USA

Obamas Schatzmeister

Demnächst Finanzminister: Jack Lew Foto: dpa

Hoffen wir, dass die Welt künftig freitagabends nach Sonnenuntergang von großen Finanzkatastrophen verschont bleibt. Dann sitzt der designierte amerikanische Finanzminister nämlich mit seiner Familie zu Tisch und singt den Segen über Wein und Brot. Das Telefon bleibt ausgeschaltet, der Präsident riefe also vergeblich an. Jacob Joseph »Jack« Lew ist nämlich nicht nur Jude, er ist auch ein praktizierender, ein orthodoxer Jude. Er betritt Neuland: Noch kein religiöser Sohn Israels ist in der amerikanischen Regierung dermaßen hoch aufgestiegen.

jugend Jack Lew (57) trägt eine Harry-Potter-Brille und hat dunkles Haar, in das sich mittlerweile allerhand Weiß mischt. Früher, als Schüler im New Yorker Stadtteil Queens, soll er mit langen Haaren und ausgefransten Jeans herumgelaufen sein. Damals wollte er Journalist werden und gab eine Schülerzeitung heraus. Aber er schlug schon bald eine politische Karriere ein.

Lew ist ein überzeugter Linksliberaler, der die Sozialprogramme der amerikanischen Bundesregierung – etwa »Medicare«, jenes Programm, das allen über 65-Jährigen freien Zugang zu medizinischer Versorgung garantiert und dabei den Staatshaushalt an den Rand des Ruins bringt – mit Zähnen und Klauen verteidigt. Gleichzeitig hat er sich den Respekt vieler Republikaner verdient. Er gilt als harter, aber fairer Verhandlungspartner.

stabschef Im Übrigen gehört dieser Linksliberale selbst zu jenem »einen Prozent« der sehr Reichen, die von den Linken der Occupy-Wall-Street-Bewegung inständig gehasst werden. Er hat früher für die Citigroup gearbeitet, war also selbst Banker. Er hat dem Weißen Haus schon unter Clinton gedient. Derzeit arbeitet er als Stabschef.

Lew ist ein scheuer Mann, der Privates für sich behält. Er treibt sich nicht auf Partys herum, sondern pendelt zwischen Washington und seinem Haus in der Bronx. Sein Verhältnis zum Präsidenten wird als brüderlich beschrieben. Nach dem Massaker vor vier Wochen in einer Schule in Connecticut betete er zusammen mit dem Präsidenten für die Opfer.

opposition Die Ernennung von Jack Lew ist ein Signal, dass das Kabinett von Barack Obama in der zweiten Amtszeit deutlich nach links rutscht. Lew kann sich deshalb auf geharnischte Opposition aus den Reihen der republikanischen Partei gefasst machen.

Tevi Troy, ein orthodoxer Jude, der unter George W. Bush eine hohe Stellung in der Gesundheitsbehörde innehatte, sagte über Jack Lew: »Er ist ideologisch und setzt sich sehr für Sozialprogramme ein – ohne volles Verständnis für die steuerlichen Schwierigkeiten, denen wir gegenüberstehen.« Gleichzeitig war Tevi Troy aber doch zufrieden, dass mit Jack Lew ein religiöser Jude nun eine dermaßen hohe Position einnimmt, und sprach sich dafür aus, ihn in seinem neuen Amt zu bestätigen.

An einem wichtigen Detail wird Lew allerdings noch feilen müssen: an seiner Unterschrift. Es ist nämlich so, dass die Signatur des Finanzministers in Amerika auf jedem Dollarschein erscheint – und Jack Lews Gekrakel sieht aus wie ein Wollknäuel, das einer Katze in die Pfoten gekommen ist. Barack Obama gab offiziell bekannt: Sein künftiger Finanzminister habe ihm versprochen, mindestens ein Buchstabe werde auf den Dollarscheinen lesbar sein.

USA

Angriff auf Cousin einer ermordeten Geisel

Ariel Yaakov Marciano wurde in Santa Monica angegriffen und geschlagen, weil er Hebräisch sprach

 17.09.2025

Belgien

Gent bleibt hart: Lahav Shani bei Festival weiter unerwünscht

Nach massiver Kritik befasste sich der Verwaltungsrat des Musikfestivals am Montagabend erneut mit der Ausladung der Münchner Philharmoniker. Es blieb bei der Ausladung

von Michael Thaidigsmann  16.09.2025

Bundesamt für Statistik

Dieser hebräische Vorname ist am beliebtesten bei Schweizer Eltern

Auch in der Schweiz wählen Eltern weiterhin häufig biblische Namen für ihr Neugeborenes

von Nicole Dreyfus  16.09.2025 Aktualisiert

Kommentar

Das Geraune von der jüdischen Lobby

Der Zürcher »Tages-Anzeiger« befasst sich kritisch mit dem Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund, der die Absage einer Veranstaltung mit Francesca Albanese an der Uni Bern gefordert hatte. Dabei war diese Intervention richtig

von Michael Thaidigsmann  15.09.2025

Argentinien

Raubkunst in der Immobilienanzeige

Die Tochter eines Naziverbrechers wollte ihre Villa verkaufen und führte Ermittler auf die Spur einer gestohlenen Kunstsammlung

von Andreas Knobloch  13.09.2025

München/Gent

Charlotte Knobloch spricht von »historischem Echo«

Nach der Ausladung des israelischen Dirigenten Lahav Shani von einem Musikfestival meldet sich Charlotte Knobloch mit deutlichen Worten

 11.09.2025

Italien

Jüdisches Touristen-Paar in Venedig attackiert

Die Täter schrien »Free Palestine«, bevor sie die Ehefrau mit einer Flasche attackierten und ihren Ehemann ohrfeigten

 11.09.2025

Georgien

Sicher und schön

Der Kaukasus-Staat pflegt Erbe und Zukunft der Juden. Und bietet atemberaubende Natur. Ein Besuch

von Michael Khachidze  11.09.2025

Belgien

Argerich, Maisky, Schiff empört über Gent-Festival

Bekannte jüdische und nichtjüdische Musiker haben eine Petition gestartet, um gegen die Ausladung der Münchner Philharmoniker und ihres Dirigenten Lahav Shani zu protestieren

 11.09.2025