London

Proteste vor den Wahlen

Kundgebung gegen Antisemitismus am Sonntag in London Foto: imago images/ZUMA Press

Wenige Tage vor der britischen Unterhauswahl am 12. Dezember haben sich am Sonntag vor dem Parlament in London rund 3000 Demonstranten zu einer Kundgebung gegen Antisemitismus versammelt. Wie britische Medien berichteten, zeigten die Protestierenden Plakate mit Aufschriften wie »Zusammen gegen Antisemitismus« oder »Antisemitism = Racism« und »Rassist Corbyn ist ungeeignet, Premier zu sein«.

Organisiert wurde der Protest von der Organisation Campaign Against Antisemitism (CAA). Deren Angaben zufolge reisten einige Demonstranten auch aus Glasgow, Liverpool, Wales und Manchester an. Die Veranstalter erklärten, man wolle das Bewusstsein für den zunehmenden »Judenhass in der Politik und die Häufung antijüdischer Hassverbrechen« schärfen.

Bitte CAA-Geschäftsführer Gideon Falter sagte zu den Protestierenden: »Heute stehen wir hier auf diesem Platz vor der Mutter der Parlamente im Land der Magna Carta, dem Land, das allein stand als Licht in Europa, als der Hass Nazi-Deutschlands den Kontinent umhüllte. (...) Wir stehen hier, um alle Menschen in unserem Land zu bitten, bei uns zu stehen.«

Der 52-jährige Daniel Anderson, Labour-Stadtrat aus New Southgate, erklärte, es sei das erste Mal, dass er an einer Kundgebung gegen Antisemitismus teilnehme, doch diesmal müsse man wirklich Stellung beziehen. »Ich bin mit Sicherheit kein Befürworter einer konservativen Regierung«, doch es gehe um die Zukunft, nicht nur für Juden. »Es besteht große Besorgnis darüber, wie das Wahlergebnis aussehen könnte.«

Etliche britische Juden haben Angst davor, die Labour-Partei könnte bei den Wahlen am Donnerstag stärkste Kraft werden.

Etliche britische Juden haben Angst davor, die Labour-Partei könnte bei den Wahlen am Donnerstag stärkste Kraft werden. Sie weisen auf zahlreiche antisemitische Vorkommnisse in der Partei hin und werfen Partei-Chef Jeremy Corbyn vor, nicht angemessen darauf zu reagieren.

Zunehmend lauter werden allerdings auch Hinweise, der kritische Blick nach links führe zu Blindheit auf dem rechten Auge. Dies betonte die Schauspielerin Tracy-Ann Oberman, die die Labour Party wegen des Antisemitismusstreits kritisiert hatte, am Sonntag vor den Protestierenden in einer emotionalen Rede.

zangengriff »Die jüdische Gemeinde befindet sich im Zangengriff zwischen der extremen Rechten und den ganz Linken«, sagte Oberman. »Dinge, die früher in Kneipen oder hinter verschlossener Tür gemurmelt wurden, werden jetzt offen und ohne Scheu ausgesprochen und geteilt.«

Sie selbst werde häufig antisemitisch beleidigt und »als jüdische Schlampe bezeichnet oder als vom Mossad bezahlte Agentin«, die ihre »vielen Schekel« vor dem Fiskus verstecke.

»Jeden Tag wache ich auf und sehe mich mit einer Flut von Online-Beschimpfungen konfrontiert, weil ich nicht den Mund halte. Aber ich werde mich nicht einschüchtern lassen, und ich werde nicht weggehen«, sagte sie unter großem Applaus der Protestierenden.  ja

Kommentar

Müssen immer erst Juden sterben?

Der Anschlag von Sydney sollte auch für Deutschland ein Weckruf sein. Wer weiter zulässt, dass auf Straßen und Plätzen zur globalen Intifada aufgerufen wird, sollte sich nicht wundern, wenn der Terror auch zu uns kommt

von Michael Thaidigsmann  14.12.2025

Meinung

Blut statt Licht

Das Abwarten, Abwiegeln, das Aber, mit dem die westlichen Gesellschaften auf den rasenden Antisemitismus reagieren, machen das nächste Massaker nur zu einer Frage der Zeit. Nun war es also wieder so weit

von Sophie Albers Ben Chamo  14.12.2025

Anschlag in Sydney

Felix Klein: »Von Terror und Hass nicht einschüchtern lassen«

Zwei Männer töten und verletzen in Sydney zahlreiche Teilnehmer einer Chanukka-Feier. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung äußert sich zu der Tat

 14.12.2025

Terror in Sydney

Zivilist entwaffnet Angreifer und wird als »Held« gefeiert

Zwei Männer schießen auf Teilnehmer einer Chanukka-Feier in Sydney: Es gibt Tote und Verletzte. Ein Video soll nun den mutigen Einsatz eines Passanten zeigen

 14.12.2025

Australien

Merz: »Angriff auf unsere gemeinsamen Werte«

Bei einem Anschlag auf eine Chanukka-Feier in der australischen Metropole gab es viele Tote und Verletzte. Der Bundeskanzler und die Minister Wadephul und Prien äußern sich zu der Tat

 14.12.2025 Aktualisiert

Terror in Sydney

Zentralrat der Juden: »In Gedanken bei den Betroffenen«

Der Zentralrat der Juden und weitere jüdische Organisationen aus Deutschland äußern sich zu dem Anschlag auf eine Chanukka-Feier im australischen Sydney

 14.12.2025 Aktualisiert

Terror

Polizei: 9 Tote bei Angriff in Sydney

Was bislang bekannt ist - und was nicht

 14.12.2025

Australien

Mindestens zwölf Tote bei antisemitischem Massaker in Sydney

Australien ist im Schockzustand: Zwei Attentäter schossen am Sonntag auf Juden, die sich in Bondi Beach zu einer Chanukka-Feier versammelt hatten

von Michael Thaidigsmann  14.12.2025 Aktualisiert

Australien

Judenfeindlicher Terroranschlag in Sydney: Zwei Personen in Polizeigewahrsam

Die Polizei ruft nach dem Angriff in Sydney dazu auf, das Gebiet des Angriffs weiter zu meiden. Der Einsatz dauere an

 14.12.2025