Meinung

Prigoschin: Kein Retter Russlands

Alexander Friedman Foto: privat

Am 24. Juni blickte die ganze Welt gebannt auf die Rebellion der Wagner-Gruppe mit Jewgeni Prigoschin an der Spitze. Prigoschins »Marsch der Gerechtigkeit« wird als eine präventive Aktion gegen die Neutralisierung seiner Privatarmee dargestellt, welche Prigoschins Rivale, Verteidigungsminister Sergej Schoigu, geplant haben soll.

Kurz vor Moskau zieht Prigoschin seine Leute aber überraschend zurück. In die Geschichte wird diese Rebellion wohl als eine groteske Meuterei mitten im Ukraine-Krieg eingehen, die dem System Putin einen brutalen Schlag verpasste.

verräter Prigoschin wird in diesen Tagen von vielen Russen gefeiert. Die russische Propaganda verteufelt ihn hingegen als Verräter und bringt ihn mit ausländischen Feinden in Verbindung. Hinter Prigoschin vermutet man die USA, Großbritannien und möglicherweise »ein Land im Nahen Osten«, also Israel. Der jüdische Staat? Wer sonst!

Hinter Prigoschin vermutet man »ein Land im Nahen Osten«, also Israel.

Prigoschins jüdische Wurzeln sind in Russland ein offenes Geheimnis. Politische Gegner mit ultra­nationalistischem Hintergrund arbeiten sich fleißig an seiner Herkunft ab. Obschon »Vaterjude« Prigoschin seine Familiengeschichte nicht verheimlicht, scheint er keine jüdische Identität zu haben. Jedoch gehörte immerhin ein jüdisches Restaurant zu seinem Gastronomieunternehmen, das er in Sankt Petersburg aufgebaut hat.

Zerstörer In dieser Stadt kreuzten sich auch die Wege zweier Männer, die beinahe drei Jahrzehnte ein sehr enges Verhältnis hatten. Während der einstige KGB-Offizier Wladimir Putin eine rasante Karriere in der Petersburger Stadtverwaltung und später in Moskau machte, verdankte der frühere Kriminelle Prigoschin seinen Aufstieg nicht zuletzt dem mächtigen Patron.

In diesen Tagen lassen sich beide, Putin und Prigoschin, als »Russlands Retter« feiern. Retter sind sie jedoch beide nicht. Sie sind vielmehr Pest und Cholera der russischen Politik – die Zerstörer von Gegenwart und Zukunft dieses Landes.

Der Autor ist Historiker und lebt in Düsseldorf.

Großbritannien

Nike hat es »nicht böse gemeint«

Der Sportartikel-Konzern hing zum London Marathon ein Banner auf, das aus Sicht von Kritikern die Schoa lächerlich gemacht hat. Jetzt hat sich das Unternehmen entschuldigt.

 29.04.2025

Schweiz

Junger Mann wegen geplanten Anschlags auf Synagoge Halle verhaftet

Die Anschlagspläne soll er laut Staatsanwaltschaft zwischen Juli 2024 und Februar 2025 wiederholt in einer Telegram-Chatgruppe angekündigt haben

 29.04.2025

Sport

Nach Anti-Israel-Eklat: Jetzt sprechen die Schweizer Fechter

Bei der Nachwuchs-EM der Fechterinnen und Fechter kommt es in Estland zu einer viel diskutierten Szene. Nun haben sich die verantwortlichen Schweizer erklärt

 28.04.2025

Fecht-EM

Schweizer Fechter schauen bei israelischer Hymne demonstrativ weg

Nachdem die U23-Mannschaft der Schweizer Fechter gegen Israel protestierte, äußert sich nun der Schweizer Fechtverband und verurteilt den Vorfall

von Nicole Dreyfus  28.04.2025

Großbritannien

Israelfeindliche Aktivisten stören London-Marathon

Mitten im London-Marathon kommt es zu einer Protestaktion gegen Israel. Zwei Aktivisten springen auf die Strecke und streuen rotes Pulver

 27.04.2025

Essay

Wir gehen nicht allein

Zum ersten Mal hat unsere Autorin mit dem »Marsch der Lebenden« das ehemalige KZ Auschwitz besucht. Ein Versuch, das Unvorstellbare in Worte zu fassen

von Sarah Maria Sander  27.04.2025

Frankreich

Serge Klarsfeld: »Wir müssen vorbereitet sein«

Der Holocaust-Überlebende und Nazi-Jäger hat in »Le Figaro« einen dringenden Appell veröffentlicht und erneut für rechte Parteien geworben. Das Judentum sei bedrohter denn je, glaubt er

 25.04.2025

USA

Sharon Osbourne vs. die Anti-Israel-Popkultur

Rock-Veteranin Sharon Osbourne hat sich mit dem irischen Rap-Trio Kneecap angelegt, das offensichtlich meint, mit Hassrede gegen Israel seine Fanbase vergrößern zu können

von Sophie Albers Ben Chamo  25.04.2025

KZ-Gedenkstätte Auschwitz

Israels Präsident Isaac Herzog und Eli Sharabi beim »Marsch der Lebenden«

Auf dem Weg von Auschwitz nach Birkenau sind diesmal auch ehemalige israelische Geiseln der Hamas dabei. Israels Präsident Herzog erinnerte an die weiterhin in Gaza gefangen gehaltenen israelischen Geiseln

 24.04.2025