Ungarn

Reden über Eichmann

Stadtführung: Kippot für alle Foto: Martin Fejer

Kaum hörbar zittert die Stimme des alten Mannes im Saal. Josef Kleinmann erzählt von seiner Zeit im Vernichtungslager Auschwitz. Von den 250 jungen Teilnehmern der Post-Taglit-Convention vergangene Woche in Budapest finden sich rund hundert zu den Berichten der Zeugen der Anklage des Eichmann-Prozesses ein.

Vor 50 Jahren fand der Prozess gegen den wegen millionenfachen Mordes angeklagten ehemaligen SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann in Jerusalem statt. Dieses Schlüsselereignis der Verfolgung und Aufarbeitung der NS-Verbrechen bildete das Oberthema der viertägigen Konferenz, die die Jewish Agency und Yad Vashem mit Unterstützung der Jewish Claims Conference durchführten.

Attraktiv Mitorganisator Alex Delomann fürchtete wegen der Ernsthaftigkeit des Themas, dass sich zu wenige Teilnehmer anmelden. Schließlich laufen die Conventions seit einem Jahr unter dem Motto »Wissen, Freunde, Spaß«. Doch: »Wir mussten die zugelassene Teilnehmerzahl sogar erhöhen«, sagt er. »Sicher hat das auch mit der Attraktivität Budapests zu tun.«

Delomann sieht die halb leeren Stuhlreihen an diesem Vormittag gelassen: »Wir leben in einer Spaßgesellschaft, warum sollte das bei jüdischen Jugendlichen anders sein?« Er nennt zwei Programmpunkte, bei denen sich aber bestimmt alle 250 Teilnehmer einfinden werden: »Kabbalat Schabbat und die Abschlussparty!« Dazwischen finden Workshops mit Efraim Zuroff, dem Direktor des Jerusalemer Simon-Wiesenthal-Zentrums, Shlomit Steiner von der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem und dem Knesset-Abgeordneten Ze’ev Elkin vom regierenden Likud statt.

Auswanderung »Bis auf drei, vier Ausnahmen sind alle Teilnehmer der Konferenz aus der alten Sowjetunion«, sagt Margarita Karasik (25), die vor elf Jahren aus der Ukraine nach Fulda kam. 2004 hat sie am Taglit-Birthright-Programm teilgenommen, das von amerikanischen Geschäftsleuten und dem Staat Israel finanziert wird und jedem jüdischen Jugendlichen einen kostenlosen zehntägigen Aufenthalt in Israel ermöglicht.

Delomann betont, dass es der Jewish Agency keineswegs um Auswanderungsförderung ginge, sondern um die Stärkung der Verbindungen Israels zur Diaspora. Große Taglit-Nachtreffen gibt es erst seit einem Jahr. Doch weshalb in Ungarn? Delomann sieht es pragmatisch: »Nirgendwo sonst konnten wir zu dem Preis eine koschere Konferenz organisieren.«

Bundesamt für Statistik

Dieser hebräische Vorname ist am beliebtesten bei Schweizer Eltern

Auch in der Schweiz wählen Eltern weiterhin häufig biblische Namen für ihr Neugeborenes

von Nicole Dreyfus  04.09.2025 Aktualisiert

USA

Aus Prinzip einfach

Wie die Kochbuchautorin Adeena Sussman die jüdische Küche noch populärer macht

von Sarah Thalia Pines  04.09.2025

Der Vorfall ereignete sich vergangene Woche im AZ Zeno Campus-Krankenhaus in Knokke-Heist in Belgien.

Belgien

Antisemitischer Arzt diskriminiert jüdisches Mädchen

Der Radiologe notierte auf dem Diagnoseblatt »jüdisch (Israel)« und teilt in seinen Social-Media-Konten antisemitische Karikaturen

von Nicole Dreyfus  02.09.2025

Schweiz

35 Jahre orthodoxe Nachrichten

»Die Jüdische Zeitung« ist die einzige deutschsprachige Wochenzeitschrift charedischer Juden – die Zahl der Leser wächst

von Peter Bollag  02.09.2025

Europa

Angst im Gepäck

Fast überall auf dem Kontinent kommt es zu verbalen oder gewalttätigen Übergriffen gegen jüdische und israelische Touristen. Wir haben Reisende gefragt, wie sie damit umgehen

von Nicole Dreyfus  01.09.2025

Rom

Goethe, Gucci, Miete – Streit um historisches Kaffeehaus

Seit 2017 gibt es einen Konflikt mit dem Eigentümer, dem Israelitischen Krankenhaus – nun soll das Antico Caffè Greco offenbar schließen

von Sabina Crisan  31.08.2025

Frankreich

Rabbinerin und Medienstar

Delphine Horvilleur ist die prominenteste Vertreterin des liberalen Judentums im Land. Trotz antisemitischer Angriffe und Hass aus verschiedenen Richtungen hält sie am Dialog fest

von Christine Longin  31.08.2025

Schweiz

Antisemitische Hetze in Zürich

In den Stadtvierteln Enge und Wollishofen, wo viele Juden leben, sind israelfeindliche Plakate an öffentlichen Orten aufgetaucht

 29.08.2025

Würdigung

Tapfer, klar, integer: Maram Stern wird 70

Er ist Diplomat, Menschenfreund, Opernliebhaber und der geschäftsführende Vizepräsident des Jüdischen Weltkongresses. Zum Geburtstag eines Unermüdlichen

von Evelyn Finger  29.08.2025