen wie Kaschrut und Brit Mila, die immer wieder außerhalb der jüdischen Gemeinschaft diskutiert würden, führt Kreutner aus.

Zur Säkularisierungstendenz innerhalb der jüdischen Gemeinschaft lasse sich sagen, dass der Trend zu mehr Religiosität und mehr Säkularität wohl in beide Richtungen gehe, »die traditionsverbundene eher nicht religiöse ‚Mitte‘ wird offensichtlich immer kleiner«. KNA/sal

Meinung

Nemo unverbesserlich

Nemo gibt mit Rückgabe der ESC-Siegertrophäe auch Haltung ab. Statt Rückgrat zu zeigen, schwimmt das Schweizer Gesangswunder von 2024 im postkolonialen Strom mit

von Nicole Dreyfus  12.12.2025

Damaskus

Syriens Regierung erteilt erster jüdischer Organisation Lizenz

Mit Rabbiner Henry Hamras Stiftung »Jüdisches Erbe in Syrien« wird erstmals seit dem Ende der Assad-Dikatur wieder eine jüdische Organisation in dem arabischen Land aktiv sein

 11.12.2025

Museum

Auschwitz-Gedenkstätte zeigt neue Ausstellung

Mit einer neuen Ausstellung will die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau das Schicksal der Häftlinge des Konzentrationslagers zeigen

von Christiane Laudage  11.12.2025

USA

An der Columbia University war Theodor Herzl Antisemit

Ein Abschlussbericht zum Antisemitismus an der New Yorker Elite-Universität zeigt, wie tief die Israel- und Judenfeindlichkeit im Lehrplan verankert war

 11.12.2025

USA

Wer hat Angst vor Bari Weiss?

Sie gilt als eine der einflussreichsten konservativen Medienmacherinnen des Landes. Aber was will die neue Chefin von CBS News eigentlich?

von Sarah Thalia Pines  11.12.2025

Brigitte Macrons Ausfall gegen Aktivistinnen entfacht eine landesweite Debatte.

Frankreich

First Lady an Abittans Seite – und gegen Feministinnen

Brigitte Macrons Ausfall gegen Feministinnen wirft ein Schlaglicht auf Frankreichs Umgang mit Protest, sexueller Gewalt und prominenten Beschuldigten.

von Nicole Dreyfus  11.12.2025

Nachruf

Gebäude wie Jazzmusik

Frank Gehry hat die Architektur tanzen lassen – was auch mit seinem Judentum zu tun hatte

von Johannes Sadek, Christina Horsten  10.12.2025

Hollywood

»Stranger Things« trotzt Boykottaufrufen

Während Fans den Start der letzten Staffel des Netflix-Hits feiern, rufen Anti-Israel-Aktivisten zur Ächtung der Serie auf

von Sophie Albers Ben Chamo  10.12.2025

Toronto

20 Mesuot aus Seniorenheim gestohlen

Die Polizei geht von einem Hassverbrechen aus

 09.12.2025