Venezuela

Oberrabbiner wird Botschafter

Juan Guaidó, selbst ernannter Interimspräsident Foto: dpa

Mehr als ein Jahrzehnt, nachdem Venezuela und Israel ihre diplomatischen Beziehungen abgebrochen haben, will Venezuelas selbst ernannter Interimspräsident Juan Guaidó einen Botschafter nach Israel entsenden. Er habe der Nationalversammlung Pynchas Brener, seit 1967 Oberrabbiner der aschkenasischen Gemeinde Venezuelas, als künftigen diplomatischen Vertreter vorgeschlagen, erklärte Guaidó in Caracas.

Brener wurde 1931 in Polen geboren. Als er vier Jahre alt war, wanderte seine Familie nach Peru aus, wo Breners Vater eine Stelle als Rabbiner antrat. In Ermangelung jüdischer Bildungseinrichtungen besuchte Brener eine katholische Schule. Danach ging er nach New York, wo er an der Ye­shiva University zum Rabbiner ausgebildet wurde. Zudem erwarb er einen Master in Mathematik an der Columbia University. Der heute 88-Jährige ist Präsident des »Komitees der Beziehungen zwischen Kirchen und Synagogen in Venezuela«.

aussenministerium Das israelische Außenministerium äußerte sich zunächst nicht zu der Ernennung. Auch blieb bislang unklar, ob sich Brener in Israel niederlassen wird.

Wegen der Operation »Gegossenes Blei«, einer israelischen Militäroffensive in Ga­za Ende 2008/Anfang 2009, übte Ve­nezuelas damaliger Präsident Hugo Chavez scharfe Kritik an Jerusalem und verwies den israelischen Botschafter des Landes. Beide Staaten brachen daraufhin ihre diplomatischen Beziehungen ab. Venezuela und Israel hatten nach der Gründung des jüdischen Staates zunächst enge Beziehungen. Bis 1980 unterhielt Caracas seine Botschaft in Jerusalem, die dann – wie auch die diplomatischen Vertretungen anderer Staaten – nach Tel Aviv verlegt wurde.

In den vergangenen zehn Jahren hat sich Venezuela dem Iran angenähert. Beide Staaten einen die OPEC-Mitgliedschaft und ein ausgeprägter Antiamerikanismus. Es gibt zahlreiche Wirtschaftsabkommen zwischen Caracas und Teheran, und iranische Unternehmen investieren kräftig in Venezuela. Die USA und Israel wiederum verdächtigen Caracas der Zusammenarbeit mit der von Teheran unterstützten Hisbollah.

machtkonflikt Israel wiederum hat im venezolanischen Machtkonflikt sehr früh die Regierung Guaidó anerkannt. Seitdem haben sich mehrere Vertreter der venezolanischen Opposition für die Wiederherstellung der diplomatischen Beziehungen zwischen Israel und Venezuela ausgesprochen. Obwohl von mehr als 50 Staaten weltweit anerkannt, darunter auch Deutschland, verfügt Guaidó in Venezuela selbst faktisch über keine Macht.

Die Massenproteste zu Beginn des Jahres sind abgeflaut, und Guaidó versucht verzweifelt, das Heft des Handelns wieder in die Hand zu bekommen. Wie so viele Venezolaner in den vergangenen Jahren haben Venezuelas Juden in Massen das Land verlassen. Von ehemals 25.000 leben heute schätzungsweise nur noch knapp 6000 in Venezuela.

Ukraine

Auf allen Kanälen

Anna Ukolova ist die russischsprachige Stimme der israelischen Armee. Ein Interview über Blogger, anti-israelische Propaganda und das Leben als Einwanderin

von Eugen El  18.06.2025

Imanuels Interpreten (10)

Kenny G: Das Enfant Terrible des Jazz

Er ist der erfolgreichste Instrumentalmusiker – und der meistgehasste. Warum eigentlich?

von Imanuel Marcus  17.06.2025

Krieg in Israel

Rabbiner: Unterstützung für gestrandete Israelis in Europa

Sie können momentan nicht nach Israel zurück. Jüdische Gemeinden in Europa sind gebeten, sie mit Unterkünften und anderem zu unterstützen. In Gemeinden herrscht unterdessen große Besorgnis, auch wegen der Sicherheit

von Leticia Witte  16.06.2025

Nachruf

Der Lippenstiftverkäufer

Leonard Lauder, der aus dem von seinen Eltern gegründeten Kosmetikunternehmen Estée Lauder einen Weltkonzern machte, ist im Alter von 92 Jahren gestorben

von Michael Thaidigsmann  16.06.2025

USA

Farlir nur nit dein Hofenung

Wie ein schwarzer Kantor in den 1920ern New Yorks Juden verzauberte und sogar durch Europa tourte. Die unglaubliche Geschichte des Thomas LaRue, dessen Stimme erstmals wieder zu hören ist

von Nicole Dreyfus  15.06.2025

Nationaler Sicherheitsrat

Offizielle Warnungen für Israelis und Juden im Ausland

Wachsamkeit, Kooperation und Zurückhaltung. Der israelische Nationale Sicherheitsrat hat Warnhinweise für Israelis und Juden im Ausland veröffentlicht

 13.06.2025

Zürich

Israelhasser wollten Zürich zum Stillstand bringen

Am Donnerstagabend wollten »propalästinensische« Demonstranten durch die Zürcher Innenstadt ziehen

von Nicole Dreyfus  12.06.2025 Aktualisiert

Bosnien und Herzegowina

Goldschmidt: Boykott von Rabbinertreffen ist »eine Schande«

Die Europäische Rabbinerkonferenz kann nicht in Sarajevo tagen. Grund ist der Boykottaufruf eines Ministers. Der CER-Präsident fordert nun Konsequenzen

von Michael Thaidigsmann  12.06.2025

New York

Weinstein in neuem Prozess wieder verurteilt

Der Schuldspruch gegen den ehemaligen Filmmogul im Jahr 2020 galt als Meilenstein – bis er 2024 überraschend kassiert wurde. Nun hat erneut eine Jury geurteilt, aber das letzte Wort ist noch nicht gesprochen

 12.06.2025