Antisemitische Hasspredigt

Polen: Priester zu 180 Stunden gemeinnütziger Arbeit verurteilt

Wurde von einem Gericht zu gemeinnütziger Arbeit verurteilt: der katholische Priester Michał Woźnicki Foto: Screenshot YouTube

Im polnischen Posen hat ein Gericht einen offen antisemitischen katholischen Priester wegen mehrerer judenfeindlicher Aussagen zu insgesamt 180 Stunden gemeinnütziger Arbeit verurteilt. Michał Woźnicki hatte im Oktober 2021 in einer im Internet verbreiteten Predigt Juden mit Parasiten verglichen.

Wörtlich sagte er: »Juden in der Welt haben die Rolle eines Blutegels, einer Zecke, der auf dem Körper des Wirts lebt, anschwillt und den Wirtskörper absterben lässt.«

Die Katholische Kirche hatte Woźnicki schon länger im Visier und belegte ihn 2018 mit Sanktionen. So darf er seitdem in Kirchen keine Gottesdienste mehr zelebrieren. Auch deshalb verlegte er seine Auftritte ins Internet.

Nun schritt die Justiz ein: Ein Bezirksgericht in Posen verurteilte Woźnicki vor Kurzem zu sechs Monaten freiheitseinschränkender Maßnahmen. Er muss jeweils 30 Stunden im Monat ohne Bezahlung für soziale Dienste arbeiten. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Der Verein Otwarta Rzeczpospolita (»Offene Republik«) hatte bei den Behörden Beschwerde gegen Woźnicki eingelegt. »Dies ist ein Präzedenzfall«, hieß es in einer Erklärung des Vereins. »Es war nicht die erste Hasspredigt von Woźnicki, aber die erste, mit der sich die Staatsanwaltschaft befasst hat«, erklärte die Vereinigung.

PRÄZENDENZFALL Ihr zufolge ist Woźnicki der erste katholische Geistliche in Polen, der für Hassrede gegen Juden juristisch zur Verantwortung gezogen wurde. Vertreter der jüdischen Gemeinschaft in Polen begrüßten das Urteil. »Woźnicki ist bekannt für seine antisemitischen Hetzreden und kirchenfeindlichen Tiraden«, erklärte Polens Oberrabbiner Michael Schudrich gegenüber der »Jewish Telegraphic Agency«. Das Gericht habe ein klares Urteil gefällt, dass antisemitische Hassrede in Polen illegal sei.

Der zuständige Richter in Posen betonte in seinem Urteil, dass die Form der Predigt es nicht rechtfertige, antisemitische Inhalte an eine größere Öffentlichkeit zu verbreiten. Trotzdem entschied das Gericht, keine Haftstrafe gegen Woźnicki zu verhängen.

Auf den Richterspruch reagierte der Betroffene mit den Worten: »Anscheinend mögen mich die Juden nicht, weil ich den Herrn Jesus liebe. Als Nichtjude gebe ich dem jüdischen König nach, während die Juden ihrem König nicht so sehr gehorchen.«

Er sei lediglich »des Predigens überführt worden«, behauptete Woźnicki nach dem Richterspruch – und lieferte gleich die nächste antisemitische Aussage ab: »Sie haben Jesus am Kreuz gefoltert.« mth

USA

Juden in den USA wünschen sich Dialog mit neuem Papst

Anders als sein Vorgänger Franziskus hat sich Leo XIV. als Kardinal nicht mit israelkritischen Äußerungen zum Gazakrieg hervorgetan. Jüdische US-Organisationen hoffen auf einen guten Austausch mit dem neuen Papst

von Christoph Schmidt  09.05.2025

USA

Die Magie der Start-ups

Auch Arielle Zuckerberg mischt in der Hightech-Welt mit. Als Investorin ist die Schwester von Mark Zuckerberg derzeit zudem auf jüdischer Mission

von Paul Bentin  08.05.2025

Judenhass

Alarmierende Zahlen

J7 stellt ersten Jahresbericht über Antisemitismus in den sieben größten Diaspora-Gemeinden vo

 07.05.2025

Meinung

Null Toleranz für Gewaltaufrufe

Ein Großereignis wie der Eurovision Song Contest darf keine Sicherheitslöcher zulassen, findet unsere Schweiz-Redakteurin Nicole Dreyfus

von Nicole Dreyfus  07.05.2025

Eurovision Song Contest

Israelische Sängerin Yuval Raphael wird von der Schweiz nicht extra geschützt

Die Basler Sicherheitsbehörden wissen um die angespannte Lage, das Sicherheitsrisiko in der Schweiz ist hoch

von Nicole Dreyfus  06.05.2025

Interview

»Wir sind ein Impulsgeber«

Zentralratspräsident Josef Schuster über die Internationale Task Force gegen Antisemitismus J7, den deutschen Vorsitz und ein Treffen in Berlin

von Philipp Peyman Engel  05.05.2025

Ukraine

Mit Tränen in den Augen

Die Weltordnung zerfällt, doch eine sinnvolle Gestaltung des 80. Jahrestags zum Ende des Zweiten Weltkriegs ist möglich, sagt unser Autor

von Vyacheslav Likhachev  04.05.2025

Österreich

Pita und Krautrouladen

Haya Molcho hat sich im Laufe der Jahre von Wien aus ein Imperium erkocht. Ein Gespräch über Familie, Politik und Balagan in der Küche

von Nicole Dreyfus  04.05.2025

Florenz

Judenretter und Radsportheld

Als Gigant der Landstraße ging Gino Bartali in die Geschichte des Radsports ein. Was der im Jahr 2000 gestorbene Italiener abseits der Rennen leistete, nötigt mindestens ebenso viel Respekt ab

von Joachim Heinz  02.05.2025