Spanien

Ritterin der europäischen Pässe

Doreen Alhadeff war die erste Jüdin in den Vereinigten Staaten, die die spanische Staatsbürgerschaft nach dem Gesetz von 2015 zur Rückführung sefardischer Juden aus aller Welt erhielt. Vergangene Woche ist die Immobilienmaklerin aus Seattle in Spanien zur Ritterin geschlagen worden, weil sie sefardischen Juden zur spanischen Staatsbürgerschaft verholfen hat. »Ich denke, dies ist ein unglaubliches Versprechen«, sagte Alhadeff der Tageszeitung »Seattle Times« über ihren Ritterschlag.

Die Föderation der Jüdischen Gemeinden Spaniens (FCJE) »gratuliert Doreen Alhadeff herzlich zu dieser wohlverdienten Auszeichnung«, sagt Carolina Aisen, Exekutivdirektorin der FCJE und zuständig für die Ausstellung von Bescheinigungen über die sefardische Herkunft von Bewerbern um die spanische Staatsangehörigkeit, im Gespräch mit der Jüdischen Allgemeinen.

gesetz »Bereits vor der Verabschiedung des Gesetzes 2015 hatte sich Doreen mit großer Energie der Erensya-Plattform angeschlossen«, so Aisen. Erensya war vom Centro Sefarad Israel mit Unterstützung der FCJE ins Leben gerufen worden, um die Begegnung zwischen sefardischen Gemeinden und Sefarden aus der ganzen Welt zu fördern.

»Doreen ist zweifelsohne eine der Bastionen«, so Aisen. »Doreen und ihre Gemeinde Ezra Bessaroth in Seattle haben mit der FCJE bei der Bearbeitung von Bescheinigungen zusammengearbeitet und vielen Antragstellern bei der Erlangung der spanischen Staatsangehörigkeit geholfen.«

Die Auszeichnung, die Alhadeff erhalten hat, ist nach Isabella I. von Kastilien benannt – derselben Königin, die zusammen mit ihrem Ehemann, König Ferdinand II. von Aragon, das Alhambra-Dekret erließ, das die Juden 1492 aus Spanien vertrieb.

ultimatum Bis dahin war die Iberische Halbinsel Heimat einer der blühendsten jüdischen Gemeinden Europas. Doch auf Drängen der katholischen Kirche stellten die spanischen Herrscher den spanischen Juden ein Ultimatum: Konvertiert zum Katholizismus oder verlasst das Land. Viele flohen nach Hamburg oder Amsterdam, in den Nahen Osten oder nach Amerika.

Alhadeffs Auszeichnung ist nach Königin Isabella I. benannt, welche die Juden 1492 auswies.

Doreen Alhadeff wurde als Tochter sefardischer Eltern in Seattle geboren. Die 72-Jährige, die Spanisch spricht und Ladino versteht, das in ihrem Elternhaus gesprochen wurde, studierte in Washington und Madrid. Seit Jahrzehnten engagiert sie sich in ihrer lokalen sefardischen Gemeinde. So gründete sie 2013 das Seattle Sefardic Network, das kulturelle Programme und Veranstaltungen für die Gemeinde anbietet und Antragsberechtigten hilft, die spanische oder portugiesische Staatsbürgerschaft zu erhalten. Auch Alhadeffs Ehemann Joseph ist für das Seattle Sefardic Network tätig.

ZUHAUSE »Wenn ich nach Spanien fahre, fühle ich mich zu Hause«, betonte Alhadeff im Gespräch mit der »Seattle Times«. Und als sie 2016 ihre Staatsbürgerschaftspapiere unterzeichnete, sagte sie der »Times of Israel«: »Ich fühlte mich ein bisschen, als würde ich in die Fußstapfen meiner Großmutter treten.« Ihre Großmutter, Dora Levy, war die erste bekannte sefardische Frau, die 1906 aus dem damaligen Konstantinopel nach Seattle kam. Sie half bei der Ansiedlung zahlreicher sefardischer Juden in der Stadt – so wie ihre Enkelin Doreen Alhadeff später viele sefardische Juden unterstützte, die spanische Staatsbürgerschaft zu erhalten.

Möglich machte dies ein 2015 von der spanischen Regierung verabschiedetes Gesetz, das Menschen sefardischer Herkunft als eine Art Entschädigung für die 1492 begonnene Vertreibung der Juden die Staatsbürgerschaft gewährt. Die Antragsteller müssen nicht jüdisch sein, aber mindestens einen jüdischen Vorfahren nachweisen, der während der Inquisition vertrieben wurde, sie müssen Spanisch sprechen und einen Einbürgerungstest bestehen. Bis Oktober 2019 konnten Anträge eingereicht werden.

Mehr als 130.000 Anträge gingen beim Justizministerium in Madrid ein, die meisten davon aus Ländern in Lateinamerika. Auch Alhadeff stellte einen Antrag. Sie sagt: »Ich hatte das Gefühl, dass meiner Familie etwas Wichtiges genommen wurde – ich wollte es zurückhaben.«

USA

Modisch und menschlich

Seit 25 Jahren betreibt Allison Buchsbaum eine Galerie für zeitgenössischen Schmuck in Santa Fe. Für die Expertin von internationalem Ruf ist es nun auch ein persönlicher Neuanfang

 22.10.2024

Großbritannien

»Zionistisch und stolz«

Phil Rosenberg, der neue Chef des Board of Deputies of Jews, über den Kampf gegen Judenhass, das Verhältnis zu muslimischen Kollegen seit dem 7. Oktober und Optimismus

von Daniel Zylbersztajn-Lewandowski  20.10.2024

Südafrika

Terroristin auf dem Straßenschild?

In Johannesburg soll eine wichtige Hauptverkehrsstraße nach der Flugzeugentführerin Leila Chaled benannt werden

von Michael Thaidigsmann  16.10.2024

New York

Versteck von Anne Frank wird in Originalgröße nachgebaut

Rekonstruktion soll zum 80. Jahrestag der Befreiung des deutschen Konzentrationslagers Auschwitz in New York zu sehen sein

von Annette Birschel  16.10.2024

Österreich

Wenn der Rebbe keltert

Der Wiener Rabbiner Schlomo Hofmeister kauft jedes Jahr bei einem Winzer im Burgenland Trauben und produziert seinen eigenen koscheren Wein. Ein Ortsbesuch in Gols

von Tobias Kühn  16.10.2024

Lufthansa

Millionenstrafe wegen Diskriminierung von Juden

Die USA sanktionieren die Airline wegen des Ausschlusses von 128 jüdischen Fluggästen vom Weiterflug nach Ungarn

 16.10.2024

Indien

Kosher Mumbai

Mithilfe der »Jewish Route« soll in der indischen Metropole der reichen jüdischen Vergangenheit gedacht und eine Brücke zur Gegenwart geschlagen werden

von Iris Völlnagel  15.10.2024

Ungarn

Identitäten im Dilemma-Café

»Haver« nennt sich eine Stiftung, deren Ziel es ist, nicht-jüdischen Jugendlichen durch Spiele und moderierten Diskussionen das Judentum näherzubringen

von György Polgár  14.10.2024

Ungarn

Willkommen in Szarvas!

Einen Sommer über haben Kinder aus Osteuropa, aber auch aus Israel oder der Türkei in Szarvas neben Spaß und Spiel auch Stärke und Resilienz tanken können

von György Polgár  14.10.2024